Berichte Pacellis aus dem Jahr 1927 online

In der Edition werden die Bearbeitungsstufen der Dokumente in verschiedenen Farben dargestellt.
© Pacelli-Edition

Ein spannendes Jahr: 1927 verhandelte Eugenio Pacelli, Nuntius in Berlin, unter anderem mit Preußen über einen Staatskirchenvertrag und mit der Sowjetunion über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Auf der Website der Pacelli-Edition lässt sich das jetzt detailliert nachverfolgen, denn dort sind seit dem 25. Februar 2019 mehr als 1.050 weitere Dokumente frei zugänglich.

Damit haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Kritischen Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli (1917 bis 1929)“ inzwischen alle Berichte und Weisungen ediert, die der Päpstliche Nuntius in München von 1917 bis 1927 nach Rom schickte beziehungsweise von dort erhielt. Insgesamt umfasst die Datenbank bereits mehr als 18.800 Dokumente.

Mit der preußischen Staatsregierung diskutierte Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. (1939-1958), im Jahr 1927 vor allem darüber, welche Punkte ein Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Preußen behandeln sollte. Unbedingt wollte der Berliner Nuntius den Schutz der katholischen Schulen in dem Vertrag festschreiben. Denn die Existenz der Konfessionsschulen war in der Weimarer Republik heftig umstritten; das in der Verfassung vorgesehene Reichsschulgesetz kam nie zustande. Letztlich konnte Pacelli sich nicht durchsetzen, die Schulfrage blieb im Preußenkonkordat ausgeklammert. Schon der Abschluss des Vertrags mit dem protestantischen Preußen im Jahr 1929 galt jedoch als Erfolg Pacellis.

Ebenfalls im Jahr 1927 verhandelte der Nuntius mit dem sowjetischen Volkskommissar des Äußeren Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Sowjetunion. Diese Sondierungen scheiterten allerdings.

Zu den neu veröffentlichten Dokumenten zählen mehr als 250 Weisungen an den Nuntius aus Rom, mehr als 250 Entwürfe und 270 Ausfertigungen von Berichten aus dem Jahr 1927 sowie etwa 270 Anlagen. Die Pacelli-Edition wird für zwölf Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Bis zum Abschluss der Arbeiten Ende 2019 werden die noch ausstehenden Dokumente aus den Jahren 1928 und 1929 inklusive Regesten, Biogrammen und Sachkommentaren online gestellt.


Die Nuntiaturberiche Eugenio Pacellis eröffnen eine neue Perspektive auf die Entwicklung und die Rolle der katholischen Kirche in der Endphase des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik, aber auch auf Politik und Alltagskultur dieser Jahre in Deutschland und Europa. Sie stellen das wichtigste zusammenhängende Quellenkorpus zum deutschen Katholizismus der Weimarer Zeit dar. Das DFG-Projekt ediert und kommentiert die Berichte und Weisungen komplett mit Anlagen in Zusammenarbeit mit dem Vatikanischen Geheimarchiv und dem Deutschen Historischen Institut Rom. Weitere Informationen zu dem DFG-Langfristvorhaben, den Mitarbeitern, Kooperationspartnern und Publikationen sind unter www.pacelli-edition.de zu finden.