„Dialoge zum Frieden“ im Spannungsfeld von Menschenrechten und Völkerrecht

Städtische Veranstaltungsreihe zum Westfälischen Frieden mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ / Podiumsgespräch mit WDR-Moderator Horst Kläuser und Klanginstallation, Schülerakademie und Streitschlichtertag

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Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi, Bernadette Spinnen, Prof. Dr. Gerd Althoff und Oberbürgermeister Markus Lewe (v.l.)

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. So steht es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948. Doch was geschieht, wenn ein Staat die Menschenrechte massiv missachtet? Wie kann die Weltgemeinschaft reagieren? Und was wiegt in letzter Konsequenz schwerer – die Menschenrechte oder das Völkerrecht?

Die Gleichberechtigung souveräner Staaten und die Nichteinmischung in ihre inneren Angelegenheiten gelten als Errungenschaften des „Westfälischen Systems“, das 1648 mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück für die völkerrechtliche Praxis bestimmend wurde. Diese Prinzipien geraten vor dem Hintergrund humanitärer Katastrophen oder politischer Konflikte, wie aktuell in Somalia oder in Libyen, zunehmend auf den Prüfstand.

Plakat der „Dialoge zum Frieden“

Plakat der „Dialoge zum Frieden“

Das Spannungsfeld zwischen Menschenrechten und Völkerrecht steht im Fokus der diesjährigen „Dialoge zum Frieden“. Höhepunkt des Veranstaltungsprogramms ist das öffentliche Podiumsgespräch am 12. Oktober um 19.30 Uhr im Rathausfestsaal. Gemeinsam mit WDR-Moderator Horst Kläuser diskutieren hier namhafte Expertinnen und Experten über das Thema „Souveränität der Staaten oder Rechte der Menschen“. Als einer der führenden deutschen Völkerrechtler eröffnet der Münchner Prof. Dr. jur. Christian Walter, zuvor Mitglied im Exzellenzcluster, den Abend mit seinem Vortrag „Eingreifen zum Schutz der Menschenrechte – Der Libyen-Konflikt und das moderne Völkerrecht“. Weitere Gäste sind die Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaft und Wissenschaftlerin im Exzellenzcluster, Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, der Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Dr. Tankred Stöbe, die mehrfach ausgezeichnete Autorin und Juristin, Dr. Juli Zeh, sowie der ehemalige sicherheitspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen und Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Winfried Nachtwei.

Podiumsgespräch und Klanginstallation

Das Podiumsgespräch knüpft inhaltlich an den 1. Münsterschen Kongress zur Humanitären Hilfe im Mai diesen Jahres an, bei dem bereits völker- und menschenrechtliche Fragestellungen diskutiert wurden. Während dort die praktische Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen im Mittelpunkt stand, geht es nun um die wissenschaftliche und politische Perspektive.
 
Im Anschluss an das Podiumsgespräch präsentiert der Künstler Stephan Froleyks eine musikalische Premiere mit seiner wandelnden Klanginstallation „KlangdialogSerpente“: Bläser mit historischen und heutigen Instrumenten variieren vor dem Rathaus Musik aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Abgelöst werden ihre Klänge durch das Spiel von Schlagzeugern auf Steinspielen, die sich durch den ständigen Umbau ihrer Instrumente bis zur Bezirksregierung bewegen. Beide Veranstaltungen sind öffentlich. Kostenlose Einlasskarten für das Podiumsgespräch sind ab dem 4. Oktober in der Münster Information im Stadthaus 1 erhältlich. Das Kontingent ist begrenzt und die Karten können nur persönlich abgeholt werden.

Schülerakademie und Streitschlichtertag

Das Spannungsfeld Souveränität und Menschenrechte prägt auch die Schülerakademie (12. Oktober, ab 8.45 Uhr), die seit drei Jahren Bestandteil der „Dialoge zum Frieden“ ist. Schülerinnen und Schüler der münsterschen Gymnasien und der Friedensschule sind in die „Junge Akademie Franz Hitze Haus“ eingeladen. Prominenter Gastredner ist Christoph Strässer, münsterscher Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Unterstützung aus Wissenschaft und Praxis für die Jugendlichen kommt vom Dr. Tankred Stöbe von Ärzte ohne Grenzen, von Dr. Daniel Bogner vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften Münster, von Dr. Klaus Große Kracht vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU sowie von Jens Wagner, Jugendoffizier der Bundeswehr.

