Die Zehn Gebote im Film
Neue Kinoreihe des Exzellenzclusters präsentiert Kieslowskis Meisterwerk „Dekalog“ – jeden Montag im Schloßtheater Kino
Die Zehn Gebote stehen im Zentrum einer neuen Kinoreihe am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Der Forschungsverbund präsentiert im Schloßtheater Kino in Münster an zehn Abenden den Filmzyklus „Dekalog“ (1988-1989) des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski, der damit international für Aufsehen sorgte. Über die je einstündigen Filme sprechen ausgewiesene Kieslowski-Experten aus ganz Deutschland. Sie beleuchten das provokante Werk aus medienwissenschaftlicher, theologischer und philosophischer Sicht und diskutieren es mit dem Publikum. Die Reihe will im Medium Film die ungebrochene Aktualität eines alten biblischen Stoffes zeigen.
„Kaum jemand kennt heute alle Zehn Gebote, viele Menschen können nur die bekanntesten nennen wie ‚Du sollst nicht töten‘ und ‚Du sollst nicht ehebrechen‘“, erläutert der evangelische Theologe PD Dr. J. Cornelis de Vos vom Exzellenzcluster. Manche der zehn antiken Gottesgebote könnten befremden, so de Vos, und als Relikte aus ferner Zeit empfunden werden. „Das Medium Film kann hier einen neuen Zugang zu einem vermeintlich veralteten Text eröffnen.“ Kieslowski gebe allerdings keine direkten Antworten, wie die Zehn Gebote heute zu verstehen und anzuwenden seien. „Vielmehr will er mit seinen kurzen filmischen Geschichten, die alle in einer Warschauer Hochhaussiedlung spielen, dazu anregen, über das eigene moralische Handeln nachzudenken“, so de Vos.
Der Wissenschaftler organisiert die Reihe gemeinsam mit dem Theologen Michael Schreiter vom Neutestamentlichen Seminar der Evangelisch-Theologischen Fakultät der WWU. Unter dem Titel „Zehn Filme für unsere Zeit“ ist der „Dekalog“ an zehn Montagabenden vom 17. Oktober 2011 bis 9. Januar 2012, jeweils um 19.00 Uhr, im Münsteraner Schloßtheater Kino, Melchersstraße 81, zu sehen.
„Diskussion über die Todesstrafe“
Die zehn Filme sind für viele Kinoliebhaber Kult. Besonders bekannt ist der Kurzfilm „Dekalog 5“ zum Verbot „Du sollst nicht töten“, der in einer längeren Fassung unter dem Titel „Ein kurzer Film über das Töten“ bei den Filmfestspielen in Cannes 1988 mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde. Der Film stellt einen Mord und die daraufhin vollzogene Hinrichtung des Mörders direkt nebeneinander. „Das lädt auch heute noch zur politischen Diskussionen über die Todesstrafe ein“, sagt de Vos. „Kieslowski wollte mit dem ‚Dekalog‘ wach rütteln und eine gesellschaftlich überkommene Moral in Frage stellen.“
Die Kinoreihe ist Teil des Forschungsprojektes A9 „Der Dekalog als religiöser, ethischer und politischer Basis-Text“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ unter Leitung des evangelischen Theologen Prof. Dr. Hermut Löhr; sie läuft in Kooperation mit dem Neutestamentlichen Seminar der Universität. Eröffnet wird sie durch die Medienwissenschaftlerin Dr. Margarete Wach von der Kunsthochschule für Medien Köln, die die Monographie „Krzysztof Kieslowski – Kino der moralischen Unruhe“ verfasst hat. Der katholische Theologe und Ethiker Prof. Dr. Walter Lesch von der belgischen Universität Louvain-la-Neuve spricht zum Abschluss der Reihe im Januar über das Verhältnis von Ethik und Ästhetik im „Dekalog“.
Weitere Referenten sind neben den beiden Veranstaltern der Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Hermut Löhr, der Leipziger Medienwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Kramer, Medienwissenschaftler Prof. Dr. Karl Prümm von der Universität Marburg sowie der katholische Theologe und Filmexperte Prof. Dr. Reinhold Zwick von der WWU. Der Oscar-nominierte und vielfach ausgezeichnete Filmemacher Kieslowski (1941-1996) war einer der führenden europäischen Regisseure und Drehbuchautoren seiner Zeit. Während der Filmzyklus „Dekalog“ ihm insbesondere das Lob der Filmkritik-Szene einbrachte, machte ihn die Trilogie „Drei Farben (Blau, Weiß, Rot)“ einem breiten internationalen Publikum bekannt. (han/vvm)
Programm
17.10.2011 | Dr. Margarete Wach, Köln | Dekalog 1: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir |
24.10.2011 | Prof. Dr. Stefan Kramer, Leipzig | Dekalog 2: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz aussprechen |
07.11.2011 | PD Dr. J. Cornelis de Vos, Münster | Dekalog 3: Du sollst den Tag des Herrn loben |
14.11.2011 | Thomas Damm, Marl | Dekalog 4: Ehre deinen Vater und deine Mutter |
21.11.2011 | Prof. Dr. Karl Prümm, Marburg | Dekalog 5: Du sollst nicht töten |
28.11.2011 | Jan Ulrich Hasecke, Solingen | Dekalog 6: Du sollst nicht ehebrechen |
05.12.2011 | Prof. Dr. Hermut Löhr, Münster | Dekalog 7: Du sollst nicht stehlen |
12.12.2011 | Prof. Dr. Reinhold Zwick, Münster | Dekalog 8: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten |
19.12.2011 | Michael Schreiter, Münster | Dekalog 9: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib |
09.01.2012 | Prof. Dr. Walter Lesch, Louvain-la-Neuve | Dekalog 10: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut |
Wintersemester 2011/2012
Montag 19.00 Uhr
Schloßtheater Kino Münster
Melchersstraße 81
48149 Münster
Karten an der Abendkasse:
- Studierende:
Einzelticket 4,00 Euro
Abo für zehn Filme 25,00 Euro - Nicht-Studierende:
Einzelticket 5,00 Euro
Abo für zehn Filme 40,00 Euro