Von der „Kriegstheologie“ zur Friedensethik
Prof. Dr. Hans-Richard Reuter über den Wandel der Kriegswahrnehmung
Für den Protestantismus in Deutschland gilt heute: In der Zielrichtung christlicher Ethik liegt nur der Frieden, nicht der Krieg. Gegenüber dem Gebrauch militärischer Gewalt – etwa bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr – herrscht äußerste Zurückhaltung. Über diesen historisch relativ jungen Sinneswandel spricht der Theologe Prof. Dr. Hans-Richard Reuter am Dienstag, 12. Juli, in der Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Der Vortrag „Von der ‚Kriegstheologie‘ zur Friedensethik. Zum Wandel der Kriegswahrnehmung im deutschen Protestantismus der letzten 100 Jahre“ beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22.
„Der Erste Weltkrieg wurde in evangelischer Kirche und Theologie mit patriotischem Enthusiasmus begrüßt“, so Prof. Reuter. Noch der Zweite Weltkrieg habe ein starkes religiöses Zustimmungspotential auf sich ziehen können. Der Referent erläutert in seinem Vortrag religiöse Deutungsmuster des Krieges im 20. Jahrhundert und fragt nach Einflussfaktoren und Gründen für den Wandel von der Kriegstheologie zur Friedensethik.
Prof. Reuter vom Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften (IfES) forscht am Exzellenzcluster im Projekt A7, das sich unter dem Titel „Die religiöse Tiefengrammatik des Sozialen“ mit der Bedeutung der Religionsgemeinschaften für den normativen Hintergrund europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit beschäftigt. Der Theologe ist Hauptantragsteller des Münsteraner Clusters.
In der Ringvorlesung „Religion und Gewalt. Erfahrungen aus drei Jahrtausenden Monotheismus“ kommen Vertreter unterschiedlicher Disziplinen wie Historiker, Germanisten, Theologen und Religionswissenschaftler zu Wort. Der Vortrag von Prof. Reuter beschließt die Reihe für dieses Semester. (bhe)