Religion und Lebensführung im Umbruch der langen sechziger Jahre
Interdisziplinäre Tagung am 1./2. Oktober 2013 im Luidgerhaus Münster
Die langen sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren eine Phase rapiden gesellschaftlichen und religiösen Wandels. So einmütig sich die sozialwissenschaftliche und historische Forschung in diesem Befund ist, so uneins ist sie sich darüber, wie insbesondere der religiöse Wandel zu erklären und zu interpretieren ist. Waren materiell-ökonomische Veränderungen ausschlaggebend oder sozialkulturelle Prozesse, die mit den Stichworten "Wertewandel", "Individualisierung" und "Selbstentfaltung" umschrieben werden können? Welche Rolle spielte das Massenmedium Fernsehen? War das Aufkommen von neuen Jugendkulturen entscheidend oder aber neue Geschlechterrollen?
Die Veränderungen während der sechziger Jahre betrafen vor allem den Bereich der Lebensführung. Der Begriff "Lebensführung", ursprünglich von Max Weber in die soziologische Diskussion eingeführt und dort in jüngster Zeit in Abgrenzung zum Lebensstilbegriff neu definiert, meint hier den Zusammenhang von Wertorientierungen und Verhaltensweisen. Mit der Lebensführung kommen mentale Orientierungsmuster und manifeste Handlungsmuster sowie deren Verbindung gleichermaßen in den Blick. Die Fragen, welchen Einfluss christliche Wertvorstellungen und kirchliche Arbeit auf verschiedene Teilbereiche der Lebensführung während der sechziger Jahre hatten und welche Wechselwirkungen zwischen religiösem und gesellschaftlichem Wandel auszumachen sind, stehen im Zentrum der Tagung, die vom Centrum für Religion und Moderne und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte gemeinsam organisiert wird.