Die enge Verbundenheit von Gott, Volk und Land in frühjüdischen und neutestamentlichen Schriften steht im Mittelpunkt eines neuen Buchs aus dem Exzellenzcluster. Unter dem Titel „Heiliges Land und Nähe Gottes“ untersucht der evangelische Theologe PD Dr. J. Cornelis de Vos in seiner bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienenen Habilitationsschrift, wie alttestamentliche Landvorstellungen in Schriften beider Religionen aufgenommen wurden. Er legt dar, wie und warum sie sich wandelten. „In den wenigsten Fällen geht es einzig und allein um das konkrete Land Israel, sondern fast immer um Land im Verhältnis zu Gott und dem eigenen Volk“, schreibt der Wissenschaftler. Der Begriff „Land“ beziehe sich in frühjüdischen und neutestamentlichen Texten auf einen Raum, in dem sich für die Gläubigen die Nähe Gottes ereignen könne.
Identitätsraum für das Volk
„Im Streben nach Gottesnähe kann jeder Raum zu einem heiligen Land für seine Bewohner werden“, so der Forscher. Der Begriff „Land“ verweise vielfach auf Räume, die nur oder hauptsächlich in der Vorstellung existieren. Häufig sei die Idee des „Landes“ idealisiert oder mythisiert worden. „Das Land kann sogar ‚umziehen‘, etwa wenn Gläubige außerhalb Israels wohnen. Häufig wird es auch auf den Himmel und in die Zukunft ausgedehnt.“ Bei den verschiedenen Orten der Gottespräsenz handelt es sich der Untersuchung zufolge stets um gesellschaftliche Räume. „Es ist immer ein Identitätsraum für das Volk, das sich seinem Gott zugehörig fühlt“, erläutert der Theologe. PD Dr. J. Cornelis de Vos forscht am Exzellenzcluster im Projekt A9 „Der Dekalog als religiöser, ethischer und politischer Basis-Text“. (han)
Hinweis: J. Cornelis de Vos, Heiliges Land und Nähe Gottes. Wandlungen alttestamentlicher Landvorstellungen in frühjüdischen und neutestamentlichen Schriften, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012. 248 Seiten, gebunden, 79,90 Euro, ISBN 978-3-525-53583-7.