Publikation: Dr. Innokentij Kreknin - Poetiken des Selbst


Die GSPoL gratuliert ganz herzlich ihrem Alumnus Dr. Innokentij Kreknin zur Veröffentlichung seiner Dissertation "Poetiken des Selbst. Identität, Autorschaft und Autofiktion am Beispiel von Rainald Goetz, Joachim Lottmann und Alban Nikolai Herbst" beim Verlag de Gruyter.

Das Buch widmet sich dem Problem, wie unter den Bedingungen der heutigen Medienlandschaft eine Person in der Lage ist, eine Identität mit sich selbst herzustellen. Ein besonderer Schwerpunkt kommt hierbei der Autorschaft zu: Frühere Annahmen, dass jemand in seiner Autobiographie wahrhaftig sich und sein Leben darlegt, wurden bereits von der Forschung korrigiert. Die Fiktion ist einer Autobiographie ebenso eigen, wie einem Roman – wer darin ‚ich‘ schreibt, wird zu einer Figur. Neue Medien wie Fotografie, Film und Internet ermöglichen allerdings in einem stärkeren Maße als früher, Identitäten herzustellen, die an die Alltagswirklichkeit gebunden sind und so ‚Wahrheit‘ und Identität herstellen können. Zugleich treten jedoch Vermischungen von Wirklichkeit und Fiktion auf, die in dem Begriff der Autofiktion zusammengeführt werden. Am Beispiel von Rainald Goetz, Joachim Lottmann und Alban Nikolai Herbst werden literarische Subjektpoetiken analysiert und die darin wirksamen Modelle formuliert. Den theoretischen Hintergrund bilden Michel Foucaults Konzepte der Selbsttechniken und aktuelle kultursoziologische Forschungsheuristiken, außerdem werden die Ansätze der Autofiktionsforschung geprüft und erweitert. Ausgehend vom weiten Textbegriff werden alle ‚Werke‘ der Autoren auf die sich darin manifestierenden Figurationen von Autor- Subjekt-Figuren (‚Einschreibungen‘) untersucht und die öffentlichen Diskurse über diese Autoren daraufhin geprüft, inwiefern diese Modelle aufgenommen und verarbeitet werden (‚Fortschreibungen‘). Bei den semiotischen Analysen rücken die Begriffe ‚Konsistenz‘, ‚Konfiguration‘ und ‚Referentialität‘ in den Vordergrund und erlauben es, Autorschaft als polykontexturale Diskursfunktion in medial vermittelten operativen Fiktionen darzustellen. Dabei wird die These bestätigt, dass die so produzierten Subjektmodelle zwar einer ‚unentscheidbaren‘ Konfiguration folgen, sie zugleich jedoch in öffentlichen Diskursen als konkrete lebensweltliche Subjekte rezipiert werden.