Ein kritischer soziologischer Blick auf Europa
Soziologe Masoud Alamuti für ein Jahr Gast am Exzellenzcluster
Der iranische Soziologe Dr. Masoud Mohammadi Alamuti vom „Institute for Management and Planning Studies“ (IMPS) in Teheran forscht für ein Jahr am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ zum Kritischen Rationalismus und zur Soziologie einer offenen, globalen Gesellschaft. Er ist seit Juli Gastwissenschaftler im Rahmen des Projektes A2-7 Pluralismus und Normbegründung in der Moderne von Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Gutmann tätig. Dr. Alamuti will in Münster sein Buch „Critical Rationalism and the Sociology of the Open Global Society“ fertigstellen, das im Verlag Routledge erscheinen soll. Es fügt sich in die Forschungen des Exzellenzclusters zur Modernisierungs- und Säkularisierungstheorie und zu transkulturellen Verflechtungen ein.
Über seine Arbeit in Deutschland hat der Soziologe auch ein Interview für die Website Die demographische Chance des Bundesforschungsministeriums gegeben, die das gleichnamige Wissenschaftsjahr 2013 begleitet. Sein Ziel sei es, auf Grundlage einer soziologischen Theorie zu erklären, welche Bedingungen für ein positives Miteinander in einer globalisierten Welt geschaffen werden müssen. „Es geht vor allem darum, dass jeder Mensch offen seine Kritik äußern kann.“ Da er sich mit den Werken der deutschen Philosophen Jürgen Habermas und Karl Popper beschäftige, liege es nahe, sich in Deutschland mit der Thematik zu befassen, so der Soziologe. Am hiesigen Forschungsstandort schätzt er besonders „den Austausch mit den Kollegen und den hervorragenden Zugang zu den Quellen“.
Die Forschungen des Gastwissenschaftlers zielen auf die Verbindung einer makrosoziologischen Theorie der Globalisierung mit normativen, rationalitäts- und wissenschaftstheoretischen Analysen. Dazu bezieht er sich vor allem auf europäische Theoriebausteine wie den Kritischen Rationalismus und die Diskurstheorie von Jürgen Habermas. Der Soziologe will eine Theorie einer kritischen Bewertung des Globalisierungsgeschehens entwickeln. Sie soll Diskursschranken überwinden, die sich aus religiösen, politischen und kulturellen Dynamiken ergeben. Seine jüngsten im Iran erschienenen entwicklungstheoretischen Arbeiten plädieren für eine kulturelle und politische Öffnung Irans gegenüber der globalisierten Welt. Nun will er auch einen kritischen soziologischen Blick auf Europa werfen.
Der an der englischen Newcastle University promovierte Alamuti war seit 1997 für zwei entwicklungssoziologische Forschungsprogramme in Kooperation mit dem United Nations Development Programme (UNDP) verantwortlich, die in den ersten nationalen Entwicklungsbericht Irans 1999 und den iranischen „First Millennium Development Goals Report“ 2004 eingeflossen sind. (vvm)