Wilhelm I. und Augusta, Reichsgründer – Das Kaiserreich aus neuen, revisionistischen Perspektiven
Als Mitbegründer der niederländischen Plattform für Deutsche Geschichte präsentiert das ZNS gemeinsam mit dem Historischen Seminar der Universität Münster drei interessanten Neuerscheinungen zum Deutschen Kaiserreich. Der niederländische Historiker Frederik Frank Sterkenburgh (Universität Utrecht) publiziert 2025 beim Palgrave MacMillan Verlag das Buch Wilhelm I as German Emperor. Staging the Kaiser. Laut den neuen Untersuchungen Sterkenburghs sei Wilhelm I. ab 1871 für die Gestaltung der Rolle des Kaisers als Staatsoberhaupt viel wichtiger gewesen als bisher angenommen, was ihn aus Bismarcks Schatten heraustreten lassen würde.
Susanne Bauer (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) veröffentlichte gerade erst eine Studie über Wilhelms Ehefrau, Kaiserin Augusta, und ihre intensive europaweiten Briefkommunikation mit den bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit.
Außerdem erschien von Jan Markert (Universität Trier) ein Werk über die Rolle Wilhelms I. als ‚Reichsgründer‘ bis 1871. Er habe nach 1848/49 die Nationalisierung von Thron und Staat in Preußen forciert, was Bismarcks Bedeutung für die deutsche Einheit deutlich relativieren würde. Der Marburger Historiker Prof. Dr. Eckart Conze, der 2020 mit seinem Buch Schatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe vor einen leichtfertigen Umgang mit dem Erbe des Bismarckstaates warnte, kommentiert die überraschenden Thesen. Was sagen sie über die Rolle des bisher als Sinnbild des stockkonservativen Altpreußen geltenden Wilhelms I. aus? Welches Licht wirft die Vernetzung der Kaiserin auf die politische Bedeutung des Herrscherhauses und dessen weiblichen Mitglieder? Wie passen die neuen Werke in die Debatte über die gelähmte Demokratisierung des Kaiserreichs?
Zu diesem anregenden Austausch laden das Zentrum für Niederlande-Studien und das Historische Seminar der Universität im Namen von Prof. Dr. Jacco Pekelder und Prof. Dr. Olaf Blaschke am Donnerstag, 30. Januar 2025 um 18:00 Uhr herzlich ein.
In der Pause gibt es einen Imbiss und zum Abschluss gegen 21:00 einen informellen Umtrunk.
Die Abendveranstaltung findet in der Bibliothek im Haus der Niederlande, Alter Steinweg 6/7 statt.