Haindorf-Lectures

Öffentliche Abendveranstaltung in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Münster, dem Beauftragten in Antisemitismusfragen der Stadt Münster und der Universität Münster
Büste von Prof. Dr. Alexander Haindorf im Handschriftenlesesaal der ULB
© Ludger Hiepel

Die Haindorf-Lectures sind eine Kooperation zwischen Jüdischer Gemeinde, dem Beauftragten in Antisemitismusfragen der Stadt Münster und der Universität Münster zur Antisemitismusprävention. Die jährliche Veranstaltung mit Vortrag und Diskussion richtet sich an die gesamte Stadtgesellschaft. Sie findet ab 2024 jeweils am 30. Januar um 18 Uhr statt. Mit der Wahl des Datums – der Jahrestag der Ernennung Adolfs Hitlers zum Reichskanzler 1933 – wird einerseits an den Holocaust und die NS-Verbrechen erinnert und anderseits die Relevanz von Bildung und Dialog deutlich sichtbar unterstrichen.

 

Eine Anmeldung ist obligatorisch: gegen.antisemitismus@uni-muenster.de.

  • Haindorf-Lecture 2024

    30. Januar 2024 | 18 Uhr | Freiherr-vom-Stein-Saal (Domplatz 36, 48143 Münster)
    Prof. Dr. Julia Bernstein (links) hält die erste „Haindorf-Lecture“ und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, spricht neben anderen ein Grußwort.
    © Antje Korn | Staatskanzlei NRW

    Programm

    Grußworte

    Andreas Bothe | Regierungspräsident von Münster

    Sabine Leutheusser-Schnarrenberger | Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen

    Dr. Angela Böhme

    Einführung

    Stefan Querl | Beauftragter der Stadt Münster in Antisemitismusfragen, und
    Sharon Fehr
    | Ehrenvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, und
    Ludger Hiepel 
    | Beauftragter der Universität Münster gegen Antisemitismus

    Vortrag: Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus – neue Erkenntnisse aus der empirischen Forschung

    Prof. Dr. Julia Bernstein | Professur für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft, Frankfurt University of Applied Sciences (Folien der Präsentation)

    Fotos

    Start der ersten Haindorf-Lecture 2024
    Start der ersten Haindorf-Lecture 2024
    © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Ludger Hiepel, Beauftragter der Universität gegen Antisemitismus, begrüßte die Gäste zur ersten Haindorf-Lecture.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Regierungspräsident Andreas Bothe begrüßte die Gäste zur ersten Haindorf-Lecture im Freiherr-vom-Stein-Saal des Regierungspräsidiums.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Regierungspräsident Andreas Bothe
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, sprach ein Grußwort.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Dr. Angela Böhme sprach für die Nachfahren von Alexander Haindorf ein Grußwort und stellte dabei persönliche Erinnerungen an die Bibliothek, welche die ULB Münster 2011 übernommen hatte, in den Mittelpunkt ihrer Ansprache.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Stefan Querl, Beauftragter der Stadt Münster in Antisemitismusfragen, führte in die Idee der Haindorf-Lecture ein.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Sharon Fehr, Ehrenvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, führte aus Perspektive der Jüdischen Gemeinde zu Beginn der Haindorf-Lecture 2024 ein.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Ludger Hiepel stellt die Rednerin der ersten Haindorf-Lecture vor: Professorin Dr. Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft, Frankfurt University of Applied Sciences.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Professorin Dr. Julia Bernstein musste kurzfristig digital zugeschaltet werden. Verspätungen und Zugausfälle hatten die pünktliche Anreise mit der Bahn verhindert.
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Vortrag von Professorin Dr. Julia Bernstein
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Gastgebende und Gäste der ersten Haindorf-Lecture
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Gastgebende und Gäste der ersten Haindorf-Lecture
      © Uni MS – Linus Peikenkamp
    • Gastgebende und Gäste der ersten Haindorf-Lecture
      © Arne Feldmann
Zur Person
Zur Person

Prof. Dr. Alexander Haindorf

Namensgeber der Lecture ist Alexander Haindorf (1784–1862), der für die Jüdische Gemeinde, aber auch die Stadtgeschichte Münsters prägend war. Haindorf, der sich selbst als aufgeklärter, vom europäischen Humanismus durchdrungen verstand, kann als ein früher Vertreter eines liberalen Judentums bezeichnet werden. Er suchte nach einer gegenseitigen Annährung der jüdischen und christlichen Kultur und bezeichnete diesen Prozess als „Amalgamierung“ im Gegensatz zu von radikalen Reformern geforderten einseitigen Anpassung an die christliche Mehrheitsgesellschaft. Er wollte ein wechselseitiges Miteinander verwirklichen. 1825 gründete er den „Verein zur Beförderung von Handwerken unter den Juden und zur Begründung einer Schulanstalt, worin arme und verwaiste Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen“. Die jüdische Handwerksausbildung und damit die Eröffnung neuer Berufszweige zielten darauf ab, Vorurteilen und Stereotypen gegenüber jüdischen Geschäftsleuten entgegenzuwirken. Die jüdische Lehrerausbildung sollte die Qualifikation jüdischer Pädagogen verbessern und zusammen mit der jüdischen Elementarschule in das preußische Bildungssystem integriert werden. Haindorfs pädagogisches Konzept betonte die Gleichheit der Schüler, unabhängig von sozialem Status, Geschlecht und Religion. Dies war damals als fortschrittlich anzusehen und folgte dem humanistischen Ideal der allgemeinen Bildung. Als Mediziner, Privatdozent und Pädagoge genoss er eine hohe Anerkennung und zählte zu den auch von der christlichen Mehrheitsgesellschaft akzeptierten Juden. Er war Gründungsmitglied des „Westfälischen Kunstvereins“ (1831) und gehörte dem „Verein der Kunstfreunde im Preußischen Staat“ und dem „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ an. Von 1816 bis zu seinem Tode stellte er eine exquisite Sammlung von etwa 400 altdeutschen und holländischen Kunstwerken zusammen. Die Sammlung wurde zu einem wichtigen Grundstock des Landesmuseums (heute LWL-Museum für Kunst und Kultur) Münster. Seine Bibliothek befindet sich heute in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB).