Ringvorlesung: Europa. Literarische Figurationen
Seit der römische Dichter Publius Ovidius Naso in seinen Metamorphosen vom Raub der phönizischen Königstochter Europa durch den als Stier getarnten Zeus und ihrer Entführung nach Kreta erzählte, hat der europäische Kontinent einen literarischen Gründungsmythos. Immer wieder wird die Geschichte in Variationen nach- und weitererzählt und noch in der aktuellen politischen Ikonographie wird das Bild von Europa auf dem Stier verwendet. Die fächerübergreifende literaturwissenschaftliche Ringvorlesung fragt danach, welche Rolle die Literatur, die über die Jahrhunderte hinweg ein differenziertes Reflexionsmedium globaler Entwicklungen darstellte, in der Konstruktion der kulturellen wie der politischen Idee von Europa spielte und immer noch spielt. Zum einen wird danach gefragt, wie Europa in der Literatur imaginiert und figuriert wird, zum anderen geht es aber auch darum, ob und in welcher Weise sich die Literatur Europas als europäisch begreift. Gibt es ein Europa der Literatur oder hat Yoko Tawada recht, wenn sie einem ihrer Texte den Titel gibt „Eigentlich darf man es niemandem sagen, aber Europa gibt es nicht“?
Die Ringvorlesung findet jeweils mittwochs, 16.00 Uhr s.t., im Raum JO1 (Johannisstraße) statt.