Über die Geheimnisse der Vatikanischen Archive spricht Prof. Dr. Hubert Wolf am Mittwoch, 15. Juni, beim Alternativtag der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Auf der Grundlage seiner Forschungen wird der Kirchenhistoriker Mythen und Legenden richtigstellen, die sich seit Jahrhunderten um die Akten der Römischen Inquisition und anderer vatikanischer Einrichtungen ranken. Der Vortrag ist Teil des Programms, das die Kontaktstelle "Studium im Alter" und die Stadt Münster unter der Überschrift "Streng geheim!" zusammengestellt haben. Es wendet sich an alle Interessierten über 50 Jahre.
Hubert Wolf forscht bereits seit 1992 mit einer Sondergenehmigung im Archiv der Glaubenskongregation, der Nachfolgerin der Römischen Inquisition. Die grundsätzliche Öffnung dieser Bestände für die Forschung im Jahr 1998 war eine große Sensation. Zudem sind im Vatikanischen Geheimarchiv seit 2003 beziehungsweise 2006 die Akten der vatikanischen Diplomatie aus der höchst brisanten Zeit bis 1939 für die Wissenschaft zugänglich. "Es offenbaren sich harte Kämpfe hinter den hohen Mauern des Vatikans", erläutert Wolf. Philosemiten und Antisemiten, geschmeidige Diplomaten und dogmatische Fundamentalisten, selbstbewusste Bischöfe in der ganzen Welt und die mächtigen Kardinäle in Rom hätten um den richtigen Umgang mit den Mächten der Moderne gerungen: Liberalismus, Kommunismus und Nationalsozialismus.
Den Besuchern des Alternativtages berichtet Wolf unter anderem, wie es 1933 zum Konkordat mit dem "Dritten Reich" kam, wie es sich mit dem "Schweigen" von Pius XII. zur Judenverfolgung verhält und warum Hitlers "Mein Kampf" nie auf dem Index der verbotenen Bücher stand.
Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem DFG-Langfristvorhaben "Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli" am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte werden sich im Foyer des Hörsaalgebäudes außerdem bei der Auswertung der vatikanischen Akten über die Schultern schauen lassen. "Wer gut Fremdsprachen, insbesondere Italienisch, Französisch und Latein verstehen, alte Handschriften lesen oder sogar stenographische Notizen entschlüsseln kann, ist herzlich eingeladen, als ehrenamtlicher Mitarbeiter am Projekt mitzuarbeiten", sagt Wolf.
Für den Alternativtag ist eine verbindliche Anmeldung notwendig, nähere Informationen dazu auf dem Flyer. Die Veranstaltung beginnt am 15. Juni um 9.30 Uhr mit einem Begrüßungskaffee im Foyer des Hörsaalgebäudes am Hindenburgplatz 10-12.