

Das kurze Intermezzo des katholischen Lutherforschers als Professor für Ökumenische Theologie
Erwin Iserloh (*1915) war von 1964 bis 1967 der erste Professor für Ökumenische Theologie am Ökumenischen Institut (Abteilung II). Der katholische Lutherforscher, der zuvor Professor für Kirchengeschichte in Trier war (1954–1964), hatte 1961 mit der These, dass ein Thesenanschlags Martin Luthers am 31. Oktober 1517 nicht stattgefunden habe, sondern Legende sei, für viele Aufsehen gesorgt.
Autobiographischer Rückblick
Iserloh äußerte sich in seinem 1987 veröffentlichten Lebensrückblick folgendermaßen zu den Umständen seiner Berufung auf die Professur für Ökumenische Theologie und zu seiner nur kurzen Zeit am Ökumenischen Institut:
„So wohl ich mich auch in Trier fühlte, ich dachte doch daran, gelegentlich an eine Universität, am liebsten nach Münster, überzuwechseln. Die erste Gelegenheit ergab sich 1962 mit der Einrichtung eines Lehrstuhls für Ökumenische Theologie an der Münsteraner Fakultät. Januar/Februar 1963 stellte die Fakultät eine Vorschlagsliste auf mit den Namen Heinrich Fries (München), Erwin Iserloh (Trier), und Eduard Stakemeier (Paderborn). Da man trotz gegenteiliger Zusicherungen damit rechnen konnte, dass Fries den Ruf ablehnen würde, stand die Sache günstig für mich. Fries hielt die Fakultät über Gebühr lange hin. Die Zeit arbeitete aber nicht für mich. Im Gegenteil: je mehr man nicht mehr mit einer Zusage von Fries rechnete, um so aktiver wurden die Kräfte, die sich meiner Berufung widersetzten. Juli 1963 beschloss die Fakultät, den Kultusminister zu bitten, nach einer eventuellen Absage von Professor Fries die Vorschlagsliste für die Besetzung des Lehrstuhls für Ökumenische Theologie zu sistieren. Im Dezember 1963 hörte man aus der Berufungskommission, dass starke Kräfte für eine Besetzung mit einem Systematiker eintraten. Genannt wurden R. Marlé (Paris) und H. Vorgrimler (Freiburg). Im Januar 1964 blieb die Liste noch offen. Nach der Information seitens der Berufungskommission sollten Vorgrimler und Kasper in engere Wahl gezogen werden. Gleichzeitig wurden allerlei Gerüchte verbreitet, so z.B. ich sei an einer Berufung nach Münster nicht mehr interessiert, weil ich demnächst nach Bochum berufen würde oder als Nachfolger von Lortz in Mainz vorgesehen sei. Andererseits wurde mir die Eignung abgesprochen: Ich sei für einen Ökumenischen Lehrstuhl nicht irenisch genug. All dem setzte der Kultusminister Paul Mikat ein Ende, indem er der Vorschlagsliste folgte und mich als den Zweiten am 25. 2. 1964 berief. Die Ernennung erfolgte nach den üblichen Verhandlungen, in denen ich eine günstige personelle und finanzielle Ausstattung des Instituts erreichte, am 18. Mai zum 1. Juli 1964.
Meine Antrittsvorlesung hielt ich am 24. November 1964 über das Thema: „Das tridentinische Dekret über das Messopfer vor dem Hintergrund der konfessionellen Auseinandersetzung des 16. Jahrhunderts". Die Arbeit im Institut lief gut an. Das erste größere Projekt war eine Untersuchung über das Bild von Protestanten und Juden in den katholischen Schulbüchern. Neben den üblichen Vorlesungs- und Seminarveranstaltungen hielten wir jeden Monat einen – sehr gut besuchten – Vortragsabend mit anschließendem Gespräch für die Professoren beider Theologischen Fakultäten. Als Referenten wurden u.a. Joseph Lortz und Karl Rahner gewonnen. Im Juni 1966 erhielt ich von Theobald Freudenberger die Mitteilung, dass die Katholisch-Theologische Fakultät in Würzburg mich einstimmig auf den ersten Platz der Berufungsliste für die Nachfolge Georg Pfeilschifters gesetzt habe. Er bat mich dringend, dem Rufe zu folgen. Ich hatte ihm schon vorher freimütig gestanden, dass ich die Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit in Münster vorzöge, wenn mir diese angeboten würde. Inzwischen war Eduard Hegel zum 1. Mai nach Bonn berufen worden. Ich ließ die Fakultät spüren, dass ich gerne seine Stelle in Münster einnehmen würde. Sie kam diesem Wunsche nach, indem sie mich auf die erste Stelle der Vorschlagsliste setzte. Dem Minister Mikat, der mir am 10. 6. 1966 seine Absicht mitteilte, mir die Professur zu übertragen, gab ich die Zusage mit der Begründung, ich verspräche mir „von der Tätigkeit als Ordinarius der Kirchengeschichte eine größere pädagogische Wirkung" (Pflichtvorlesungen) und hoffte, mich meinem Spezialgebiet der Erforschung der Reformationsgeschichte intensiver widmen zu können. Die Ernennung erfolgte durch Kultusminister Fritz Holthoff erst am 9. März 1967.“
In: Römische Quartalschrift 82 (1987), 15–43.
Iserlohs Schwerpunkte am Ökumenischen Institut
Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit unter Iserloh in Abteilung I des Ökumenischen Instituts waren in diesen Jahren neben reformationsgeschichtlichen Studien, Vortragseinladungen und auswärtigen Vorträgen zu reformationsgeschichtlichen Themen, die Einführung Ökumenischer Gebetsstunden im Dom zu Münster, die Gewinnung von Kontakten zu ökumenischen Einrichtungen sowie die Durchsicht der katholischen Schulunterrichtsbücher im Bezug auf reformationsgeschichtliche, kontroverstheologische und allgemein ökumenische Themen. Eine Zusammenstellung der Ergebnisse wurde 1966 als Manuskript gedruckt und den Verlagen und kirchlichen Stellen zugänglich gemacht.