Forschungsschwerpunkte
Das Forschungsprofil der Psychologie an der Universität Münster gliedert sich in zwei große Themenbereiche, die insgesamt acht Schwerpunktthemen beinhalten:
- Dynamic Human Systems, mit den Schwerpunktthemen Kognitive Neuronale Systeme, Dynamische Motorische Systeme und Dynamische Soziale Systeme
- Gesellschaftliche Verantwortung, mit den Schwerpunktthemen Psychische und physische Gesundheit, Lehren und Lernen im Bildungskontext, Leistung und Expertise, Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration, sowie Technisierung von Lebenswelten
Der erste Themenbereich ist eher strukturell grundlagenorientiert und der zweite stärker anwendungsorientiert. Damit ist jedoch keine herkömmliche Kategorisierung in Grundlagen- vs. Anwendungsforschung oder naturwissenschaftlicher vs. sozialwissenschaftlicher Forschung gemeint. So bietet die strukturelle System-Perspektive exzellente Konzepte und Methoden für die Analyse menschlichen Erlebens und Verhaltens in den verschiedenen gesellschaftlich relevanten Themenbereichen. Umgekehrt bieten die Themen im Bereich Gesellschaftliche Verantwortung komplexe Fragestellungen und Anwendungskontexte zur Validierung systemorientierter Verfahren und Modelle. Diese Synergien spiegeln sich u.a. darin, dass sich fast alle Professuren im Fach Psychologie mit mehreren Schwerpunktthemen beschäftigen, und sehr häufig in beide Themenbereiche involviert sind.
Themenbereich Dynamic Human Systems
Der Themenbereich Dynamic Human Systems thematisiert die zugrundeliegenden Prozesse komplexen menschlichen Erlebens und Verhaltens. Sie sind damit die Grundlage für die Vorhersage und Veränderung von gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Anpassungen, Entscheidungen und Leistungen. Der Fokus liegt dabei auf drei sich konzeptuell und methodisch ergänzenden Schwerpunkten.
Diese Schwerpunkte decken ein breites Spektrum psychologischer Forschung ab, sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch mit Bezug auf das Methodenspektrum, das von neuro-physiologischen und bildgebenden Untersuchungsverfahren des Gehirns über labor- und feldbasierte Verhaltensuntersuchungen bis hin zur mathematischen Modellierung reicht. Die betrachteten Phänomene werden dabei als Ergebnis dynamischer, ineinander geschachtelter menschlicher Systeme verstanden. Die Interaktionen der jeweils beteiligten Komponenten erzeugen emergente Ergebnisse auf einer höheren Systemebene und werden wiederum von diesen beeinflusst.
Kognitive Neuronale Systeme
Die Forschung in Kognitiver Neurowissenschaft ist von aktuellen methodischen Entwicklungen in verschiedenen Forschungsfeldern geprägt (bildgebende Verfahren, Einsatz künstlicher neuronaler Netzwerke und digitaler Intelligenz, etc.), und vereint somit Forschungsfragen aus der Medizin, Psychologie, Biologie, Sportwissenschaft, Mathematik und Informatik. Innovative neurowissenschaftliche Forschungsansätze erfordern folgerichtig die Kooperation der verschiedenen Forschungsbereiche. Ein Forschungsziel der Psychologie besteht in der computergestützten Modellierung der neuronalen Prozesse, die kognitiven Fähigkeiten des Menschen bspw. während der Wahrnehmung und Verhalten zugrunde liegen.
