„Papst muss die Rache der Mafia in Mexiko nicht fürchten“
Expertin fordert vor Papstreise offene Kritik des Kirchenoberhauptes an Drogenkartellen
Papst Benedikt XVI. sollte bei seinem Besuch Ende der Woche in Mexiko nach Auffassung von Lateinamerika-Experten scharfe Kritik an der Drogenmafia und der Korruption im Land üben. Auch mexikanische Bischöfe und Priester seien indirekt in die Geschäfte der Drogenkartelle verwickelt, schreibt die Historikerin Prof. Dr. Silke Hensel in einem Beitrag für die Website www.religion-und-politik.de des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster. Sie akzeptierten Mafiagelder für Kirchbauten und seien so an Geldwäsche beteiligt. „Häufig bleibt den Pfarrern keine andere Wahl, als das Geld anzunehmen, droht ihnen doch sonst die Rache der Mafia.“ Hensel weiter: „Der Papst dagegen verlässt Mexiko nach wenigen Tagen wieder und muss die Rache der Drogenkartelle deshalb nicht fürchten.“
Der Beitrag
Papst Benedikt XVI. reist Ende März nach Mexiko. Er kommt in ein Land voller Probleme. Zwei Themen bestimmen die Debatte: der andauernde Krieg von Militär und Polizei gegen die Drogenkartelle und der Präsidentschaftswahlkampf. Beide Themen sind eng miteinander verwoben. Seitdem Präsident Felipe Calderón bei seinem Amtsantritt 2006 den Kampf gegen die Drogenmafia zum wichtigsten politischen Ziel seiner Amtszeit erklärte, ist der Konflikt eskaliert. Mehr als 50.000 Tote sind zu beklagen, darunter viele Zivilisten. Verantwortlich ist nicht nur die Drogenmafia. Auch Polizei und Militär haben Menschenrechte massiv verletzt. Wenn im Juli ein neuer Präsident gewählt wird, muss Calderóns Partei, der katholische, konservative „Partido de Acción Nacional“ (PAN) mit einer Niederlage rechnen. Die Rückkehr der „Partei der institutionalisierten Revolution“(PRI) an die Macht ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Welche Botschaft wird der Papst mit seinem Besuch transportieren? Zu befürchten steht, dass er seinen konservativen Weg weitergehen wird und sich den Bischöfen Mexikos anschließt, die in ihrer überwiegenden Mehrheit die Machthabenden unterstützen – die Reise des Papstes dürfte damit zur Wahlkampftour für den PAN werden.