Ratsschatz und Sifridus-Kelch aus Osnabrück
Herausragende Exponate der Ausstellung „Goldene Pracht“ - Teil 5
Zu den Hauptwerken der Ausstellung „Goldene Pracht“ gehören wertvolle Goldschmiedeobjekte aus Osnabrück: Dazu zählen der Osnabrücker Ratsschatz mit dem bedeutenden Kaiser-Pokal, der wertvolle Prunkkelch von Goldschmied Engelbert Hofsleger und der ursprünglich in der Bischofsstadt gefertigte Sifridus-Kelch aus dem finnischen Borga. Die Schau macht erstmals deutlich, dass Osnabrück im Mittelalter eine Hochburg der Goldschmiedekunst war.
Der herausragende Sifridus-Kelch, der in einer der zahlreichen städtischen Goldschmiedewerkstätten der Bischofsstadt hergestellt wurde, zählt zu den bedeutendsten Stücken der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts. Bis zur Belagerung Osnabrücks im Dreißigjährigen Krieg war der Prunkkelch im dortigen Domschatz aufbewahrt. Als Teil der schwedischen Kriegsbeute gelangte er über Umwege 1711 ins finnische Borga.
Das Osnabrücker Ratssilber rund um den spätmittelalterlichen Kaiser-Pokal ist heute einzigartig. Das Ratssilber als Schatz der städtischen Obrigkeit war in früheren Zeiten nämlich stets gefährdet: Fast überall wurde es in Notzeiten eingeschmolzen oder im Falle von Kriegen dem Feind übergeben. In mittelalterlichen Städten kamen wertvolle Goldschmiedearbeiten aus wirtschaftlichen und politischen Gründen wie Repräsentationszwecken zusammen. Wahrscheinlich hat der neue Rat der Stadt Osnabrück im 14. Jahrhundert den ungewöhnlich großen Kelch in Auftrag gegeben, um den Zusammenschluss von Altstadt und Neustadt zu besiegeln.
Im Mittelalter hatte das wirtschaftlich florierende Osnabrück hervorragende Goldschmiedewerkstätten, in denen Objekte von hohem künstlerischem Rang entstanden. Eine herausragende Persönlichkeit unter den Goldschmieden der Bischofsstadt war der aus Coesfeld stammende Engelbert Hofsleger, dessen 1468 gefertigter und von ihm signierter Prunkkelch für das Dominikanerkloster in Osnabrück bestimmt war. Der Kelch zeigt den Stifter des Gefäßes, den Prior des Klosters, ungewöhnlicher Weise gleich neben Christus auf dem Ölberg. Stifter glaubten, durch die Darstellung auf liturgischen Geräten bis in die Ewigkeit an Messen teilzunehmen. (exc)