Biodiversität im Städtischen Grünland

  • Hintergrund und Ziele

    Blütenreiche Wiesen in der Stadt sind eine Freude für Mensch und Biene.
    Blütenreiche Wiesen in der Stadt sind eine Freude für Mensch und Biene.
    © Frederike Velbert

    Städte und Gemeinden pflegen eine große Zahl von Grünflächen und urbanen Wiesen, die potentiell auch zum Erhalt gefährdeter Arten beitragen können. Selbst wenn die Nutzung der Flächen mit ein bis zwei Schnitten pro Jahr und ohne Verwendung von Düngern oder Pestiziden derjenigen von artenreichen und oft sehr schützenwerten extensiven Wiesen in der Kulturlandschaft entspricht, sind die innerstädtischen Vegetationsbestände oft artenarm und floristisch wenig attraktiv. Zudem enthalten sie häufig nur wenige regionaltypische Arten sondern viele züchterisch veränderte Kultivare. Durch fehlende Quellpopulationen und Ausbreitungslimitierung vieler heimischer Pflanzen kann dieses artenarme Stadium dauerhaft bestehen bleiben, ohne dass es zu einer Diversifizierung der Bestände kommt. Demnach ist der Nutzen solcher blütenarmen und von Gräsern dominierten Wiesen sowohl für die Bevölkerung als auch den Naturschutz stark eingeschränkt, solange es nicht zu einer Intervention wie etwa einer aktiven einbringen von Arten kommt.

    Um das vorhandene ökologische Potential innerstädtischer Grün- und Wiesenflächen zu bestimmen und so auch regionaltypische Arten schützen zu können, bedarf es einer umfassenden Analyse der Vegetationsbestände. Herbei ist es wichtig, die Faktoren und Prozesse, die die Artenvielfalt bestimmen, genau zu kennen. Auf Basis diesen Wissens kann zukünftig durch ein gezieltes Einbringen von Pflanzenarten effektiv zur Entwicklung der Flächen und zum Schutz bedrohter Grünlandarten beigetragen werden. Gleichzeit werden blütenreiche und ansprechende Grünflächen geschafften, die für die städtische Bevölkerung eine hochwertige Möglichkeit zu Erholung bieten.

    Heutzutage wird jedoch das naturschutzfachliche und sozioökonomische Potential von innerstädtischen Grünflächen noch allzu oft verkannt. Hier setzt das Forschungsprojekt an, erfasst Potentiale und erarbeitet Maßnahmen zur ökologischen Optimierung von urbanen Wiesenflächen. Zudem wird durch eine europaweite Kooperation eine umfassende Befragung durchgeführt, um die Anforderungen und Vorstellungen der Stadtbevölkerung in den Prozess der Aufwertung von Grünflächen zu integrieren.

  • Untersuchungsfläche in einem Vorort von Münster.
    Untersuchungsfläche in einem Vorort von Münster.
    © Frederike Velbert

    Methoden

    Im Rahmen des Projekts sind bereits in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen floristische und nährstoffökologische Untersuchungen durchgeführt worden, darunter Münster, Osnabrück, Düsseldorf und Köln. Neben der Erfassung der Vegetation und des Flächenmanagements wurden auch Proben von Boden und Pflanzenbiomasse genommen und im Labor auf Nährstoffgehalte untersucht. Zusätzlich ist 2014 in Münster ein Pilotprojekt gestartet worden, bei dem kleinflächig mittels Regio-Saatgut und Oberbodenstörung Zielarten eingebracht worden sind. Eine weitere Studie beschäftigte sich mit der Konnektivität von städtischen Wiesenflächen in Münster. Sie untersuchte, ob größere öffentliche Grünflächen miteinander verbunden sind, also ob eine selbstständige Ausbreitung von Pflanzenarten angenommen werden kann. Seit 2015 werden, zuerst nur in Münster und danach durch eine großangelegte Kooperation auch in zahlreichen anderen Städten in Europa, Befragungen der Bevölkerung durchgeführt. Hierbei werden Nutzungsgewohnheiten und ästhetische Ansprüche sowie die Einstellung der Bevölkerung zu einem stärker ökologisch orientierten Management der Wiesen abgefragt.

    Ökologisch orientiertes Management (links) und Vielschnittrasen (rechts) am Aasee in Münster.
    Ökologisch orientiertes Management (links) und Vielschnittrasen (rechts) am Aasee in Münster.
    © Valentin H. Klaus

    Wir bedanken uns bei den beteiligten Städten und Kommunen für die gewinnbringenden Kooperationen sowie bei allen involvierten Personen für deren Engagement und Enthusiasmus.

  • Ergebnisse

    Publikationen (peer-reviewed)

    Hejkal J, Buttschardt TK, Klaus VH (2017) Connectivity of public urban grasslands: implications for grassland conservation and restoration in cities. Urban Ecosystems 20 (2): 511-519 [doi: 10.1007/s11252-016-0611-8]

    Rudolph M, Velbert F, Schwenzfeier S, Kleinebecker T, Klaus VH (2017) Patterns and potentials of plant species richness in high- and low-maintenance urban grasslands. Applied Vegetation Science 20 (1): 18–27 [doi: 10.1111/avsc.12267]

    Klaus VH (2013) Urban grassland restoration: a neglected opportunity for biodiversity conservation. Restoration Ecology 21: 665–669 [doi: 10.1111/rec.12051]

    Abgeschlossene Arbeiten

    Sollentsch, Lisa (2016) Grünflächen und Parkwiesen in Osnabrück. Bachelorarbeit

    Auerochs, Hannah (2015) Biodiversität im städtischen Grünland – eine Umfrage in Münster. Bachelorarbeit

    Rudolph, Martin (2015) Current and Potential Plant Species Richness in Urban Grasslands. Masterarbeit

    Eckardt, Melanie (2015) Projekte zur Extensivierung städtischen Grünlands in Deutschland - ein Überblick. Bachelorarbeit

    Hejkal, Judit (2014) Konnektivität städtischer Habitate. Masterarbeit

    Schreiter, Maria (2014) Untersuchungen zur Pflanzendiversität im Städtischen Grünland in Dortmund. Masterarbeit

    Stahlhut, Nils (2014) Versuch zur floristischen Anreicherung von städtischem Grünland mit regionalem Saatgut. Bachelorarbeit

    Schwenzfeier, Stefan (2013) Vegetationskundliche Untersuchungen im Städtischen Grünland in Münster. Bachelorarbeit

    Velbert, Frederike (2013) Zustand und Potential des floristischen Artenreichtums im städtischen Grünland. Forschungsprojekt