

Am Freitag, 8. Mai 2015, hält Privatdozent Dr. Rudolf Branko Hein OPraem um 12 Uhr c. t. im Hörsaal KTh I, Johannisstraße 8-10, seine Antrittsvorlesung über das Thema: "Veritatis Splendor. Ästhetisch-ethische Schlaglichter auf die textile Hermeneutik Benedikts XVI.". Anschließend findet ein Empfang statt. Herzliche Einladung!
Prof. Dr. Adrian Wypadlo, Professor für Exegese des Neuen Testaments, hielt am Freitag, dem 25.4.2014, seine Antrittsvorlesung mit dem Titel „‚Seele‘ und ‚Seelenheil‘ im 1. Petrusbrief. Philonische Perspektiven auf eine alte Streitfrage“. Wypadlo, der die Professur für Exegese des Neuen Testaments seit dem 1.9.2013 innehat, vertrat diese bereits seit dem Wintersemester 2012/13.
Eigentlich erscheint das Internet als kommunikativer Freiheitsraum schlechthin. Warum gerade im Zeitalter des Internets die Freiheit öffentlicher Kommunikation und damit die Freiheit schlechthin bedroht sein könnte, erläuterte Alexander Filipović am 17. Mai 2013 bei seiner Antrittsvorlesung als Privatdozent im Fach Christliche Sozialethik. Und er formulierte Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit dies nicht geschieht.
Algorithmen entscheiden mit. Das ist eine Kernbeobachtung, die Alexander Filipović im Internet macht. "Wenn zwei Menschen in einer Suchmaschine dieselbe Informationen suchen, bekommen sie durchaus nicht dasselbe Ergebnis." Und immer wieder bieten Amazon und andere auf dem Hintergrund früherer Einkäufe neue, passende Angebote. "Wir sind in einem Tunnel unserer selbst, der immer enger wird", zitiert er die Medienwissenschaftlerin Miriam Meckel. Der "vernetzte Individualismus" sorge dafür, dass wir uns ausschließlich in unseren Kreisen, Ideen und Bedürfnissen bewegen - und nicht darüber hinaus. Das aber bedrohe Freiheit, so der Sozialethiker. Denn öffentliche Kommunikation, in der Informationen objektiv erreichbar sind, verschiedene Meinungen diskutiert und ausgetauscht werden und Machtkritik an den Herrschenden geübt werden kann und die nicht schon immer subjektiv, dem Netzwerk entsprechend, eingeschränkt ist, ermögliche erst Freiheit und Demokratie.
Durch die Macht der Suchmaschinen und Algorithmen sei dies bedroht, so Alexander Filipović. Allerdings: Zu übertriebenem Pessimismus gäbe es auch keinen Anlass. Wenn einige Bedingungen erfüllt sind, kann auch und gerade im Internet-Zeitalter die Freiheit der öffentlichen Kommunikation garantiert werden. Wenn etwa nach wie vor professioneller Journalismus existiert, der nicht unter dem Verdikt der Finanzierbarkeit steht. Wenn (gesetzliche) Regelungen es ermöglichen, auch Bezug auf die eigene elektronische Vergangenheit objektiv nach Informationen zu suchen. Und wenn Medienbildung dazu führt, dass aufgeklärte User im Netz und anderswo unterwegs sind.
Münsteraner ist er seit 2009, Professor für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments seit einem Jahr - und am 12. April 2013 hielt er seine offizielle Antrittsvorlesung. Dass Johannes Schnocks an der Fakultät inzwischen bekannt und anerkannt ist, zeigte die große Beteiligung aus unserer Fakultät, aber auch aus der (exegetischen) Wissenschaft).
In seiner Begrüßung betonte Dekan Reinhard Feiter, dass Johannes Schnocks wissenschaftlich zwei Heimaten hat: Die Universität Bonn, wo er studiert, promoviert und habilitiert hat und Jerusalem, wo er sich als Student und später als Dozent immer wieder aufhielt. Näheres zur Person und zur wissenschaftlichen Arbeit von Johannes Schnocks finden Sie hier.
