„Es ist die Vereinigung von wissenschaftlicher Grundlagenforschung und industrieller Anwendung"
Seit Mitte vergangenen Jahres kooperieren das MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster und das Helmholtz-Institut Münster (HI MS) des Forschungszentrums Jülich mit LG Energy Solution (LGES), einem international führenden Hersteller von Batteriezellen. In gemeinsamen Laboren in Münster forschen die drei Partner an Batterien der nächsten Generation. Mittlerweile sind fünf Forscher*innen aus Südkorea in Münster angekommen und haben die Arbeit mit MEET und HI MS Wissenschaftler*innen aufgenommen. Dr. Johannes Kasnatscheew, Leiter des Forschungsbereichs Materialien am MEET Batterieforschungszentrum, und Dr. Hyuck Hur, Forscher bei LGES und wissenschaftlicher Koordinator der Kooperation, berichten, woran derzeit geforscht wird und welche Ziele das Projekt verfolgt.
Herzlich willkommen in Münster. Welche ersten Schritte haben Sie unternommen, um die gemeinsame Forschung zu starten? Wie ist der Status quo?
Hyuck Hur: Derzeit planen wir unsere Ziele und Meilensteine für dieses Jahr. Dafür haben wir verschiedene Arbeitspakete mit detaillierten Versuchsplänen geschnürt. Es gibt noch viel zu tun. Wir haben aber bereits die ersten Schritte unternommen, um neue und noch bessere Lithium-Ionen-Batterien (LIB) zu entwickeln.
Johannes Kasnatscheew: Genau dafür haben wir bereits die ersten gemeinsamen Experimente gestartet. Parallel arbeiten wir noch daran, gemeinsame Vereinbarungen und Planungen zu finalisieren. Wir identifizieren die spezifischen Ziele der Arbeitspakete, die ersten Experimente und die übergeordneten wissenschaftlichen Ziele.
Was sind die langfristigen Ziele der Zusammenarbeit und welche Rolle spielt die Wissenschaft?
Hyuck Hur: Das Ziel unseres gemeinsamen Projekts ist es, neue Technologien zu entwickeln, die in der Massenproduktion von LIB der nächsten Generation eingesetzt werden können. Dafür sind grundlegende Studien von MEET und HI MS in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen erforderlich. Die in diesen Studien ausgearbeiteten neuen Technologien überführen wir anschließend in die LIB-Produkte von LGES.
Johannes Kasnatscheew: In diesem Projekt verknüpfen wir den wissenschaftlichen Rahmen unmittelbar mit industriellen Interessen. Besonders bemerkenswert ist: Die projektbezogenen Materialien, die das Potenzial haben, den Stand der Technik von LIB zu verbessern, sind natürlich auch von höchstem industriellem Interesse. Die mit ihnen verbundenen Herausforderungen und Probleme können jedoch nur auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse gelöst werden.
Was macht die Zusammenarbeit zwischen MEET, HI MS und LGES so einzigartig?
Hyuck Hur: Die gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft (MEET/HI MS) und Industrie (LGES). MEET und HI MS haben eine starke wissenschaftliche Expertise im Bereich LIB. LGES verfügt über die notwendige Infrastruktur, um diese Batterien herzustellen und zu prüfen. Die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Industrie wird bei der Entwicklung von LIB der nächsten Generation zu erheblichen Synergieeffekten führen.
Johannes Kasnatscheew: Es ist die Vereinigung von wissenschaftlicher Grundlagenforschung und industrieller Anwendung, kombiniert mit der Möglichkeit, in einem Team mit einem breiten disziplinären und kulturellen Hintergrund zu arbeiten – in dem viele unterschiedliche Sichtweisen, Erfahrungswerte und Fachwissen aufeinandertreffen. Darüber hinaus bietet der direkte Kontakt zwischen Wissenschaftler*innen von MEET und HI MS mit denen von LGES , also eines hoch bekannten und renommierten Zellherstellers, einzigartige Möglichkeiten, um dabei unter anderem auch die Denkweise der Partner zu verstehen, was eine zielgerichtete Forschung und Entwicklung fördern kann.
Welche Vorteile bietet die Region Münster und insbesondere die dortigen Labore für die gemeinsame Forschung?
Hyuck Hur: Mit mehr als 400 Wissenschaftler*innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten hat Münster einen starken Hintergrund und eine gute Infrastruktur, um LIB zu erforschen. Kürzlich wurde in Münster die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB für die Pilotproduktion von LIB gegründet. Das Netzwerk aus all diesen Fachkräften und das Know-how machen Münster zur attraktivsten Stadt in Deutschland für die Forschung an LIB. Die zielorientierten Ergebnisse von MEET, HI MS und der Fraunhofer FFB garantieren, dass die entwickelten Technologien schnell in die Massenproduktion bei LGES überführt werden können.
Johannes Kasnatscheew: Münster hat eine reiche Historie in der Batterieforschung, in der zahlreiche Erfahrungen gesammelt und große Fortschritte erzielt wurden. Münster umfasst heute mit dem MEET und dem HI MS zwei etablierte Institute der Batterieforschung und ist neuerdings auch Standort der Fraunhofer FFB. Darüber hinaus besteht eine starke Verbindung zur Universität Münster und dem dortig ansässigen Fachbereich Chemie und Pharmazie, der ein breites Spektrum an Disziplinen umfasst. Dieses Umfeld bietet viele Möglichkeiten, um mit Ideen und Strategien ‘out of the box’ den wissenschaftlichen Fortschritt in der Zell- und Materialentwicklung weiter voranzutreiben.