"Es ist die Mischung aus unterschiedlichen Menschen, die neue Ideen hervorbringt"
Ein Forschungsaufenthalt im Ausland bietet vielfältige Möglichkeiten und zahlreiche neue Erfahrungen für Forschende. Dr. Aurora Gomez-Martin (30) aus Sevilla, Spanien, und Dr. Jaroslav Minar (32) aus Prag, Tschechien, sind zwei internationale Batterieforschende, die das MEET Batterieforschungszentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster für einen längeren Forschungsaufenthalt in Deutschland gewählt haben. Die beiden Postdocs berichten über ihre Beweggründe für ihren Forschungsaufenthalt sowie die Chancen und Herausforderungen ihrer Zeit in Münster.
Warum haben Sie sich für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland am MEET Batterieforschungszentrum entschieden?
Aurora Gomez-Martin: Deutschland gehört zu den führendenden Ländern in der Batterieforschung und der Elektromobilität. Es ist bekannt für sein großes Forschungsnetzwerk mit einer starken Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie. Insbesondere das MEET Batterieforschungszentrum ist eine der international anerkanntesten Institutionen auf dem Gebiet der Batterieforschung und bot mir eine fantastische Gelegenheit, mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln und im Forschungsprojekts "SeNSE" zu arbeiten, welches durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union finanziert wird.
Jaroslav Minar: Da ich aus der Tschechischen Republik komme, schätze ich persönlich auch die Nähe zu meinem Heimatland. Ich habe schon in Prag in der Analytik gearbeitet, am MEET kann ich mich auf die Batterieforschung konzentrieren. Der Bereich Analytik & Umwelt, in dem ich tätig bin, bietet mir die Möglichkeit, mich auf das Thema Batterierecycling zu konzentrieren – eines der aktuellsten Forschungsgebiete unserer Zeit. Ich schätze das kompetente und erfahrene Forschungsteam am MEET sehr, da es einen vielschichtigen, ganzheitlichen Forschungsansatz verfolgt.
Aurora, Sie sind seit Anfang 2020 in Deutschland, Jaroslav, Sie sind im Februar 2022 im MEET Team. Was waren Ihre ersten Eindrücke, als Sie nach Deutschland gekommen sind?
Jaroslav Minar: Vom ersten Tag an hatte ich das Gefühl, am richtigen Ort mit den richtigen Leuten zu sein. Alle waren sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Von der MEET Ausstattung war ich sehr beeindruckt: tolle Labore zum Arbeiten!
Aurora Gomez-Martin: Die Ressourcen, Einrichtungen und damit auch die Forschungsmöglichkeiten haben mich ebenfalls beeindruckt. Während zweier Praktika in meinem Promotionsstudium war ich zum ersten Mal in Deutschland, finanziert durch Forschungsstipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Mir gefielen die Erfahrungen hier so gut, dass ich beschloss, für meine wissenschaftliche Karriere nach meinem Promotionsstudium in Spanien zurückzukommen.
Was hat Ihnen geholfen oder hilft Ihnen noch immer, sich in Deutschland einzuleben?
Aurora Gomez-Martin: Es hilft auf jeden Fall, aufgeschlossen zu sein, wenn man sich entscheidet, in einem anderen Land zu leben, und sich über die Kultur in der neuen Heimat zu informieren. Das International Office der WWU Münster war eine große Hilfe bei der Eingewöhnung. Sie organisierten viele Veranstaltungen, um andere Wissenschaftler*innen aus dem Ausland kennenzulernen, und halfen bei der Suche nach einer Unterkunft, was in einer beliebten Stadt wie Münster definitiv eine Herausforderung ist.
Jaroslav Minar: Auch der Versuch, sich an das Land anzupassen, hilft. Ich habe Deutschunterricht genommen, bevor ich herkam, und lerne jetzt im Selbststudium weiter. Man braucht Geduld und die Bereitschaft, hart zu arbeiten. Meine Kolleg*innen sind eine große Hilfe, um sich an der Arbeit, aber auch in der Stadt Münster einzuleben. Auch wenn ich erst seit ein paar Monaten hier bin, habe ich schon einige neue Freunde in meinem Viertel gefunden, was ein wahres Geschenk ist.
Welche Chancen und Herausforderungen liegen in der internationalen Mobilität?
Jaroslav Minar: Neue Freunde zu finden und das eigene wissenschaftliche Netzwerk zu erweitern, sind für mich die größten Chancen, wenn man im Ausland arbeitet. Ich schätze es auch, neue Forschungsfähigkeiten zu erwerben und hoffe, dass meine Arbeit in Zukunft in der Wissenschaft und in der Industrie von Bedeutung sein wird. Es erfordert einigen Mut, Sprachbarrieren zu überwinden oder sich an eine andere Kultur anzupassen. Die Trennung von Familie und Freunden mag hart sein, aber dank Smartphones und Videogesprächen kann man den Kontakt gut aufrechterhalten.
Aurora Gomez-Martin: Ein großer Vorteil ist, dass man nie aufhört zu lernen und so viele neue Perspektiven gewinnt: Man lernt eine neue Kultur kennen und neue Sprachen. Eine Mischung aus Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund bringt andere Lösungsansätze und neue Ideen hervor, an die man vorher nicht gedacht hat. Das Leben im Ausland ist natürlich immer auch eine Herausforderung. Man muss die eigene Komfortzone verlassen und manchmal kreative Lösungen finden. Dadurch entwickeln sich definitiv die eigenen persönlichen und beruflichen Fähigkeiten weiter. Für die Zukunft hoffe ich, weiter in einem so spannenden Forschungsfeld zu arbeiten.