Hierzu sollen realistische mathematische Modelle nach biologischem Vorbild angewandt werden. Besondere Berücksichtigung gilt dabei der Dynamik prädiktiver Prozesse. Obwohl antizipatorische Prozesse in psychologischen Theorien längst einen hohen Stellenwert besitzen, sind die theoretischen und empirischen Forschungsergebnisse über unterschiedliche Domänen hinweg noch kaum integriert. Hier soll ein domänen-integrierendes Forschungsprogramm eingesetzt werden, um funktionelle prädiktive Hierarchien der Vorhersage der Handlungsbeobachtung, des Sprachverstehens und der Wahrnehmung sozialer Interaktionen zu identifizieren. Darüber hinaus dient das Ermitteln prädiktiver Prinzipen dem Verständnis interindividueller Unterschiede und möglicher Beeinträchtigungen prädiktiver Performanz im Rahmen neuro-psychiatrischer Erkrankungen. Zudem werden in Forschungsprojekten im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe Constructing scenarios of the past: A new framework in episodic memory (FOR 2812) die Merkmale, kognitiven Mechanismen sowie Funktionen von episodischem Gedächtnis in verschiedenen sozialen Kontexten erforscht.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Allgemeine Psychologie I (Prof. Dr. Markus Lappe)
Allgemeine Psychologie II (Prof. Dr. Niko Busch)
Biologische Psychologie (Prof. Dr. Ricarda Schubotz)
Sozialpsychologie (Prof. Dr. Gerald Echterhoff)
Dynamische Motorische Systeme
Die Forschung dieses Schwerpunktthemas soll durch Vernetzung bereits bestehender Arbeitseinheiten am Fachbereich 7 zu einem international beachteten Zentrum etabliert werden. Hierfür bietet insbesondere die Kooperation zwischen Allgemeiner Psychologie, Biologischer Psycholgie und der Sportwissenschaft am Fachbereich eine sehr gute Grundlage. Diese Arbeitseinheiten arbeiten bereits über das Otto Creutzfeldt Center for Cognitive and Behavioral Neuroscience (OCC) eng zusammen, sind Mitglied im Center of Nonlinear Science (CeNoS) und wichtiger Teil des Potenzialbereichs Neurale Systeme der Universität Münster. Eine große Stärke ist dabei die Breite der wissenschaftlichen Methoden, die am Fach verfügbar sind, wie bspw. bildgebende Verfahren (Forschungs-MRT, MEG), Blickbewegungsmessungen und moderne Neuronale Netze aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Wichtige inhaltliche Themen für die zukünftige Forschung sind neurophysiologische Korrelate der motorischen Kontrolle, die Plastizität über die Lebensspanne und die Modellierung motorischer Prozesse. Durch ein Großgerät "Gait real-time analysis interactive lab" (GRAIL) am Fachbereich werden neuromotorische und neurokognitive Prozesse unter realitätsnahen Bedingungen in virtuellen Welten erforscht. Dies ist insbesondere für die Beschreibung, Erklärung und Prädiktion von Altersveränderungen und zur Entwicklung theorie-geleiteter therapeutischer Ansätze von besonderem Interesse.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Allgemeine Psychologie I (Prof. Dr. Markus Lappe)
Allgemeine Psychologie II (Prof. Dr. Niko Busch)
Biologische Psychologie (Prof. Dr. Ricarda Schubotz)
Dynamische Soziale Systeme
Das Schwerpunktthema konzentriert sich auf die Analyse von sozialen Interaktions- und Selbstregulationsprozessen auf allen relevanten Systemebenen, einschließlich des Individuums, der Dyade und der Gruppe. Hierzu gehören unter anderem Forschungsprojekte zur Entwicklung und Dynamik von:
- Individuellen Eigenschaften, bspw. der Persönlichkeit, von sozio-emotionalen und Selbstregulations-Kompetenzen, oder von Kompetenzen in der Schule oder bei der Arbeit
- Wahrnehmung und Handlung in sozialen Kontexten
- Psychopathologien, bspw. von psychischen Störungen als Folge sozialer Vergleichsprozesse
- Symmetrischen (Freundschaften, Partnerschaften, kollegiale Beziehungen) und asymmetrischen sozialen Beziehungen (Eltern-Kind-, Vorgesetzte-Mitarbeitende, Lehrer-Schüler, Therapeut-Klient)
- Gruppen und Teams, z. B. zeitliche Entwicklung von Synergieeffekten in Arbeitsteams
- Organisationen, z. B. der Einfluss von Führung oder Regeländerungen auf individuelles und Gruppenverhalten, Change Management
- Shared Reality in Dyaden und Gruppen, kognitive und motivationale Effekte von Kommunikation, interpersonelle Beziehungen und Intergruppenbeziehungen
