Auf der Suche nach Stabilität
Sowohl in ihrem Selbstbild als auch in der Perzeption durch das Ausland galten die Niederlande bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als ein politisch stabiles, tolerantes und pro-europäisches Land. Dieses Bild kippte im Jahr 2002. Der Aufstieg des Rechtspopulisten Pim Fortuyn und dessen Ermordung, der anhaltende Vormarsch der Populist:innen, die harten politischen Auseinandersetzungen über die Integration von Migrant:innen, die zunehmende Europaskepsis und weitere außenpolitische Streitthemen – dies alles führte zu großer politisch-gesellschaftlicher Unruhe und zu mehreren politischen Krisen. Intensiv wurde nach einer Überbrückung der „Kluft“ zwischen Politik und Bevölkerung gesucht. Darüber hinaus war die wirtschaftliche Lage schwierig und das Land wurde nach einer anfänglichen Verbesserung schwer von der internationalen Kreditkrise 2008/2009 getroffen. So lässt sich die Periode unter dem Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende (2002–2010) als die unruhigste in der niederländischen Nachkriegsgeschichte bezeichnen. In seinem Buch Auf der Suche nach Stabilität analysiert Friso Wielenga (Direktor des ZNS von 1999-2021) diese turbulenten Jahre. Gemeinsam mit Otto Fricke (MdB, FDP) und Jacco Pekelder (ZNS) diskutiert er die Balkenende-Ära im Spiegel der aktuellen politischen Debatten nach den niederländischen Parlamentswahlen.