Die Studie nimmt in Aufnahme grundlegender soziologischer Einsichten die Beschreibungen des Fremden und des Eigenen als aufeinander bezogene situationsgebundene Konstruktionsprozesse wahr. Dabei setzt sie sich sowohl mit den narrativen als auch den Gesetzes-Texten des Deuteronomiums, des 5. Buches Mose auseinander, die den Umgang mit fremden Menschen, Göttern und Praktiken regeln. Die Bandbreite der Wertung reicht in diesen Texten von der Aufforderung zur Fremdlingsliebe (Dtn 10,19) bis zum radikalen Banngebot an den kanaanäischen Völkern (Dtn 7) und damit der Forderung ihrer vollständigen Vernichtung. Durch die Verknüpfung von literarhistorischen Analysen und soziologischen Erkenntnissen wird erkennbar, dass die Kategorisierung von Personen (Dtn 7 u.ö.) und Praktiken (Dtn 18) als „fremd“ ein aktiver Zuschreibungsprozess ist. Die Untersuchung zeichnet die Entstehung der deuteronomischen Fremdentexte in vorexilischer, exilischer und nachexilischer Zeit nach und verknüpft die unterschiedlichen Zuschreibungen und Wertungen mit der historischen Situation der jeweiligen Verfasser. Dabei wird deutlich, dass insbesondere dann harte Abgrenzungen gezogen werden, wenn die eigene Identität durch Krisen in Frage gestellt ist. (De Gryter/exc/ill)
Hinweis: Ebach, Ruth, Das Fremde und das Eigene. Die Fremdendarstellungen des Deuteronomiums im Kontext israelitischer Identitätskonstruktionen (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, vol. 471), Berlin et al.: De Gruyter 2014, XII, 354 Seiten, ISBN 978-3-11-036232-9, 109,95 €.