In seiner Antrittsvorlesung sprach der Alttestamentler zum Thema: „Barmherzig und gerecht ist der Herr. Exegetische Überlegungen zur spannungsreichen alttestamentlichen Rede von Gott“. Darin stellte er die Frage, ob Gottes Barmherzigkeit ein Gegensatz zu Gottes Gerechtigkeit darstellt und skizzierte die gängige Auffassung, Jesus habe im Neuen Testament den "barmherigen Vater" verkündet, während das Alte Testament einen Gott kennt, der gerecht bis zur Unbarmherigkeit ist. Anhand einiger Textstellen aus dem Makkabäerbuch und den Psamlen löste er diesen Widerspruch auf. "Die Barmherzigkeit Gottes ist kein Gegensatz, sondern eine Konkretion seiner Gerechtigkeit."
Ein theologisches Plädoyer für neue Wege bei gescheiterter Liebe hielt Andreas Uwe Müller in seiner Antrittsvorlesung am 15.6.2012. Der Professor für Dogmatik und Freiburger Diözesanpriester stellte sich hinter das Anliegen der Bischöfe der oberrheinischen Kirchenprovinz in der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Eucharistie. "Im Horizont einer Hermeneutik der Reform kann die Kirche mehr tun", so der Theologe.
Müller stellte die pastorale Frage nach dem Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen in einen weiten Zusammenhang. Ausgehend von der momentan starren Haltung der Amtskirche skizzierte er die biblische Vielfalt in Sachen Ehescheidung anhand der Stellen aus dem Markus- und dem Matthäus-Evangelium. Während bei Markus Scheidung eindeutig abgelehnt wird, gibt es in Matthäus 19,9 mit der sogenannten "Unzuchtsklausel", offenbar eine Ausnahme zum Scheidungsverbot. "Mit welchem Recht orientiert sich das Kirchenrecht ausschließlich an dem einen Text, nämlich an der Markus-Tradition", fragte Müller. "Das wiederspricht der inneren Weite der Verkündigung Jesu".
Müller stellte heraus, dass die kirchliche Tradition stets der kritischen Überprüfung und des Fortschritts bedarf. Immer wieder bezog er sich dabei auf einen seiner Lehrstuhl-Vorgänger, den "jungen Ratzinger". Der vertrat auch in der Frage der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Eucharistie eine andere Position als heute. "Damit geben wir das Zielgebot nicht auf, dass sakramental geschlossene Ehen unauflöslich sind", so Müller. Aber die Tradition der Kirche sei keineswegs so eindeutig wie mitunter dargestellt wird.
Zuvor hatte Dekan Klaus Müller seinen Namensvetter und Amtskollegen herzlich im Namen der Fakultät begrüßt. Die Ansprache können Sie hier lesen. Die gesamte Antrittsvorlesung, die mit großem Beifall aus dem Publikum endete, wird an späterer Stelle in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht.
Andreas Uwe Müller wurde 1958 geboren. Er studierte Theologie in Freiburg und wurde 1986 zum Priester geweiht. Anschließend arbeitete er zwei Jahre als Vikar in Überlingen und Freiburg. 1992 wurde er mit einer Arbeit über Edith Stein zum Dr. theol. promoviert und arbeitete in verschiedenen Bereichen als Seelsorger. 2006 folgte die Habilitation und eine vierjährige Lehrstuhlvertretung in Fribourg, bevor er im Sommersemester 2011 seinen Stelle als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster antrat. Weitere Informationen zu Forschungsschwerpunkten und Veröffentlichungen erhalten Sie hier.
Im Januar 2012 hielt Privatdozent Dr. Joachim Negel seine Antrittsvorlesung; er hatte sich im Sommer 2011 an unserer Fakultät im Fach Fundamentaltheologie habilitiert. In seinem Vortrag spannte er einen weiten theologiegeschichtlichen Bogen, um eine existentielle Theologie der Gnade zu entwickeln und versuchte, die "Höhenpsychologie" von Viktor Frankl, quasi ein Gegenstück zur Freuds "Tiefenpsychologie" für die Gnadenlehre fruchtbar zu machen.
Joachim Negel (Jahrgang 1962) ist zur Zeit Dozent für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie am Katholisch-Theologischen Seminar der Philipps-Universität Marburg. Nach Studien in Würzburg, Paderborn und Paris wurde er 2002 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn mit einer Arbeit zur Erlösungslehre promoviert. Er war von 1998 bis 2004 Studentenpfarrer an der Universität Dortmund, von 2004-2009 Dekan des Theologischen Studienjahres Jerusalem (Dormition Abbey) und hat seit dem 1. Oktober 2009 die Stelle eines Akademischen Rates am Katholisch-Theologischen Seminar der Universität Marburg inne. Schwerpunkte seiner dogmatischen Interessen liegen in der Soteriologie und der Sakramentenlehre. Im Bereich Fundamentaltheologie arbeitet er an einer "Hermeneutik der Offenbarung", zu deren Erschließung er sich auf Autoren der französischen Phänomenologie sowie auf Vertreter der "Neuen Phänomenologie" stützt.
