Vortrag: Digitale Literaturwissenschaft?
Auf Einladung des Promotionskollegs Literaturtheorie als Theorie der Gesellschaft wird Dr. Thomas Ernst (Universität Essen/Duisburg) am Dienstag, 4. März um 19.30 Uhr im Specops (Von-Vincke-Straße 5) seine jüngste Publikation Literatur und Subversion. Politisches Schreiben in der Gegenwart vorstellen.
Die gesellschaftliche Bedeutung der Literatur hat sich in unserer differenzierten Gesellschaft mit ihrer Vielfalt an Medien zwar relativiert, literarische Texte sind jedoch bis heute ein herausragendes Medium sprachlicher, gesellschaftlicher und politischer Reflexion. Zwar wird daher noch immer darüber debattiert, ob und wie literarische Texte als eine Form politischen Schreibens betrachtet werden können, zumeist jedoch auf Basis älterer Vorstellungen wie jener der ‚engagierten Literatur‘ oder des ‚universellen Intellektuellen‘. In seiner jüngst erschienenen 570seitigen Studie „Literatur und Subversion. Politisches Schreiben in der Gegenwart“ hat sich Dr. Thomas Ernst (Universität Duisburg-Essen) mit diesem Problem befasst. Auf Basis einer kritischen Auseinandersetzung mit der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts sowie mit verschiedenen Theorien des Verhältnisses von Literatur und Gesellschaft entwickelt er ein komplexes literatur- und kulturwissenschaftliches Analysemodell für politisches Schreiben in der Gegenwart. Hierzu differenziert er vier Diskurse der Subversion und zeigt, wie diese in literarischen Texten archiviert, reflektiert und ironisiert werden. Zudem können sich literarische Texte selbst als Sprachexperiment, als minoritäre Distinktion, als Dekonstruktion oder als Manifest politischer Revolutionäre in diese Diskurse der Subversion einschreiben. Ausgewählte Felder der politischen Gegenwartsprosa – u.a. die ‚sprachkritisch-experimentelle Literatur‘ (Jelinek), die ‚avancierte Popliteratur‘ (Meinecke), die ‚minoritäre Literatur‘ (Zaimoglu), die ‚satirische Literatur‘ (Titanic) oder die ‚Untergrundliteratur‘ (Social Beat) – können mit diesem Instrumentarium auf ihre subversiven und ästhetischen Potenziale und Aporien untersucht werden.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Dr. Thomas Ernst – zur Person
Dr. Thomas Ernst studierte Germanistik und Philosophie in Duisburg, Berlin, Bochum und Leuven/Belgien, war 2005 Gastwissenschaftler der Columbia University in New York, wurde 2008 promoviert von der Universität Trier und arbeitete anschließend als Postdoktorand an der Université du Luxembourg. Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen, dort habilitiert er über die Geschichte des geistigen Eigentums. Derzeit ist er zudem Sprecher der ‚AG Potenziale digitaler Medien in der Wissenschaft‘ in der Global Young Faculty III (2013-2015).
Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Literatur-, Medien- und Kulturtheorien, die deutschsprachige Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, Literaturen der Interkulturalität, Mehrsprachigkeit und Migration (BeNeLux und Deutschland) sowie das Verhältnis von Neuen Medien (insbesondere Internet) und Literatur. Er veröffentlichte unter anderem die Bücher „Literatur und Subversion. Politisches Schreiben in der Gegenwart“ (2014) und „Popliteratur“ (3. Aufl. für 2014 in Vorb.) sowie zuletzt u.a. die Sammelbände „Guy Helminger. Ein Sprachanatom bei der Arbeit“ (2014, Mithg.) und „Verortungen der Interkulturalität. Die Europäischen Kulturhauptstädte Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010)“ (2012, Mithg.).
Uni-Webseite: www.uni-due.de/germanistik/ernst
Privates Weblog: www.thomasernst.net
Twitter: @DrThomasErnst