Das Borghorster Reliquienkreuz
Herausragende Exponate der Ausstellung „Goldene Pracht“ - Teil 4
Das Reliquienkreuz der Borghorster Kirchengemeinde St. Nikomedes aus dem 11. Jahrhundert ist eines der herausragenden Zeugnisse sakraler Kunst der Salierzeit. Es kann dem Besucher der Ausstellung „Goldene Pracht“ vom differenzierten Stiftungswesen des Mittelalters berichten: Als Gegenleistung für wertvolle irdische Gaben wie Kreuze und Kelche erhofften sich die Menschen damals ihr Seelenheil und dass Gott ihre Fegefeuer-Zeit verkürze.
Das Borghorster Kreuz zeigt eindrucksvoll, dass die Menschen tatsächlich existentielle Ängste ausstanden: Der salische Kaiser Heinrich III. ließ 1048 einen sächsischen Grafen namens Thietmar, der wohl Vogt von Borghorst war, wegen eines angeblichen Mordplans gegen den Kaiser zu einem gerichtlichen Zweikampf verurteilen. Dabei wurde der Graf erschlagen. Als dessen Sohn daraufhin den Sieger des Zweikampfes gefangen nahm und ihn brutal von zwei Hunden zerfleischen ließ, schickte der Kaiser ihn ins Exil und konfiszierte seinen Besitz, darunter wohl auch das Stift Borghorst.
So ist die Stiftung des Kreuzes den Wissenschaftlern des Ausstellungsprojektes zufolge vielleicht als Sühne für das vergossene Blut und als Zeichen für die Bereitschaft zum Frieden zu verstehen. Die prachtvolle Gestaltung des Kreuzes zeugt wohl vom Willen der Stifter, ein außergewöhnliches Zeichen zu setzen.
Das Kreuz steht im Mittelpunkt des zweiten Ausstellungsraums „Karl der Große und die Folgen. Frühe Stiftungen kirchlicher Schatzkunst“. Der Raum zeigt, wie es nach der Christianisierung Westfalens im 9. Jahrhundert zu ersten hochrangigen Stiftungen von Goldschmiedekunst kommt. Das Borghorster Stiftskreuz ist beispielhaft für die Stiftungen weltlicher Eliten. (exc)