Wie ein wirtschaftsethisches Denkmodell fruchtbar werden kann für ethische Entscheidungen - dazu sprach am 9. Dezember 2011 Dr. Axel Heinrich in seiner Antrittsvorlesung als Privatdozent im Fach Philosophie. Obwohl genau dieses Denkmodell, wie er resümierte, bislang eher "ein Stück Verlierergeschichte" geschrieben hat.
Heinrich stellte das "Modell der Grenzmoral" des Ökonomen Goetz Briefs vor, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Liberalismus analysiert hat. Dabei entdeckte Briefs eine "Grenzmoral", die die bislang gültigen ethischen Standards, die "Verkehrsmoral" des wirtschaftlichen Handelns, auf die tiefst mögliche Ebene verschöbe. Um wirtschaftlich konkurrieren zu können, würden andere Anbieter gezwungen, nachzuziehen - wodurch die niederige moralische Ebene zur anerkannten Ebene würde und die Grenzmoral noch weiter absacke. Die Folgen dieses moralischen Abbaus sah Goetz Briefs in mehreren Phasen, wobei die letzte die Abkehr vom Liberalismus und Hinwendung zum Totalitarismus sei. Diese Folge sei nicht notwendig, "aber die Versuchung ist groß".
Axel Heinrich übertrug das Modell der "Grenzmoral" auf die ethische Argumentationslehre und betonte ihren warnenden Charakter. Dieser sei aber keine "Fundamentalopposition" und "kein Label für eine allgemeine Kulturkritik", sondern müsse durch empirische Beobachtungen gestützt werden. Das Modell der Grenzmoral gewinnt nach Axel Heinrich Bedeutung in Situationen, in der politisch um ethische Entscheidungen gerungen wird, vor allem für die "Argumentation der schiefen Ebene". Danach werden einer eigentlich unbedenklichen Handlung so schlimme Folgen unterstellt, dass die gute Sache gänzlich verloren ginge. Doch so wie bei Briefs die Folgen der Grenzmoral empirisch belegt werden müssen, so sollte auch im politischen Diskurs "ein Raum des vernünftigerweise Erwartbaren abgesteckt werden".
In seiner Antrittsvorlesung am 18. November 2011 bekannte sich Wilfried Eisele, der neue Professor für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments, leidenschaftlich zur historisch-kritischen Forschung. "Wenn wir die Texte der Bibel ernstnehmen, müssen wir sagen: Theologisch kann nicht wahr sein, was philologisch falsch ist."
Eisele setzte sich in seiner Vorlesung mit dem Theologen und Schriftsteller Arnold Stadler auseinander, der die Vertreter der historisch-kritischen Forschung als "Metzger" tituliert, die die biblischen Texte "zerlegen und nie wieder zusammensetzen". Auf der Suche nach dem "authentischen Jesus" bliebe nicht viel übrig. "Bei authentisch schalte ich ab", so Stadler, und: "Es dauert, bis man von diesen Informationen geheilt ist."
Wilfried Eisele stellte den theologischen Nutzen der historisch-kritischen Methode dagegen. "Das ist auch Schutz vor Missbrauch der Texte", betonte er und bezweifelte, dass das "Zusammensetzen" nicht gelingen könnte. "Nach der genauen Analyse kommt die zweite Naivität", sagte er. "Die genaue Analyse inspiriert die geistliche Schriftlesung, Gebet und Verkündigung".
Anhand konkreter Beispiele wie "Goethe, Sarrazin und der Koran" oder "Aristophanes und Sokrates" und "Lukas" legte er da, welchen Nutzen Rück-Frage nach der "Geschichte hinter den Geschichten" haben kann. "Lukas wollte den bereits vorhandenen Geschichten von Anfang an nachgehen. Dieses historische Anliegen ist Aufgabe jeder Generation." Eine interessante Aufgabe zudem, die ihn auch persönlich antreibt: "Es ist einfach die Lust zu wissen, in welcher Welt Jesus lebte."
