Europas Reichtum und seine Ursprünge

Soziologieprofessor Johannes Berger erklärt Entwicklungsunterschiede

Mit Ergebnissen aus der empirischen Wirtschaftsforschung belegte Prof. Dr. Johannes Berger seine Thesen.

Mit Ergebnissen aus der empirischen Wirtschaftsforschung belegte Prof. Dr. Johannes Berger seine Thesen.

Warum ist ausgerechnet Europa seit dem 19. Jahrhundert reich geworden? Der Soziologe Prof. Dr. Johannes Berger, Emeritus der Universität Mannheim, nannte dafür in der Ringvorlesung des Exzellenzclusters "Religion und Politik" vor allem zwei Gründe: zum einen gelungene Staatenbildungen und die damit verbundenen sicheren Eigentumsrechte in Europa, zum anderen eine "Revolution der Denkungsart" durch die Wissenschaften.

Berger sprach über "Entwicklungsunterschiede und ihre modernisierungstheoretische Erklärung". Mit wirtschaftswissenschaftlichen Grafiken veranschaulichte er die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf im weltweiten Vergleich - zum Teil seit der Steinzeit.

Im Gegensatz zu Prof. Dr. Christof Dipper, der die Reihe eröffnet hatte, verteidigte Berger die sogenannte Modernisierungstheorie mit Nachdruck. In Europa sei es zu einem fundamentalen Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart gekommen, der etwa ab 1820 zu einer Spaltung der Welt geführt habe. Die Modernisierung Europas sei aber letztlich auf Eigenleistung zurückzuführen, nicht auf die Ausbeutung anderer: "Innovationen beruhen nicht auf Diebstahl."

Auf Nachfrage aus dem Publikum ging Berger auch auf die Rolle der Religionen ein. Nach Ansicht des Soziologen fördern diejenigen Religionen die Modernisierung, die "von ihrer inneren Dogmatik her" in der Lage seien, weltliches Wissen freizugeben. Letztlich sei die Religion aber nur ein "Geburtshelfer der Moderne".

Nächster Termin:

In der Ringvorlesung "Moderne. Religion. Politik - Konzepte, Befunde und Perspektiven" stellen 13 Referenten aus fünf Nationen Perspektiven ihrer Disziplinen vor. Jeweils dienstags von 18 bis 20 Uhr sind Interessierte zu den öffentlichen Vorträgen eingeladen. Am 5. Mai spricht Wolfgang Knöbl, Professor für Soziologie an der Universität Göttingen, über "Spielräume der Modernisierung: Chancen und Grenzen der Modernisierungstheorie". (arn)


Prof. Dr. Johannes Berger auf den Seiten der Universität Mannheim
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl auf den Seiten der Universität Göttingen