Kathrin Wöstemeyer
Utopia Revisited: Robert Graves’s Seven Days in New Crete and Its Literary and Cultural Context
In einer Zeit der Krisen widmet sich dieses Projekt dem gesellschaftskritischen Genre der Utopie. Mit dem zu Unrecht vernachlässigten Seven Days in New Crete (1949) entwirft Robert Graves, bekannt für Dichtung, Autobiographie und historische Romane, in der Blütezeit der negativen Utopie ein neues utopisches Konzept mit besonders engem Zusammenspiel literarischer und sozialer Funktionen: Eine fiktionale Auswertung literarischer Utopien von Plato bis über Huxley hinaus führt zu einem singulären Gesellschaftsentwurf, in dem statt Fortschritt Rückschritt in die frühe Menschheitsgeschichte, die magisch-rituelle Verehrung einer matriarchischen, mythischen Urgottheit und die von ihr inspirierte, gesetzgebende Poesie von zentraler sozialer Bedeutung sind. Dabei werden Gattungsgrenzen zwischen positiver und negativer Utopie, zu Fantasy und Science Fiction überschritten und der eigene Entwurf ironisch relativiert. Untersucht wird unter Beachtung des (autor-bezogenen) literarischen und kulturgeschichtlichen Kontextes, inwiefern durch diese untypische, ironisch-selbstreflexive, (selbst-)kritische Utopie auf im eigentlichen Sinn mythopoetische Weise gesellschaftlich und gattungsgeschichtlich Bilanz gezogen wird.
Fach: Anglistik
Betreuer/innen: Prof. Dr. Bernfried Nugel