28.10.2011. Mit einer Vorlesung zum Thema "Perspektiven für eine Reform des kirchlichen Strafrechts mit besonderem Blick auf den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche" hat Peter Platen seine außerordentliche Professur angetreten. Die Antrittsvorlesung hat damit ein Thema von großer Praxisrelevanz aufgegriffen.
Platen betonte, dass die kirchliche Rechtssprechung auch solche Fälle nicht aus den Augen verliert, die nach staatlichem Recht bereits verjährt sind. "Die Bistümer schicken auch Fälle, die Jahrzehnte zurück liegen an die Glaubenskongregation in Rom. Die kirchlichen Strafen reichen bis zum Ausschluss aus dem Klerikerstand."
Dass die römische Glaubenskongregation im Falle von Kindesmissbrauch für die Strafrechtsprozesse zuständig ist, war ein Thema seiner Vorlesung. "Das ist mit einem Motu Proprio von 2001 nochmal eindeutig festgelegt worden", so der Kirchenrechtler. "Vorher galt das auch, wurde aber nicht immer praktiziert." Deutlich wurde auch, dass Papst Benedikt XVI. das Thema sehr ernst nimmt. "Null-Toleranz-Politik" nannte das Dekan Prof. Dr. Dr. Klaus Müller in seiner Begrüßung. Welche Auswirkungen diese "Null-Toleranz-Politik" auf eine gerade anhängige Revision des kirchlichen Strafrechts hat, damit beschäftigt sich Peter Platen sehr intensiv. "In vielen Texten spürt man die Unzufriedenheit des Papstes mit dem Strafrecht", sagte er. Denn in dem Versuch, "nicht Rechtskirche, sondern Liebeskirche zu sein", habe man gerechte Strafen allzu oft in den Hintergrund geschoben. "Es scheint so, als solle in Zukunft das System der fakultativen Strafen zugunsten obligatorischer Strafen verändert werden", vermutet Platen.
Wenig optimistisch ist er im Hinblick auf das Desiderat, dass im kirchlichen Recht die Tatbestände des sexuellen Missbrauchs nicht eindeutig gefasst sind. "Canon 1395 § 2 spricht vom Verstoß gegen das sechste Gebot des Dekalogs. Die römische Revision scheint von dieser traditionellen Formulierung nicht abweichen zu wollen." Was alles zu diesem "Verstoß" gehört, ist offen. "Eine Orientierung am weltlichen Recht wäre hier kein Schade", so Platen.
Peter Platen wurde 1969 in Mönchengladbach geboren. Er studierte 1989-1995 in Bonn Philosophie, Katholische Theologie und Geschichtswissenschaft und legte das Erste Staatsexamen für das Lehramt an der Sekundarstufe I und II ab. Zwei Jahre später beendete er sein Lizentiats-Studium in Kanonischem Recht und nahm eine Tätigkeit in der Rechtsabteilung des Bistums Limburg auf. 2004 promovierte er in Münster zum Dr. theol. mit einer Arbeit zum Thema "Die Ausübung kirchlicher Leitungsgewalt durch Laien. Rechtssystematische Überlegungen aus der Perspektive des Handelns durch andere."
Nachdem Peter Platen 2005 in Münster habilitiert und ihm die venia legendi für Kirchenrecht und Kirchliche Rechtsgeschichte erteilt worden war, wurde er im April 2011 zum außerplanmäßigen Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät ernannt. Außerdem ist er seit 2009 Leiter der Abteilung Kirchliches Recht im Bischöflichen Ordinariat Limburg.