Zusätzlich zu diesen inhaltlichen Projekten werden gemeinsame Entwicklungen auf methodischer Ebene vorangetrieben, um Prozesse in Dynamischen Sozialen Systemen adäquat messen und analysieren zu können. Dazu gehört unter anderem die gemeinsame Entwicklung digitaler Methoden zur ambulanten Datenerhebung und Intervention und die fachübergreifende Weiterentwicklung statistischer Verfahren zur Modellierung dynamischer Prozesse. Hierzu zählen unter anderem soziale Netzwerkmodelle, Zeitreihenmodelle, Analysen der intraindividuellen Variabilität und längsschnittliche Datenanalysen. Das übergeordnete Ziel des Schwerpunkts ist es, dynamische Theorien und Methoden in spezifischen Fragestellungen zu integrieren und längsschnittliche Übergänge zwischen den verschiedenen Systemebenen interdisziplinär zu untersuchen.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Allgemeine Psychologie I (Prof. Dr. Markus Lappe)
Biologische Psychologie (Prof. Dr. Ricarda Schubotz)
Entwicklungspsychologie (Prof. Dr. Joscha Kärtner)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Ulrike Buhlmann)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Nexhmedin Morina)
Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Prof. Dr. Guido Hertel)
Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Carola Grunschel)
Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie (Prof. Dr. Mitja Back)
Sozialpsychologie (Prof. Dr. Gerald Echterhoff)
Statistik & Methoden (Prof. Dr. Steffen Nestler)
Themenbereich Gesellschaftliche Verantwortung
Der zweite Themenbereich im Forschungsprofil der Psychologie an der Universität Münster beinhaltet die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und der Entwicklung von passenden Lösungen. Zentrale Handlungsfelder und Schwerpunktthemen sind dabei:
Psychische und physische Gesundheit
Die Psychologie hat das wesentliche Ziel, geistiges und körperliches Wohlbefinden zu fördern, zu erhalten und wiederherzustellen. Dabei befasst sich z.B. die klinische Psychologie insbesondere mit den Ursachen und Folgen spezifischer Verhaltensprobleme, psychischer Störungen und psychologischen Aspekten physischer Krankheiten. Sie legt auch großen Wert auf die Prävention und Behandlung psychischer Beeinträchtigungen. Um diese Arbeit zu unterstützen, bietet unsere Psychotherapieambulanz (PTA) eine ausgezeichnete Plattform für die Untersuchung von Psychopathologie und psychologischen Interventionen.
Das Feld der Entwicklungspsychologie ergänzt diesen Ansatz, indem es sich vorzugsweise auf die frühkindliche Entwicklung konzentriert und in der Entwicklung berät und fördert. Parallel dazu strebt die psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie danach, individuelle Unterschiede im Wohlbefinden vorherzusagen und Interventionen entsprechend zu personalisieren.
Eine weitere wichtige Säule in diesem Schwerpunkt ist die pädagogische Psychologie in Verbindung mit der Arbeits-, Organisations-, und Wirtschaftspsychologie, die das Augenmerk auf Stress, psychische Belastungen, Wohlbefinden und die Förderung der Gesundheit im Kontext von Bildung und Arbeit legt.
Um den komplexen und vielfältigen Aspekten der menschlichen Gesundheit in Ihrer Ganzheit (psychisch und physisch) gerecht zu werden, pflegen wir zudem eine enge Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Universität Münster und dem Universitätsklinikum Münster.In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Entwicklungspsychologie (Prof. Dr. Joscha Kärtner)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Ulrike Buhlmann)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Nexhmedin Morina)
Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Prof. Dr. Guido Hertel)
Arbeitspsychologie (Prof. Dr. Carmen Binnewies)
Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Carola Grunschel)
Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie (Prof. Dr. Mitja Back)
Lehren und Lernen im Bildungskontext
Innerhalb der Psychologie werden Fragen des Lehrens und Lernens in verschiedenen Bildungskontexten auf vielfältige Weise untersucht. Diese Forschung umfasst grundlegende Aspekte des Lernens, die sich über verschiedene Bereiche erstrecken. Daraus ergeben sich Auswirkungen für Unterrichtsprozesse. Zudem fokussiert die Forschung auf Strategien und Methoden zur Diagnose von Lernständen und Lernfortschritten. Darüber hinaus untersucht sie die Möglichkeiten, wie digitale Technologien den Lehr- und Lernprozess gestalten und unterstützen können.
