„Die Sprache der Gaben“
Cluster-Tagung im Moskauer Kreml-Museum untersucht die Kultur des Schenkens in Europa 1100-1700
Mit Gaben und Geschenken befasst sich eine Tagung im Moskauer Kreml-Museum, die der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster zusammen mit dem Deutschen Historischen Institut und der Lomonossow-Universität veranstaltet. Die internationale Konferenz über „Die Sprache der Gaben“ findet vom 18. bis 21. Oktober in Moskau statt. Sie trägt den Untertitel „Die Regeln der symbolischen Kommunikation in Europa 1100-1700“.
Das Kreml-Museum bietet sich nach den Worten des Cluster-Sprechers Prof. Dr. Gerd Althoff als idealer Tagungsort an, weil in der dortigen Rüstungskammer prachtvolle europäische und asiatische Staatsgeschenke an die russischen Zaren ausgestellt sind. In vergleichender Perspektive will sich die Cluster-Tagung mit den kulturellen Praktiken des Schenkens und des Gabentausches vom 12. bis 17. Jahrhundert befassen. Zu der Konferenz werden Experten aus Europa, den USA und Russland erwartet.
„Geschenke waren seit jeher geeignet, Beziehungen vielfältiger Art zu begründen, zu intensivieren oder zu verlängern“, erläutert der Mittelalter-Historiker. „Sie signalisieren den Willen zu Frieden, Verständigung, gütlichem Einvernehmen und Zusammenarbeit.“ Insofern spielten Geschenke dem Experten zufolge eine wesentliche Rolle beim Aufbau und der Aufrechthaltung sozialer und politischer, aber auch religiöser Beziehungen zu höheren Mächten. Die Existenz der dazugehörigen Regeln und ihrer allgemeinen oder partiellen Gültigkeit liegt im Fokus der Tagung in Moskau. Die starke gesamteuropäische Perspektive und der Vergleich zwischen westeuropäischen Regionen, Mitteleuropa und dem orthodoxen Osten sollen der Tagung ein besonderes Profil verleihen. (vvm)