Global Health und globale Gerechtigkeit

Zu Gast im Blockseminar: "Global Health Ethics"-Experte Prof. Dr. Walter Bruchhausen
Rund ein Dutzend Teilnehmende erkundeten mit "Global Health"-Experte Prof. Dr. Walter Bruchhausen das Forschungsfeld.
Rund ein Dutzend Teilnehmende erkundeten mit "Global Health"-Experte Prof. Dr. Walter Bruchhausen das Forschungsfeld.
© ICS

Spätestens in der COVID-19 Pandemie ist auch über Expert:innenkreise hinaus deutlich geworden, dass das Thema öffentliche Gesundheit nur in globaler Perspektive angemessen zu bearbeiten ist. Dafür steht der Begriff Global Health. Die damit verbundenen ethischen Herausforderungen sind immens: Gesundheitsrisiken und (der Zugang zu) Gesundheitsdienstleistungen und medizinischen Produkten sind sehr ungleich verteilt, und es fehlt an gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Deutlich ist: Global Health und globale Gerechtigkeit sind aufs Engste miteinander verwoben.

Mit ihrem Hauptseminar boten ICS-Direktorin Prof.‘in Dr. Marianne Heimbach-Steins und Dr. Claudius Bachmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICS, in den vergangenen Wochen eine Werkstatt an, in der sie gemeinsam mit rund ein Dutzend Teilnehmenden das Feld "Global Health Ethics" sozialethisch beschrieben und vor einem theologisch-ethischen Horizont reflektierten. Als Kooperationspartner begleitete mit Prof. Dr. Walter Bruchhausen einer der international führenden Experten auf diesem Gebiet den letzten Seminarblock. Der Mediziner und Theologe forscht vor allem zu interkultureller und anthropologischer Medizinethik, dem Zusammenspiel von Medizin und Religion sowie der Geschichte der Medizin in Afrika. Erfahrungen in der medizinischen Not- und Entwicklungshilfe sammelte unter anderem Mitte der 1990er Jahre in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo.

In Bezug auf verschiedene Perspektiven erarbeitete die Gruppe Herausforderungen der Global Health Ethics und formulierte Anforderungen an eine gerechte, globale Gesundheit. Im Kontext der Nord-Süd-Beziehungen wurde beispielsweise deutlich, dass ein steter Perspektivwechsel sowie eine postkoloniale Kritik wichtige Aufgaben sind. Im christlichen Ansatz wurde das Potential erkannt, zwischen kollektiven und individuellen Gesundheitsbedürfnissen zu vermitteln und das Feld zum Beispiel für "Spiritual Care" zu öffnen. Ein Forschungsbedarf in Bezug darauf, wie welche Akteure wirken, wie ihr Output ist und welche Potentiale sie jeweils haben, zeigte sich unter anderen in Fragen der Geopolitik.

Wer mehr über das Thema erfahren möchte, dem empfiehlt sich die Lektüre des Sozialethischen Arbeitspapiers von Prof. Dr. Walter Bruchhausen zu diesem Thema. Unter dem Titel "Global Health (Ethics). Eine Bestandsaufnahme in programmatischer Absicht" führt der Experte verständlich in das Thema ein, stellt Verantwortliche, Motive, Ziele und Strategien heraus und reflektiert Global Health als normatives Gebiet.