Ein amerikanischer Experte für die Geschichte des Münsterlandes
Prof. Dr. David M. Luebke besucht den Exzellenzcluster
Wie das Alltagsleben der Menschen im Münsterland vor 400 Jahren aussah, weiß kaum jemand besser als ein Wissenschaftler aus dem Nordwesten der USA: David M. Luebke, Professor für Geschichte an der University of Oregon in Eugene.
Bis Ende Juli ist er im Teilprojekt B4 zu Gast. Auf der Tagung Liturgisches Handeln und soziale Praxis spricht Luebke zum Thema „Rites of Passage and Civic Identity: Baptism, Marriage, and Burial in the Westphalian Towns“.
Luebke erforscht das Zusammenleben verschiedener Konfessionen in der Frühen Neuzeit. Dabei hat er vor allem Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen im Blick. Er betont, dass die verschiedenen Konfessionen nicht nur im Konflikt miteinander standen, sondern auch Zugeständnisse machten und sich gegenseitig beeinflussten. Einigend habe zum Beispiel das Interesse an städtischer Eintracht und Unabhängigkeit gewirkt.
Die Grenzen zwischen den Konfessionen waren laut Luebke außerdem weniger starr, als häufig angenommen wird. So hätten noch im 17. Jahrhundert viele katholische Priester auch Angehörige anderer Konfessionen getauft, verheiratet oder beerdigt.
Im Einzelnen untersucht Luebke die Verhältnisse in Bocholt, Vreden, Coesfeld, Dülmen und Warendorf, wo in der Frühneuzeit die meisten Protestanten im Fürstbistum Münster lebten. Im Sommer 2005 war Luebke schon einmal in Münster zu Gast, damals auf Einladung des Leibniz-Projekts „Vormoderne Verfahren“ und des Sonderforschungsbereichs „Symbolische Kommunikation“. Nun forscht er in den Vereinigten Westfälischen Adelsarchiven sowie im Staats- und im Bistumsarchiv Münster. (arn)