Die Forschung innerhalb dieses Schwerpunktthemas wird maßgeblich durch die strukturellen Bedingungen geprägt, in denen Bildungsprozesse stattfinden. Diese Prozesse ereignen sich in verschiedenen Bildungskontexten wie Kindergärten, Schulen, Hochschulen und anderen relevanten Bildungs- und Erziehungseinrichtungen. Diese Kontexte werden selbst zu Untersuchungsgegenständen, beispielsweise wenn es um die Implementierung von Programmen zur Lernförderung oder um Aus-, Fort- und Weiterbildung des Personals geht.
Darüber hinaus eröffnen die strukturellen Unterschiede zwischen verschiedenen Lernumgebungen, wie Schulen, Ganztagsangebote und Vereine, Forschungsfragen, die in Zeiten der Erweiterung öffentlicher Bildungs- und Erziehungsaufgaben besonders aktuell sind. Ein weiteres Forschungsziel ist die Untersuchung der Wirksamkeitsbedingungen für den Einsatz von videobasierten Lehrmodulen in der Lehrerausbildung.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext (Prof. Dr. Elmar Souvignier)
Entwicklungspsychologische Voraussetzungen für Erziehung und Unterricht (Prof. Dr. Manfred Holodynski)
Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Carola Grunschel)
Psychologie des Lernens in Bildung und Unterricht (Prof. Dr. Stephan Dutke)
Sozialpsychologische Grundlagen von Erziehung und Unterricht (Prof. Dr. Regina Jucks)
Leistung und Expertise
Im Schwerpunktthema Leistung und Expertise untersuchen wir die physischen und psychischen Bedingungen für Spitzenleistungen, sowie die Entwicklung von Expertise und Leistungsoptimierung durch physisches und psychologisches Training bzw. Interventionen. Unsere Forschung beinhaltet die Diagnostik von Kompetenzen und Talenten, sowie die Untersuchung der Entstehung, Erhaltung und Förderung von Leistung in beruflichen Kontexten.
Unsere methodischen Ansätze nutzen nicht nur Beurteilungsmaßstäbe wie Selbst- oder Fremdbewertungen von Anstrengungsbereitschaft in Teams, sondern auch experimentelle Verfahren. Hierzu zählen der Einsatz komplexer statistischer Indikatoren zur Messung kognitiver Leistung und die Entwicklung von Trainingsmethoden zur Steigerung der mentalen Leistungsfähigkeit, wie beispielsweise Stressbewältigungstrainings.
Wir profitieren in unserer Arbeit von den Synergien zwischen der Psychologie und der Sportwissenschaft innerhalb unseres Fachbereichs. Zudem positioniert sich die Universität Münster aktiv und sichtbar als Partnerhochschule des Spitzensports. Dies ist insbesondere bei der Rekrutierung von Versuchspersonen sehr hilfreich.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten:
Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Prof. Dr. Guido Hertel)
Psychology of Entrepreneurship (Jun.-Prof. Dr. Philipp Schäpers )
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration
Die Lebenswelten von Menschen werden zunehmend diverser. Dies wird durch den wissenschaftlichen Fortschritt begünstigt, welcher unter anderem die durchschnittliche Lebenserwartung steigen lässt und dadurch zur Altersdiversität in vielen Ländern beiträgt. Zusätzlich veranlassen Bevölkerungswachstum, Ressourcenprobleme und politische Instabilität immer mehr Menschen dazu, ihre Heimatländer zu verlassen und in anderen Ländern nach einer Zukunft zu suchen.
