„Die Batteriefamilie in Münster wächst immer weiter“
Mit dem MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster, der internationalen Forschungsschule BACCARA, weiteren universitären Instituten, dem Helmholtz-Institut Münster des Forschungszentrums Jülich und der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB bietet der Standort Münster eine starke Forschungsinfrastruktur. Durch die Ansiedlung international tätiger Unternehmen wie E-Lyte Innovations, LG Energy Solution, Cabot Corporation oder Green Li-ion ist auch der Transfer von der Forschung in die Praxis sichergestellt. Anlässlich des Tags der Batterie am 18. Februar erklären Dr. Markus Börner, Bereichsleiter „System Zelle“ am MEET Batterieforschungszentrum, und Dr. Alex Friesen, Forschungs- und Entwicklungsleiter für Batteriematerialien bei Cabot Corporation, wie starke Kooperationen zwischen Wissenschaft und Industrie die Batterieforschung weiter vorantreiben und gleichzeitig Münster als Battery City wachsen lassen.
Als international tätiges Unternehmen ist Cabot im Bereich Spezialchemie zu Hause. Welcher Produktbereich ist am Standort Münster angesiedelt?
Alex Friesen: Cabot Corporation stellt unter anderem Leitadditive her, die für die Produktion von Batterien benötigt werden. Diesen Bereich bedienen wir in Münster. Langfristig ist geplant, dass wir hier einen Standort mit bis zu 15 Mitarbeitenden aufbauen, der sich verstärkt um die Themen Forschung und Entwicklung (R&D) kümmert. Zurzeit befinden wir uns noch im Aufbau, ab Herbst 2024 werden wir unsere Laborflächen erweitern und nach und nach unsere Forschungstätigkeiten intensivieren.
Was hat der Standort Münster für die Batteriecommunity zu bieten?
Alex Friesen: Da unser Unternehmen die „Local-for-local“-Strategie verfolgt, stand für uns fest, dass Cabot nach der Expansion in Europa seine Kund*innen auch mit einer Niederlassung vor Ort unterstützen will. Für Münster sprach nicht nur der gute Ruf als Wirtschaftsstandort, es bestanden auch bereits erste Kontakte und Projekte zwischen Cabot und dem MEET. Außerdem hat die Wirtschaftsförderung Münster ein überzeugendes Konzept vorgelegt und die Ansiedelung hervorragend begleitet. Die Möglichkeiten des Personal-Recruitings hat unsere Standortentscheidung zudem maßgeblich beeinflusst. In Münster gibt es die ganze Bandbreite hochqualifizierter Fachkräfte: seien es Techniker*innen, Doktorand*innen oder Postdocs. Einige von ihnen möchten auch nach der Ausbildung gerne in der Stadt bleiben. Dank der Kombination aus guten Karriereaussichten und einer lebenswerten Stadt sind wir attraktiv für Bewerber*innen.
Markus Börner: Hier in Münster bieten wir sowohl eine starke Grundlagen- als auch eine umfangreiche angewandte Forschung von Batteriesystemen. Das MEET Batterieforschungszentrum feiert in diesem Jahr bereits sein 15-jähriges Bestehen. Weitere aktuelle Meilensteine, die den Weg von Münster als Battery City fortsetzen, sind der Neubau des Helmholtz-Instituts Münster für die Elektrolytforschung und der Aufbau der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB, mit der zeitnah die Skalierung der Batterieproduktion erforscht werden kann. Mit Cabot haben wir nun einen der führenden Anbieter von Leitadditiven vor Ort, wichtige Binder-Hersteller sind ebenfalls in der Nähe. Es freut mich jeden Tag aufs Neue, mitzuerleben, wie die Batteriefamilie in Münster immer weiterwächst.
Welche Vorteile hat die unmittelbare Nachbarschaft von Cabot zu Forschungseinrichtungen wie dem MEET?
Alex Friesen: Dank kurzer Wege können wir zeitnah Materialien bereitstellen oder kurzfristig gemeinsame Testreihen durchführen. Wir verlieren keine Zeit für den Postversand, aufwendige Lieferungen oder langwierige Absprachen. Das gilt für die Zusammenarbeit mit dem MEET, aber auch für andere Forschungsinstitute und Analyselabore, die hier in unserer Nähe sitzen. Außerdem können wir im direkten Austausch die Interessen unserer Kund*innen und der Forschung abgleichen und daraus zielgerichtet bilaterale Kooperationen oder größere Förderprojekte mit mehreren Partner*innen entwickeln.
Markus Börner: Die räumliche Nähe gibt uns enorme Flexibilität. Man kennt sich, weiß, welche Labore und Ausstattungen vorhanden sind und welche Untersuchungen durchgeführt werden können. Da reicht oft ein kurzer Anruf, um sich abzustimmen. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Cabot für uns besonders wichtig, um die Bedarfe der Industrie noch besser zu verstehen. Wir können die Batterieforschung national wie international nur dann weiter vorantreiben, wenn Industrie und Wissenschaft noch enger zusammenrücken und verstärkt sowohl kurz- als auch langfristige Forschungsprojekte in den Blick nehmen.
Was wünschen Sie sich für den Batteriestandort Münster?
Alex Friesen: Eine noch größere Diversifizierung der Materialhersteller in der Region. Das hat auch die Wirtschaftsförderung Münster auf ihrer Agenda. Batterien sind Multikomponenten-Systeme, da braucht es viele Partner*innen, die eng zusammenarbeiten: Je mehr Player, desto besser.
Markus Börner: Wenn sich weitere Firmen aus der Batteriebranche hier am Standort ansiedeln, gibt das uns als Forschungseinrichtung die Möglichkeit, näher an die Anwender*innen heranzurücken und die unterschiedlichen Perspektiven noch besser zu verstehen. Neue Player werten den Standort als Battery City weiter auf. Spannend wäre es, wenn sich Unternehmen ansiedeln, die sich mit Aktivmaterialien oder Batterien der nächsten Generation wie Feststoffbatterien beschäftigen.