Ebenfalls an Schülerinnen und Schüler richtet sich der 1. Münsteraner Streitschlichtertag (6. Oktober, 9 bis16 Uhr) als neues Element der „Dialoge zum Frieden“. Streitschlichterinnen und Streitschlichter tragen an Schulen in Münster zur Konfliktlösung und zu einem friedlichen Miteinander im Alltag bei. Ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit soll auf dem Streitschlichtertag gefördert und gewürdigt werden. Dafür wird im Stadtweinhaus ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Nach einem Eingangsstatement des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei, gibt es Workshops, auf denen die geladenen 200 Schülerinnen und Schüler Neues kennenlernen und sich austauschen können. Es folgt eine Diskussionsrunde mit Bernadette Spinnen, der Leiterin von Münster Marketing, Titus Dittmann mit seiner Stiftung „skate-aid“,  Henning Wehland von den H-Blocks, Gerd Grave, dem Direktor des Paulinums sowie Schülerinnen und Schülern. Schirmherr der Veranstaltung ist Oberbürgermeister Markus Lewe. In seiner Vertretung verleiht Bürgermeisterin Karin Reismann Urkunden an die jungen Mediatoren. Durchgeführt wird der Streitschlichtertag von der Regionalgruppe Münster des Bundesverbandes Mediation.

Friedensvesper und Treffen der Religionsgemeinschaften

Logo der „Dialoge zum Frieden“

„Dialoge zum Frieden“

Als schon traditionelle Bausteine machen die Ökumenische Friedensvesper (24. Oktober, 18 Uhr, Predigt: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins) in der Apostelkirche und das Treffen der Religionsgemeinschaften und Konfessionen (15. November, 19 Uhr für geladene Gäste) das Programm der „Dialoge zum Frieden“ komplett.

Mit der 2006 ins Leben gerufenen städtischen Veranstaltungsreihe macht Münster seine historisch begründete Verantwortung und seine Kompetenz für Konfliktlösung durch Dialog in der Tradition der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden deutlich. Konzipiert und durchgeführt wird sie von Münster Marketing in Zusammenarbeit mit dem Exzellencluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität. Der bundesweit größte Forschungsverbund zum Thema Religionen bietet beste Voraussetzungen, um die Tradition der Friedensdialoge in einen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Bezug zu setzen. Die Kooperation ist zugleich ein Schwerpunktthema der von Universität, Fachhochschule und Stadt getragenen „Allianz für Wissenschaft“. Gefördert werden die „Dialoge zum Frieden“ durch die Sparkasse Münsterland Ost.

Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe finden sich auch in einem Faltblatt, das kostenfrei in der Münster Information im Stadthaus 1 ausliegt. (Pressemitteilung der Stadt Münster/exc) 

Programm

Dienstag, 6. Oktober
9:00 Uhr 1. Münsteraner Streitschlichtungstag Rathaus-Festsaal
Montag, 10. Oktober
19:30 Uhr Münsteraner Rotkreuz-Gespräch zum humanitären Völkerrecht: Die Weiterentwicklung der zivil-militärischen Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Deutschem Roten Kreuz Bezirksregierung, Domplatz
Mittwoch, 12. Oktober
8:45 Uhr Schülerakademie: Souveränität und Menschenrechte: Frieden schaffen - aber wie? Akademie Franz Hitze Haus
19:30 Uhr Vortrag und Podiumsgespräch: Souveränität der Staaten oder Rechte der Menschen
Prof. Dr. Christian Walter (München), Moderation: Horst Kläuser (WDR)
Rathaus-Festsaal
22:00 Uhr KlangdialogSerpente
Wandelnde Klanginstallation; künstlerische Leitung: Stephan Froleyks
vor dem Rathaus, am Prinzipalmarkt
Montag, 24. Oktober
18:00 Uhr Ökumenische Friedensvesper
Predigt: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins
Apostelkirche
Dienstag, 15. November
19:00 Uhr Treffen der Religionsgemeinschaften und Konfessionen Empfang im Friedenssaal, Rathaus