Wie dumm dürfen Nichtmuslime sein?
Eine subjektive Presseschau
Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" hat in Deutschland
eine aufgeregte Debatte angestoßen. Die Medien spielten dabei eine
besondere Rolle, ist der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Marco Schöller
vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" überzeugt. "Tatsache ist,
dass die Sarrazin-Debatte über Nacht und deutlich heftiger als in
vergleichbaren Fällen zum Spielball aller geworden zu sein scheint, die
professionell mit Meinungsmache beschäftigt sind", schreibt der Forscher
in einem Beitrag für die Website www.religion-und-politik.de. In seiner "subjektiven Presseschau" macht er wichtige kritische Stellungnahmen zu den umstrittenen Thesen des
Ex-Bundesbankvorstandes Sarazzin in einer Übersicht zugänglich. (vvm)
Der Beitrag:
Der Verlauf der Debatte, die Thilo Sarrazins Buch ausgelöst hat, ist ernüchternd: Nachdem es wieder hoffähig geworden ist, pseudowissenschaftlichen Unsinn mit diskriminierendem Unterton öffentlich zur Diskussion zu stellen, kann man auch auf breite Zustimmung in der Gesellschaft und den Organen der Desintegrationspublizistik rechnen. Und so hat dann Sarrazin doch ganz ungewollt recht: Deutschland ist dabei, sich abzuschaffen.
Ethnische, kulturelle, religiöse oder gar erbgutbedingte Sippenhaft hat eine mehr als unrühmliche Geschichte in Deutschland, die man – fälschlicherweise, wie sich nun herausstellt – für überwunden gehalten hat. Daß man derartigen Unsinn wieder äußern darf, wird mit dem Argument verteidigt, dass es in einer aufgeklärten Gesellschaft kein Tabu geben dürfe. Von Hexenjagd und Verketzerung ist die Rede, Sarrazin wird das Märtyrerhemd übergestreift; die Meinungsfreiheit ist in Gefahr.
Den Anfang der publizistischen Inschutznahme Sarrazins machte nach den Einlassungen verschiedener Ex-Politiker am 6. September Matthias Matussek, der auf SPIEGEL-Online unter dem Titel "Die Gegenwut" den Ausgrenzer Sarrazin zu einem Opfer von Ausgrenzung erklärte: "Was all die Ausgrenzungstechniker nicht begreifen, ist, dass sich das, was Sarrazin verkörpert, nicht ausgrenzen lässt." Endlich habe man mit seinem Fall einen Punkt erreicht, wo "Einschüchterungen durch das publizistische Justemilieu und seine Drohungen mit dem gesellschaftlichen Abseits nicht mehr funktionieren, denn das Publikum hat einen hochentwickelten Instinkt für Fairness."