„Eine bedeutende Forscherpersönlichkeit“
Mit Prof. Barbara Stollberg-Rilinger erhält erstmals eine Frau den „Preis des Historischen Kollegs“
Pressemitteilung der WWU vom 9. November 2013
Die Historikerin und Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, hat den „Preis des Historischen Kollegs“ erhalten. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung ist einer der bedeutendsten deutschen Historikerpreise. „Ich freue mich über diesen wertvollen Preis und bin stolz, dass ich nunmehr in einer Preisträgerreihe mit Persönlichkeiten wie Reinhart Koselleck und Jan Assmann stehe. Es ist mir eine übergroße und kaum verdiente Ehre, diesen Preis zu erhalten“, betonte sie bei der Preisverleihung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Barbara Stollberg-Rilinger ist die erste Frau, die diesen Preis erhält.
Mit ihrem Buch „Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches“ habe Barbara Stollberg-Rilinger ein herausragendes Werk verfasst, begründete das Kolleg seine Entscheidung. Sie habe wissenschaftliches Neuland erschlossen, das über die Fachgrenzen hinaus wirke und in seiner sprachlichen Gestaltung vorbildhaft sei. Laudator Prof. Dr. Gerrit Walther, Historiker an der Bergischen Universität Wuppertal, ging in seiner Rede auf Barbara Stollberg-Rilingers Schaffen ein. Ein wichtiger, charakteristischer Zug in „Des Kaisers alte Kleider“ und anderen Werken der Historikerin sei, dass konkrete, lebendige Menschen handelten. „Barbara Stollberg-Rilinger ist eine vorzügliche Historikerin, weil sie Menschen ernst nimmt“, betonte er. Zugleich habe sie es geschafft, historische Ereignisse in „eleganter, anschaulicher Klarheit und ohne Jargon und Wichtigtuerei" zu schildern, würdigte er die Preisträgerin als „bedeutende Forscherpersönlichkeit“. Den Preis übergaben der Vorsitzende des Kuratoriums des Historischen Kolleg, Prof Dr. Andreas Wirsching, und der Vorsitzende der Alfred und Cläre Pott-Stiftung, Dr. Klaus Liesen.
Barbara Stollberg-Rilinger sprach in ihrem Vortrag „Von der Schwierigkeit des Entscheidens“. Sie ging darin aus historischer Perspektive der Frage nach, was es heißt, eine Entscheidung zu fällen, und wie man zu verschiedenen Zeiten mit dem Entscheiden – oder Nicht-Entscheiden – umgegangen ist. Es sei eine sinnvolle Aufgabe für die Geschichtswissenschaft, so die Historikerin, „für eine kritische Distanz gegenüber unserer heutigen Entscheidungskultur zu sorgen“.
Der Preis des Historischen Kollegs wurde vor 30 Jahren auf Initiative des Kölner Historikers Theodor Schieder, damals Kuratoriumsvorsitzender des 1980 gegründeten Historischen Kollegs, ins Leben gerufen. Er wird seit 1983 alle drei Jahre vergeben. Die 58-jährige Barbara Stollberg-Rilinger steht damit in einer Reihe mit international herausragenden Historikern wie Christopher Clark, Thomas Nipperdey und Gerhard A. Ritter.
Barbara Stollberg-Rilinger ist seit 1997 Inhaberin des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Münster (WWU). Seit 2011 ist sie Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und Moderne“ der Universität Münster. 2005 erhielt sie den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2012 zeichnete das Land Nordrhein-Westfalen sie mit dem Innovationspreis aus. Barbara Stollberg-Rilinger ist Mitglied zahlreicher Gelehrtengesellschaften und Gremien: So gehört sie beispielsweise seit 2006 der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an, seit 2008 ist sie Mitglied im Hochschulrat der WWU. (upm/ska)