Daniel Gerster/Michael Krüggeler (Hg.), God's Own Gender? Masculinities in World Religions
Der nun erschienene englischsprachige Band "God's Own Gender? Masculinities in World Religions" führt zum ersten Mal Untersuchungen über das Verhältnis von Männlichkeit und Religion in einer global vergleichenden Perspektive zusammen. Er präsentiert sowohl soziologische und religionswissenschaftliche Beiträge aktueller Zusammenhänge wie auch Analysen historischer Konstellationen. "Das Verhältnis von Religion und Männlichkeit ist in den vergangenen Jahren weltweit vermehrt zum Thema öffentlicher wie wissenschaftlicher Debatten geworden", so die beiden Herausgeber Daniel Gerster und Michael Krüggeler. Sie verweisen unter anderem auf aktuelle Diskussionen über 'den Islam' und sein von vielen als unaufgeklärt und gewaltbereit empfundenes Männlichkeitsbild. Das Verhältnis von Religion und Männlichkeit komme aber auch in abfälligen Äußerungen evangelikaler Christen gegenüber dem Recht von Frauen auf Abtreibung oder der gleichgeschlechtlichen Ehe und auf das vehemente Festhalten der katholischen Kirche am Zölibat zum Tragen.
In dem Band nehmen renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das vielschichtige Verhältnis von Religion und Männlichkeit in fünf großen Religionskulturen vergleichend in den Blick. So kann zum Beispiel für das Christentum in seiner historischen Tiefe und globalen Breite anstelle eines einzigen kohärenten Modells eine Vielfalt der Ideale, Vorstellungen und Praktiken von Männlichkeit(en) aufgezeigt werden. Verschiedene Beiträge des Bandes fordern, in ähnlicher Weise die Pluralität und Diversität islamischer Männlichkeitskonzepte und -praktiken wahrzunehmen, anstatt die immer gleichen Stereotypen zu reproduzieren. In Frage gestellt werden auch weit verbreitete Vorstellungen von buddhistischen und hinduistischen Männlichkeit(en), während mit Blick auf das Verhältnis von Judentum und Männlichkeit die Früchte langjähriger intensiver Forschung zusammengetragen werden. Insgesamt verdeutlichen die Beiträge des Bandes allerdings, dass Forschung zum Thema Religion und Männlichkeit vielfach noch am Anfang steht. Darauf weisen auch die offenen Fragen und Desiderate hin, die die Herausgeber in ihrer Einleitung formulieren.
Der Band "God's Own Gender? Masculinities in World Religions" geht in weiten Teilen auf die Beiträge einer Tagung zum Thema "Religion und Männlichkeit" zurück, die der Exzellenzcluster "Religion und Politik", das Centrum für Religion und Moderne (CRM) sowie das Zentrum für Islamische Theologie im November 2016 gemeinsam an der WWU Münster veranstaltet haben. Die Konferenz war zugleich die Abschlussveranstaltung der Münsteraner Post Doc-Forschergruppe "Religiöse Pluralität als Herausforderung für Religionen und Gesellschaften", die von 2012 bis 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert worden ist. Das Thema "Religion und Männlichkeit" schließt an Forschungsarbeiten an, die im Exzellenzcluster und am CRM zum Verhältnis von Religion und Gender durchgeführt wurden.