Marsforschung im Nordpolarmeer – Planetologen der WWU berichten von unterwegs
28.7.2018
So, nun gibt es also doch noch etwas zu berichten. Unsere Odyssee ist nämlich noch nicht vorbei und wir sind immer noch nicht zu Hause, sondern in Frankfurt auf meinem Lieblingsflughafen gestrandet. Doch was ist passiert? Nachdem wir mit dem Taxi genau 4 Minuten vor Ankunft des Busses am Flughafen Ny Alesund eintreffen, stehen wir beim Einchecken in der „ersten Reihe“, was uns sehr viel Zeit und vor allem Nerven erspart. Für unsere große Alukiste mit den Messgeräten müssen wir um die 50€ Übergepäck bezahlen. Der Tag beginnt also schon gut. Obendrein bekommen wir keine Fensterplätze was aber heute Morgen auch egal ist, weil die niedrige Wolkendecke das Fotografieren eh hinfällig macht. Und die meiste Zeit des Fluges werden wir eh verschlafen. Pünktlich geht es ab nach Oslo wo wir drei Stunden Aufenthalt haben bevor wir pünktlich nach Frankfurt weiter fliegen. So weit so gut. Kaum in Deutschland angekommen, bricht das Chaos los. Es beginnt damit, dass wir bei unserem Außen-Gate eine unverhältnismäßig lange Zeit auf eine Treppe warten müssen. Die anschließende Busfahrt bringt uns schließlich von Hinten durch die Brust ans Terminal. Nun müssen wir nur noch zu den A Gates kommen. Also Terminalwechsel – in Frankfurt immer ein Vergnügen! Ach ja, habe ich schon erwähnt, dass der Flug nach Münster aus technischen Gründen gestrichen wurde? Zum wievielten Male passiert uns das nun? Da scheint schon ein gewisses System dahinter zu stecken. Wir überlegen uns einen Mietwagen zu nehmen, entscheiden uns dann aber auf den Flug um 16.55 Uhr zu warten. Bis wir unser Gepäck bekämen, die Zollformalitäten erledigt und einen Mietwagen organisiert hätten, wäre es sicher 14:30 Uhr bevor wir hier raus kämen. Dann müssten wir noch die ca. 3 Stunden nach Münster fahren und das bei Ferienbeginn in Bayern. Da wären wir vermutlich später in Münster als mit dem Nachmittagsflug. Dennis ist natürlich stinksauer weil er durch die Verzögerungen den Großteil des Geburtstags seiner Tochter verpassen wird. Wie gesagt, eigentlich hätten wir am Freitag um spätestens 14:00 Uhr in Münster sein sollen, nun sind wir am Samstag nicht vor 18:00 Uhr zu Hause. Die Titelüberschrift in der Süddeutschen Zeitung lautet heute übrigens: „Wer wird denn gleich abheben. Mitten in der Feriensaison gerät Fliegen für Urlauber zum Abenteuer. Neue Zahlen zeigen: Flugausfälle und Verspätungen nehmen drastisch zu. Und es könnte noch schlimmer kommen.“ Passt doch wie die Faust auf’s Auge! Aber interessiert das die Fluggesellschaften wirklich in Zeiten von Gewinnmaximierung? Ich jedenfalls kann keine Anzeichen einer positiven Veränderung oder gar von etwas Respekt ihren Kunden gegenüber erkennen. Da „freue“ ich mich schon auf meinen Flug nach Japan. Am Montag! Aber Halt, es geht ja noch weiter! Nach mehreren Stunden Wartezeit machen sich Dennis und ich brav auf den Weg zu Gate 8, nur um dort zu erfahren, dass unser Flug nach Münster erneut gestrichen wurde. Also zurück in die Lounge, vorbei an einer Warteschlange für das Lufthansa „Service Center“ (die Gänsefüßchen habe ich hier ganz bewusst verwendet), die mindestens 100 m lang ist. Selbst in der Lounge stehen wir gute 20 Minuten an. Schließlich erfahren wir von der freundlichen Lufthansadame, dass unser ursprünglicher Flug doch gegangen wäre und sie nicht verstehe warum uns ihre Kollegin umgebucht habe. Dennis und ich sind einem Schreikrampf nahe. Zu guter Letzt erhalten wir ein Zugticket in die Hand gedrückt. Das ist