Passie voor de Passie
400 Statisten, die hinter einem neonpinken Kreuz pilgern. Niederländische Popsternchen, die altbekannte Hits in einem religiösen Setting trällern. Alljährlich lockt The Passion zu Ostern 3 Mio. Niederländer:innen vor den heimischen Fernseher. Ein TV-Spektakel, das auf die Idee von Bachs Matthäus-Passion zurückgreift und gleichzeitig im scharfen Kontrast zu diesem weltbekannten Klassiker steht: Während die Matthäus-Passion traditionell in der Kirche aufgeführt wird und somit als Erbe der jahrhundertelangen christlichen Tradition mit straffem Verhaltenskodex gilt, dominieren bei The Passion popkulturelle Elemente. In seinem Buch Passie voor De Passie untersucht Ernst van dem Hemel die anhaltend niederländische Begeisterung für die Matthäus-Passion. Denn nicht nur The Passion erfreut sich großer Beliebtheit, auch die traditionellen kirchlichen Aufführungen werden zum Osterfest gut besucht. Doch was macht diese Formate im Nachbarland so erfolgreich? Und kann der fortwährende Drahtseilakt zwischen Hoch- und Popkultur überhaupt gelingen? Gehört die Passion in die Kirche oder auf die Straße? Dies möchten wir mit Ernst van den Hemel (Religionswissenschaftler, Meertens Instituut) und Vertreter:innen von Bach Twente, die die Matthäus Passion u.a. in Enschede aufführen, diskutieren.