Rankes 'Päpste' auf dem Index
Wohl in vielen Bücherschränken stand und steht es bis heute, das berühmteste Werk des protestantischen Historikers Leopold von Ranke: "Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert". Zwischen 1834 und 1836 erstmals veröffentlicht, war es ein großer Erfolg, erschien in zahllosen Auflagen und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Doch nicht von allen erhielt es ungeteilte Zustimmung. Gregor XVI. ließ die "Päpste" 1841 auf den "Index der verbotenen Bücher" setzen; fortan durfte dieses "Standardwerk" zur Papstgeschichte von Katholiken nicht mehr gelesen werden.
Mit kriminalistischem Spürsinn rekonstruieren Hubert Wolf und Dominik Burkard den Hergang und die Hintergründe der Indizierung Rankes. Sie können zeigen, wie das Werk 1839 trotz eines vernichtenden Gutachtens zunächst dem ausdrücklichen päpstlichen Verbot entging, weil sich "liberale" Kräfte innerhalb der römischen Indexkongregation für Ranke einsetzten. Und warum die "Päpste" drei Jahre später schließlich doch noch auf dem Index landeten. Die streng historische Betrachtung des Papsttums schien mit dem durch das Papsttum selbst propagierten "entzeitlichten" Bild von Kirche nicht vereinbar zu sein. In einem eigenen Beitrag geht Ulrich Muhlack der wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung des Falles nach. Zwar stand die Indizierung der "Päpste" zunächst für die katholische Abkehr von der "deutschen geschichtlichen Wissenschaft", doch wird zugleich deutlich, daß die Gegner Rankes an der Symbolfigur moderner Geschichtswissenschaft und den Idealen, für die sie stand, nicht achtlos vorüber gehen konnten: Geschichte und Wissenschaftlichkeit. Die Edition der bisher unveröffentlichten römischen Geheimgutachten über Rankes "Päpste" schließt den Band ab.
Hubert WOLF, Dominik BURKARD und Ulrich MUHLACK, Rankes "Päpste" auf dem Index. Dogma und Historie im Widerstreit (Römische Inquisition und Indexkongregation 3), Paderborn 2002, 218 S., gebunden, ISBN: 978-3506776747.