Prof. Dr. Alexander Haindorf
Namensgeber der Lecture ist Alexander Haindorf (1784–1862), der für die Jüdische Gemeinde, aber auch die Stadtgeschichte Münsters prägend war. Haindorf, der sich selbst als aufgeklärter, vom europäischen Humanismus durchdrungen verstand, kann als ein früher Vertreter eines liberalen Judentums bezeichnet werden. Er suchte nach einer gegenseitigen Annährung der jüdischen und christlichen Kultur und bezeichnete diesen Prozess als „Amalgamierung“ im Gegensatz zu von radikalen Reformern geforderten einseitigen Anpassung an die christliche Mehrheitsgesellschaft. Er wollte ein wechselseitiges Miteinander verwirklichen. 1825 gründete er den „Verein zur Beförderung von Handwerken unter den Juden und zur Begründung einer Schulanstalt, worin arme und verwaiste Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen“. Die jüdische Handwerksausbildung und damit die Eröffnung neuer Berufszweige zielten darauf ab, Vorurteilen und Stereotypen gegenüber jüdischen Geschäftsleuten entgegenzuwirken. Die jüdische Lehrerausbildung sollte die Qualifikation jüdischer Pädagogen verbessern und zusammen mit der jüdischen Elementarschule in das preußische Bildungssystem integriert werden. Haindorfs pädagogisches Konzept betonte die Gleichheit der Schüler, unabhängig von sozialem Status, Geschlecht und Religion. Dies war damals als fortschrittlich anzusehen und folgte dem humanistischen Ideal der allgemeinen Bildung. Als Mediziner, Privatdozent und Pädagoge genoss er eine hohe Anerkennung und zählte zu den auch von der christlichen Mehrheitsgesellschaft akzeptierten Juden. Er war Gründungsmitglied des „Westfälischen Kunstvereins“ (1831) und gehörte dem „Verein der Kunstfreunde im Preußischen Staat“ und dem „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ an. Von 1816 bis zu seinem Tode stellte er eine exquisite Sammlung von etwa 400 altdeutschen und holländischen Kunstwerken zusammen. Die Sammlung wurde zu einem wichtigen Grundstock des Landesmuseums (heute LWL-Museum für Kunst und Kultur) Münster. Seine Bibliothek befindet sich heute in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB).