Hoffnung auf umfassende Reformen
Die katholische Kirche ist nach Ansicht von Hubert Wolf „prinzipiell in der Lage, ihre Positionen weiterzuentwickeln und notfalls radikal zu korrigieren“. Das lasse mit Blick auf „die anstehenden umfassenden“ Reformen hoffen, schreibt er in der Süddeutschen Zeitung.
Als Beispiel bringt Wolf die Entwicklung der kirchlichen Lehre zur Gewissens- und Religionsfreiheit. Vor 150 Jahren, am 8. Dezember 1864, veröffentlichte Papst Pius IX. die Enzyklika „Quanta cura“ und als Anhang den „Syllabus errorum“, eine Liste von 80 verurteilten Irrtümern. Die Gewissens- und Religionsfreiheit, die schon seine Vorgänger vehement abgelehnt hatten, verdammte Pius IX. dabei als „Wahnwitz“. Gut hundert Jahre später, am 7. Dezember 1965, bekannte sich dagegen das Zweite Vatikanische Konzil mit der Erklärung „Dignitatis humanae“ ausdrücklich zu diesen Werten. Dabei konnte es sich Wolf zufolge auf alternative liberale, lange Zeit aber unterdrückte Traditionen im Katholizismus stützen.
„Sie bewegt sich also doch, die katholische Kirche“, folgert der Kirchenhistoriker. Ende Januar wird sein neues Buch „Krypta“ erscheinen, mit dem er sich auf die Suche nach unterdrückten und vergessenen Traditionen in der Geschichte der Kirche macht.