Mit dem Verhältnis von Religion und Politik in der Philosophie der Neuzeit und in rechtssystematischen Fragen der Gegenwart befasst sich eine Publikation aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Herausgeber des Bandes mit dem Titel „Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen“ sind der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Gutmann, die Philosophen Prof. Dr. Ludwig Siep und PD Dr. Michael Städtler vom Exzellenzcluster sowie der Rechtswissenschaftler PD. Dr. Bernhard Jakl vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtsphilosophie und Medizinrecht der WWU. Der Band geht zurück auf eine gleichnamige Tagung des Exzellenzclusters im Oktober 2009. Das Buch ist im Mohr Siebeck Verlag in Tübingen erschienen.
Der moderne Rechtsstaat beansprucht, seine Bürger unterschiedslos als freie und gleiche Personen zu behandeln, erläutern die Herausgeber. Aufgrund dieses allgemeinen Anspruchs seien von der Legitimation staatlicher Normen partikulare ethische Konzeptionen ebenso ausgeschlossen wie Willkür und Privilegium. Der moderne Rechtsstaat trete mit dem Anspruch auf, Gesetze allgemein zu geben, ohne Rücksicht auf Willkür und Einzelinteressen. Eine besondere Frage entstehe aber im Verhältnis zu den großen Religionen, die einerseits selbst mit universalen Geltungsansprüchen auftreten, andererseits als Offenbarungsreligionen durch ihre Geschichtlichkeit aber auch partikular seien. Aus dem Anspruch der Rechtsstaatlichkeit folgt den Wissenschaftlern zufolge die Forderung nach weltanschaulich neutraler säkularer Normgebung. Dies führe zu der rechtsphilosophisch zentralen Frage: Lassen sich grundlegende, allen gemeinsame Eigenschaften der Menschen wie die Vernunft ohne Rekurs auf besondere kulturelle Erfahrungen normativ wenden? Daran schließe sich die Frage an, wie die so gewonnenen Normen sich zu den je partikular überlieferten verhalten.
Verhältnis von Politik und Religion
Philosophen und Rechtswissenschaftler behandeln in ihren Beiträgen des Bandes damit das Verhältnis von Politik und Religion vor dem Hintergrund moderner Rechtsstaatlichkeit, aus dem sich eine Reihe von philosophisch-historischen sowie von rechtssystematischen Problemen ergeben. Die Autoren eröffnen ausgehend von der je eigenen Fachperspektive eine interdisziplinäre Diskussion. Das Leitthema der Beiträge bildet dabei das Verhältnis von naturrechtlichen, kulturellen und positivrechtlichen Elementen in der Legitimation staatlicher Normsetzung einerseits und in der Begründung subjektiver Rechte, insbesondere der Menschenrechte andererseits. (Mohr Siebeck Verlag/ill/vvm
Hinweis: Siep, Ludwig/ Gutmann, Thomas/ Jakl, Bernhard/ Städtler, Michael (Hgg.): Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen. Zum Verhältnis von Religion und Politik in der Philosophie der Neuzeit und in rechtssystematischen Fragen der Gegenwart, Tübingen: Mohr Siebeck Verlag 2012, X, 336 Seiten, ISBN 978-3-16-150642-0, 69,00 Euro (mit Beiträgen von Thomas Gutmann, Bernhard Jakl, Ludwig Siep, Michael Städtler und Christian Walter).