ja ganz nett, bedeutet aber auch, dass wir mit gut 70-80 kg Gepäck im Zug unterwegs sein werden. Unser Gepäck können wir am Band 4 abholen, gibt man uns noch mit auf den Weg. Jetzt ist es aber halt so, dass das Gepäck aller gestrichenen Flüge auf diesem Band landet. Entsprechend groß ist das Chaos, entsprechend groß sind die Verwirrung und die Frustration und entsprechend gestresst und genervt ist das Personal, das mit der Situation völlig überfordert ist. Unsere Rucksäcke finden wir relativ schnell aber unsere große Alukiste will einfach nicht beim Sperrgut erscheinen. Wir warten gute 1,5 Stunden weil man uns immer wieder versichert sie würde gleich kommen. Aber irgendwann ist es auch gut und wir stellen uns in die endlose Schlange vor der Gepäckermittlung an. Dort erfahren wir wiederum, dass sowohl unser 13:15 Uhr als auch unser 16:55 Uhr Flug gestrichen wurden. Ja was denn nun, liebe Lufthansa? Die Kiste bleibt vorerst verschollen, auch wenn der wirklich freundliche Lufthansamitarbeiter alles versucht. Auf dem Weg zum Zug schauen wir noch bei Hertz vorbei. Dasselbe Bild: Eine lange Schlange. Und kein Auto! Langsam haben wir keine andere Option mehr, als doch den Zug zu nehmen. Kaum stehen wir am Bahnsteig kommt die nächste Hiobsbotschaft. Aufgrund eines Personenschadens hat der Zug 35 Minuten Verspätung wodurch alle Anschlusszüge leider verpasst werden, inklusive der nach Münster. Also erneute Umplanung – wir fahren jetzt erst einmal nach Essen und von dort mit dem Regional Express nach Münster. Und siehe da, das DB Personal ist ausnehmend freundlich und bedauert, dass wir in Frankfurt hängen blieben. Ein Spruch, den wir eigentlich von der Lufthansa erwartet hätten. Um kurz nach 23:00 Uhr bin ich endlich zu Hause. Eigentlich wollte ich den Blog mit etwas Positiven enden lassen. Und ich werde das auch machen. Die ganzen heutigen Schwierigkeiten werde ich mental für mich als zum „Abenteuer Spitzbergen“ dazu gehörig verbuchen. Was bleibt auch anderes übrig? Onward and upward! Die Passagiere des Hurtigruten Schiffs haben alle zum Abschluss ein „Polar Hero Cerificate“ bekommen. Für unsere 2000 Kronen gab es so etwas natürlich nicht. Obwohl wir es alle mehr als verdient hätten. Wodurch? Nun, wir sind im polaren Ozean geschwommen, haben einen Eisbären auf relativ geringe Entfernung gegenüber gestanden, haben Andreas und Ernsts Schnarchen überlebt, haben zu fünft auf engstem Raum gehaust, haben über unsere Nudelsuppen eine unvernünftig hohe Konzentration an Konservierungsstoffen aufgenommen, haben mit schlechtem Wetter und den daraus resultierenden Verzögerungen zu kämpfen gehabt und haben in der ganzen Zeit kein einziges böses Wort gesprochen. Zusätzlich haben wir unser Arbeitsprogramm durchgezogen, viele neue Dinge gesehen und erkundet, Dinge, an denen wir seit Jahren arbeiten, besser verstanden und jede Menge Spaß gehabt. Ich denke, dass der Spaß an so einem Abenteuer sehr wichtig ist, und für das Gelingen unserer Expedition unabdingbar war. Always look at the bright side of life! Ich habe da auch schon wieder ein paar Ideen für nächstes Jahr… Also, jetzt aber endgültig bis nächstes Jahr!
P.S. Gerade wird online berichtet, dass ein Eisbärwächter der „Bremen“, die wir erst noch am 25.7. in Ny Alesund sahen, durch einen Eisbären schwer verletzt wurde. Der Mann ist wohl am Kopf verletzt worden bevor seine Kollegen den Eisbär erschießen konnten. Gott sei Dank ist er laut den vorliegenden Meldungen außer Lebensgefahr. Eine Untersuchung, samt Obduktion des Bären, wurde vom Sysselmannen eingeleitet.