Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt der
John Templeton Foundation
Robert-Koch-Str. 29
48149 Münster
Deutschland
linda.hennig@uni-muenster.de
seit 10/2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt der John Templeton Foundation
12/2016 - 09/2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungskolleg "Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region" (RePliR)
Forschungsprojekt: Lebensführung im Spannungsfeld von muslimischer Religiosität und Berufstätigkeit. Weibliche Berufsbiografien in Frankreich und Deutschland
11/2015 - 01/2016
Praktikantin bei Arbeit und Leben DGB/VHS Berlin-Brandenburg im Bereich Internationale Bildung, e-Government, Diversity
02/2013 - 12/2014
Dozentin für Deutsch als Fremdsprache, Paris
2013 - 2014
Forschungsaufenthalte in Paris und Berlin, gefördert durch das CIERA (Centre Interdisciplinaire d'études et de recherches sur l'Allemagne) und das Centre Marc Bloch
10/2008 - 09/2009
Studentische Hilfskraft am Institut für Soziologie, Lehrstuhl für Techniksoziologie, Prof. Dr. Jost Halfmann
09/2004 - 08/2009
Arbeitsvermittlerin mit Beratungsaufgaben, Agentur für Arbeit Dresden, Bereich Gesundheit und Soziales: Arbeitsmarktentwicklung, Weiterbildungsförderung, Lohnkostenzuschüsse, Selbstständigkeit
09/2019
Promotion an der Universität Straßburg in Cotutelle mit der WWU Münster
10/2005 - 09/2012
Studium im Fach Soziologie und Psychologie, Technische Universität Dresden
09/2011 - 06/2012
Studium im Fach Productions et médiations des formes Culturelles: médiation, art et culture, Université Pierre-Mendès-France, Grenoble
11/2009 - 06/2010
Studium im Fach Soziologie an der Université de Franche Comté, Besançon, Frankreich.
09/2001 - 08/2004
Studium im Fach Verwaltungswissenschaften, Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung, Fachbereich Arbeitsverwaltung, Mannheim
In religiös und weltanschaulich pluralistischen Gesellschaften können eine religiöse Bindung und Lebensführung für berufliche Vorhaben, die Arbeitsmarktintegration und die Berufspraxis zu einer Herausforderung werden. Bei Arbeitsorganisationen handelt es sich um institutionelle Kontexte, in denen sich verschiedene Konstellationen von interreligiöser und intrareligiöser Pluralität spiegeln. Spannungen entstehen durch für diese Kontexte typische Neutralitätsforderungen, dem Misstrauen gegenüber (sichtbarer) religiöser Zugehörigkeit und religiöser Praxis und der spezifischen Ablehnung des Islams. In Arbeitsorganisationen lassen sich aufgrund der vielfältigen Kooperations- und Konkurrenzverhältnisse sowohl Spannungslinien wie auch Konfliktlösungen gut beobachten. Arbeitskontexte sind hoch komplexe soziale Bereiche, die so gestaltet werden sollten, dass sie das Miteinander verschieden religiöser und nicht-religiöser Personen ermöglichen und individuelle Aushandlungen positiv befördern.
In meinem Dissertationsprojekt analysiere ich objektiv-hermeneutisch die Berufsbiografien gläubiger Musliminnen aus Zuwandererfamilien in Deutschland und Frankreich. Dabei diskutiere ich erstens einen möglichen Einfluss des Islams auf die Arbeitsmarktintegration, da Muslim_innen als schlechter integriert gelten. Schränken religiöse Werte die Erwerbsmotivation (von Frauen) ein oder konstruieren mediale und politische Diskurse eine Problemgruppe und befördern damit Diskriminierungen? Zweitens arbeite ich heraus, wie Religion mit strukturbildenden Ungleichheitskategorien (Klasse, Geschlecht und Ethnie) im Lebensverlauf zusammenwirkt, wann sich Hindernisse ergeben und mit welchen Ressourcen und Umgangsweisen sie kompensiert werden. Drittens analysiere ich, wie religiöse Identitäten, Gläubigkeit und religiöse Praktiken mit den Anforderungen der Berufstätigkeit und dem Arbeitsumfeld ausgehandelt werden. Das Verhältnis von Religion und Beruf wird unter biografischen und alltäglichen Aspekten der Lebensführung betrachtet. In Arbeitskontexten treffen die Wertsphären Wirtschaft und Religion aufeinander, die einen Zugriff auf das Individuum, dessen Lebensführung und Identität beanspruchen. Diese Strukturähnlichkeit von Religion und Arbeit kann – neben ihrer hohen Vereinbarkeit und wechselseitigen Stütze in einer Lebensführung – organisatorische und hierarchische Konflikte bedingen. Muslimische Frauen haben einen zusätzlichen Balanceakt zu vollführen: Da der Islam als eine die Autonomie von Frauen einschränkende Religion gilt, werden sie mit negativen Zuschreibungen (potentiell) konfrontiert. Konflikte werden zudem durch Überschneidungen zwischen Öffentlichem und Privatem – sowohl im Bereich beruflicher Arbeit als auch von Religiosität – verschärft.
Neben den häufig als Konfliktursache thematisierten religiösen Bekleidungsvorschriften oder Gebetszeiten werden Wertekonflikte analysiert, die oft innerlich und damit für das soziale Umfeld nicht sichtbar ausgetragen werden, allerdings als drastisch erlebt werden und sich entscheidend auf Arbeitsfähigkeit und Arbeitsmotivation auswirken können. Wertekonflikte entstehen, wenn berufliches Handeln und religiöse Wertvorstellungen kollidieren und sich schlimmstenfalls ausschließen. Beispiele sind die Beratung und Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs oder der Umgang mit Personen des anderen Geschlechts.
Die rechtliche und weltanschauliche Ausgestaltung des Arbeitsumfelds und die Haltung nichtgläubiger/ andersgläubiger Personen sind Bedingungen, unter denen Konflikte ausgehandelt werden. Anhand des Ländervergleichs soll diskutiert werden: Wie beeinflusst die Stellung von Minderheiten zu Mehrheiten und das Problembewusstsein über den Islam individuelle Verläufe und Konflikte? Welche Rolle spielen strukturelle Bedingungen der Integration von Migrant_innen, die Ausgestaltung von Bildungs- und Arbeitsmarktinstitutionen sowie religionsrechtliche Voraussetzungen?