Raphael Hülsbömer gewinnt Dissertationspreis der Universität

Vier Bände, 1.600 Seiten: Hülsbömers Dissertation
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Dr. Raphael Hülsbömer erhält den mit 3.500 Euro dotierten Dissertationspreis der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, und zwar für seine von Prof. Dr. Hubert Wolf betreute Arbeit „Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939“. Prof. Dr. Johannes Wessels, Rektor der Universität Münster, wird die Auszeichnung am Freitag, 7. Dezember, im Münsteraner Schloss überreichen. Den Rahmen bildet ein Empfang für alle, die im vergangenen Jahr mit der Bestnote „summa cum laude“ promoviert worden sind.

Mithilfe von umfangreichem Quellenmaterial aus den vatikanischen Archiven bietet Hülsbömer erstmals einen detaillierten Blick auf die 31 Besetzungsverfahren für die deutschen Bischofsstühle in der Zeit der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“. „Die grundsätzliche Frage, wie in der katholischen Kirche zentrale Personalentscheidungen getroffen werden, ist immer noch hochaktuell, wenn man etwa an die schwerwiegenden Fehler des Vatikans in den Missbrauchsskandalen denkt“, betont Wolf. Hülsbömers Untersuchung biete Anknüpfungspunkte für rechts-, institutionen- und diözesangeschichtliche Studien und leiste außerdem einen Beitrag zur Biografie Eugenio Pacellis.

Pacelli war zunächst Nuntius in Deutschland und dann Kardinalstaatssekretär, bevor er 1939 zum Papst gewählt wurde und den Namen Pius XII. annahm. Seine Nuntiaturberichte werden in einem Projekt am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in einer kritischen Online-Edition bearbeitet und veröffentlicht. Hülsbömer zufolge war Pacelli der maßgebliche Akteur der Bischofseinsetzungen in der Zwischenkriegszeit. „Während er in den 1920er-Jahren die Besetzung der Bischofsstühle strategisch mit den Verhandlungen über die bis heute gültigen Staatskirchenverträge verknüpfte, versuchte er in den 1930er-Jahren kirchliche Prinzipientreue und Deeskalationsbemühungen gegenüber dem Nationalsozialismus zu verbinden und so den Bestand der Kirche zu sichern.“

Die Dissertationspreise der Universität Münster richten sich an Promovierte, deren Arbeiten ein sehr hohes Maß an Originalität aufweisen und von hohem wissenschaftlichem Interesse sind. Alle 15 Fachbereiche waren aufgefordert, die jeweils beste Arbeit des vorangegangenen Jahres vorzuschlagen. Das Rektorat wählte die Preisträgerinnen und Preisträger auf Vorschlag der Rektoratskommission für wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Das Preisgeld dient dazu, weitere Forschungen zu fördern. Es darf nicht für private Zwecke verwendet werden, aber beispielsweise für die Publikation der ausgezeichneten Arbeit oder zur Finanzierung eines in Münster stattfindenden Kolloquiums zum Forschungsthema.