„Krieg“ war den Ägyptern begrifflich nicht bekannt, vielmehr dienten kriegerische Aktionen einem breiten Spektrum pragmatischer und demonstrativer, außen- wie innenpolitischer Zwecke. Zwar gab es einige wenige „Kriegsgottheiten“, jedoch spielten diese bzw. deren Funktion nur eine untergeordnete Rolle. So war das Thema Krieg im Gegensatz zu einigen angrenzenden Kulturräumen auch nicht mythologisiert bzw. verherrlicht worden. Vielmehr diente das ägyptische Militärwesen der Verteidigung des eigenen Landes.
Dennoch war den Ägyptern die Möglichkeit der Kriegsführung nicht unbekannt. Ein stehendes Heer gab es zunächst nicht. Im Alten und Mittleren Reich standen Milizsoldaten unter dem Befehl einzelner Provinzfürsten und wurden gelegentlich durch nubische Söldner ergänzt. Eine einfache Wehrpflicht bestand bereits seit früher Zeit, wobei diese nicht nur militärische Aktionen umfasste, sondern bei Bedarf auch als Arbeitskraft eingesetzt werden konnte. Befestigte Siedlungen oder Grenzposten mit militärischer Präsenz entstanden spätestens im Mittleren Reich. Erst im Neuen Reich entstand im Anschluss an die Vertreibung der Hyksos eine professionelle Armee, die auf der fortschrittlichen Technologie ihrer Gegner zurückgreifen und militärische Expansionen ermöglichen konnte. Oberbefehlshaber war dabei stets der König. Eine straffe Reorganisation des Militärwesens führte zu spezialisierten Truppenverbänden und verbesserter Bewaffnung. Typische Waffen seit dem Alten Reich waren Steinkolben, Streitaxt, Pfeil und Bogen, Wurfspeere, Schleudern und Schilde. Später kamen Schwerter und Körperpanzer hinzu. Erst die Hyksos führten den Streitwagen nach Ägypten ein.