Diese zunehmende Diversität birgt einerseits das Potenzial, gesellschaftliche Lücken zu schließen, zum Beispiel im Kontext des demografisch bedingten Fachkräftemangels. Andererseits kann sie jedoch auch Ängste schüren und zu Diskriminierung führen. Krisensituationen wie die COVID-19-Pandemie oder der Klimawandel und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen verstärken gesellschaftliche Konflikte zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund bildet die Erforschung der Selbstregulation und Regulation sozialer Systeme angesichts solcher gesellschaftlichen Herausforderungen einen zentralen Forschungsschwerpunkt. Dieser Schwerpunkt umfasst die Untersuchung von gesellschaftlichem Zusammenhalt und Integration in diversen Lebensbereichen, wie Schule, Arbeit oder Freizeit, mit dem Ziel, Lösungsansätze für Konflikte zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen.
Inmitten dieser zunehmenden Diversität und gesellschaftlichen Herausforderungen, setzt das Exzellenzcluster Religion und Politik der Universität Münster einen Schwerpunkt. In enger Zusammenarbeit mit der Soziologie und den Politikwissenschaften, erforschen wir psychologische Prozesse, die sowohl die treibende Kraft hinter gesellschaftlichen Spaltungen als auch den Kitt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bilden. Unsere Forschung deckt dabei Themen wie Identitätskonflikte, politische und religiöse Offenheit im Gegensatz zu Dogmatismus ab. Des Weiteren beschäftigen wir uns mit der Erfassung und den Auswirkungen von wahrgenommener gesellschaftlicher Marginalisierung, dem Glauben an Verschwörungen sowie der Wahrnehmung von Bedrohungen durch ethnisch-religiöse Minderheiten.
Die Projektinitiative Psychological Aspects of Refugee Integration (PARI) widmet sich der psychologischen Analyse der Integration Geflüchteter. Im Vergleich zu anderen nationalen und internationalen Forschungsinitiativen zu diesem Thema zeichnet sich PARI durch einen besonders fokussierten Ansatz aus. Sie setzt den Schwerpunkt speziell auf die Aspekte der Flucht, und nicht allgemein auf Migration. Außerdem berücksichtigt PARI sowohl die Perspektiven der Geflüchteten als auch der aufnehmenden Gesellschaft und verbindet verschiedene wissenschaftliche Disziplinen in ihrer Herangehensweise.
Weitere Forschungsprojekte widmen sich psychologischen Prozessen bei der gesundheitlichen, sozialen und gesellschaftlichen Bewältigung der COVID-19 Pandemie. Diese umfassen groß angelegte internationale und von der DFG geförderte Studien. In diesen werden Experience-Sampling und Tagebuch-Studien zu interindividuellen Unterschieden im Wohlbefinden und den zugrundeliegenden Interaktions- und Kommunikationsprozessen eingesetzt. Zudem analysieren wir die Bedeutung direkter sowie computervermittelter Kommunikation.
Ein weiteres Forschungsinteresse liegt in den Prozessen und Bedingungen der öffentlichen Kommunikation von und über Wissenschaft. Hierbei wird die Entstehung und Wirkung von informiertem Vertrauen in die Wissenschaft untersucht.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Entwicklungspsychologie (Prof. Dr. Joscha Kärtner)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Nexhmedin Morina)
Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Prof. Dr. Guido Hertel)
Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie (Prof. Dr. Mitja Back)
Sozialpsychologie (Prof. Dr. Gerald Echterhoff)
Pädagogische Psychologie (Senior-Prof. Dr. Rainer Bromme)
Technisierung von Lebenswelten
Die fortschreitende Technisierung hat weitreichende Einflüsse auf das Individuum in seinen verschiedenen Lebenswelten wie Ausbildung, Arbeit, Freizeit und Gesellschaft. Insbesondere Internet-basierte Technologien verändern eine Vielzahl von Interaktionsprozessen. Beispiele hierfür sind virtuelle Teamarbeit, E-Leadership und Industrie 4.0 in der beruflichen Arbeit, soziale Medien in der Freizeitgestaltung und Telemedizin im Gesundheitssystem.