18.4.2011. Nicht nur viele Mitbrüder aus dem Erzbistum Köln waren angereist, um Peter Kohlgraf zu hören. Auch der Religions-Leistungskurs des Mädchen-Gymnasiums „Marienberg“ aus Neuss war da. Und der musste lächeln, als Peter Kohlgraf das Internet als „Machtwort des Zeitgeistes“ benannte und ausführte: „Die meisten Schülerinnen schauen zwischendurch immer mal rein, was sich auf Facebook tut. Obwohl sie eigentlich gar kein Handy dabei haben dürften!“
Von Praxis war sein Vortrag geprägt, der einigen Zündstoff in sich trug, wie Dekan Prof. Dr. Klaus Müller bei seiner Begrüßung betonte. Denn Schuld, Gnade und Erlösung seien nicht nur altgewordene Begriffe. Sie seien auch schwierig geworden in einer Zeit, in der einerseits Gläubigen ein schlechtes Gewissen in Sachen Eros gemacht werde und andererseits in der Missbrauchsdebatte „unergründliche Milde für Täter“ praktiziert werde. Peter Kohlgraf wandte sich anschließend der Lebenspraxis junger Menschen zu. Dass Begriffe wie Schuld und Erlösung unklar geworden sind, ist für ihn nicht nur ein Kommunikationsproblem. „Eine neue Sprache reicht nicht.“ Vielmehr ginge es darum, Erfahrungsfelder zu erschließen, die die intellektuellen Begriffe erlebbar machen. Die Schulseelsorge biete dazu einige Möglichkeiten, so Kohlgraf. Etwa durch die Ent-Schleunigung des Schulbetriebs durch Schulgottesdienste. Oder durch Aufmerksamkeit für die Schülerinnen und Schüler, die sich im Leistungsbetrieb Schule nicht durchsetzen können. Dazu müsse die Kirche den (jungen Menschen) allerdings zuhören, ohne die Antworten schon vorher zu wissen. „Wirklich zuhören heißt, das eigene Denken vom anderen prägen zu lassen.“
„Ich bin in die Schule gekommen, weil mich der Erzbischof irgendwann fragte, ob ich mir das vorstellen kann, erzählt Kohlgraf. „Ich habe es nicht bereut.“ Schule zwinge dazu, die Theologie täglich neu zu erden. Dabei geht es weniger um Kirchenkritik. „Manchmal würde ich mir mehr Kritik wünschen“, sagt der Schulseelsorger. „Man muss die Fragen richtig rauskitzeln und klarmachen: Du darfst kritisch sein. Das ist gewollt!“ Doch auch in anderer Hinsicht ist der Religionsunterricht eine Herausforderung. „In der Oberstufe ist das ein richtig anspruchsvoller theologischer Grundkurs“, sagt der 44jährige. Dass einige seiner Schüler sich entschlossen haben, anschließend Theologie zu studieren, ist für ihn eine schöne Bestätigung. „Und dass manche schon selbst promovieren zeigt, wie schnell die Zeit vergeht.“
Privatdozent Dr. Peter Kohlgraf ist 44 Jahre alt und Priester des Erzbistums Köln. Nach seiner Zeit als Kaplan in Euskirchen, arbeitete er vier Jahre als Religionslehrer und Schulseelsorger am Erzbischöflichen Kardinal-Frings-Gymnasium in Bonn-Beuel. Im Jahr 2000 promovierte er an der Universität Bonn im Fachbereich Alte Kirchengeschichte/Patrologie mit einer Studie über die Paulus-Auslegung des Johannes Chrysostomos.
2002 beauftrage ihn der Kölner Erzbischof zur Habilitation im Fach Pastoraltheologie bei Prof. Dr. Udo Schmälzle. Gleichzeitig war Peter Kohlgraf Schulseelsorger an einem Bonner Gymnasium und Repetent im Theologenkonvikt Collegium Albertinum. Im März 2009 wurde er zum Religionslehrer und Schulseelsorger am Erzbischöflichen Gymnasium und der Höheren Handelsschule "Marienberg" in Neuss ernannt.
Im Oktober 2010 wurde Peter Kohlgraf am Lehrstuhl für Pastoraltheologie habilitiert mit einer Arbeit zum Thema: "Glaube im Gespräch. Die Suche nach Identität und Relevanz in der alexandrinischen Vätertheologie – ein Modell für praktisch-theologisches Bemühen heute?"
„Jetzt bin ich Pastoraltheologe“, sagt Dr. Peter Kohlgraf. Der Priester der Erzdiözese Köln, der in Alter Kirchengeschichte/Patrologie promoviert hatte, hat das Feld gewechselt. „Patrologie war für mich immer dann interessant, wenn man sie ins Gespräch bringen kann mit heutigen Fragen“, sagt Kohlgraf. Mit denen beschäftigte er sich in seiner Antrittsvorlesung. „Schuld, Gnade, Erlösung – schulpastorale Erfahrungen zu altgewordenen Begriffen“, lautete das Thema des Theologen, der seit vielen Jahren als Religionslehrer und Schulseelsorger tätig ist. Sein Fazit: Vielleicht sollte die Kirche sich mehr Zeit nehmen, um wirklich zuzuhören.