Auch die zunehmende Vernetzung und automatisierte Dokumentation von Verhalten (Big Data) bieten zugleich Chancen und Risiken. Das exponentielle Wachstum und der leichtere Zugang zu prozessproduzierten Daten eröffnen neue Möglichkeiten für die Vorhersage und evidenzbasierte Interventionen im Bereich Gesundheit, Beratung und berufliche Leistungsfähigkeit. Es gibt jedoch kritische Fragen zu beantworten,
- wie Menschen diese Veränderungen erleben und darauf reagieren,
- wie sich die Technisierung auf Leistung und Gesundheit auswirkt,
- wo positive Synergien gefunden werden können und
- welche gesellschaftlichen Auswirkungen diese Veränderungen mit sich bringen.
In der Psychologie bestehen vielfältige Forschungsinitiativen in diesem Themenfeld, die oft interdisziplinär vernetzt sind. Beispielsweise sind das DFG Graduiertenkolleg „Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“ und das überregionale DFG Schwerpunktprogramm “‘Intentional forgetting‘ in Organisationen“ solche Initiativen.
In diesen werden verschiedene zentrale Themen erforscht, darunter die Wahrnehmung und Veränderung von Vertrauen in moderne Technologien sowie die Auswirkungen auf die Akzeptanz, Anpassungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der nutzenden Personen. Des Weiteren werden auch Forschungsarbeiten zur Vertrauen und Technisierung von Arbeitswelten in Zusammenarbeit mit dem Institut der Feuerwehr NRW durchgeführt.
Zusätzlich werden virtuelle Welten und internetbasierte App-Systeme in der Klinischen Psychologie eingesetzt, um psychoedukative, präventive und therapeutische Maßnahmen durchzuführen. Dadurch können Veränderungsprozesse verfolgt und der Zugang zu psychotherapeutischen Interventionen erleichtert werden. Die Entwicklung und Implementierung eines internetbasierten Systemen zur Lernverlaufsdiagnostik erfolgt im Rahmen von BMBF-geförderten Projekten (z. B. LemaS). Die Akzeptanz von technischen Assistenzsystemen für Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen wird ebenfalls im Rahmen eines EU-Projekts untersucht. In einem DFG-Projekt wird aus einer grundlagenorientierten Perspektive der Einfluss von sozialen Medien auf das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung erforscht. Zusätzlich werden allgemeinpsychologische Fragestellungen zur Interaktion zwischen Mensch und Maschine im Kontext virtueller Realität untersucht.
Angesichts einer zunehmenden Verbreitung von Systemen mit künstlicher Intelligenz (KI) und Methoden des maschinellen Lernens zur datenbasierten Prädiktion relevanter psychologischer Ergebnisse setzt sich diese Forschungslinie logisch fort. Es gibt wachsende Themenfelder im Fach,die sich mit verschiedenen Aspekten beschäftigen, darunter die Analyse der Interaktion von Menschen mit immer automatisierteren und selbstlernenden Computersystemen (wie Social Bots und Automated Leadership). Auch die automatisierte Erfassung verbaler und nonverbaler Verhaltensweisen sowie die datenbasierte Vorhersage sozialer Wahrnehmungen und Urteile im privaten und beruflichen Umfeld sind Forschungsgegenstände.
In verschiedenen Projekten werden die motivationalen und emotionalen Funktionen sozialer Online-Medien erforscht, beispielsweise im Zusammenhang mit der Bewältigung von sozialem Ausschluss, Umzügen oder sozialer Isolation während der Covid-19-Pandemie.
In diesem Schwerpunkt aktive Arbeitseinheiten
Allgemeine Psychologie I (Prof. Dr. Markus Lappe)
Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Nexhmedin Morina)
Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Prof. Dr. Guido Hertel)
Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Carola Grunschel)
Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie (Prof. Dr. Mitja Back)
Sozialpsychologie (Prof. Dr. Gerald Echterhoff)
Professuren an der Fachrichtung Psychologie