Rapide zunehmende Antibiotika-Resistenz sowie der Anstieg von sogenannten Zivilisationskrankheiten stellen uns vor große Herausforderungen. Zudem müssen wir unsere Definition von Krankheit überdenken, wenn wir Aspekte der Lebensgeschichte und Umwelt einbeziehen. Im DFG-geförderten Graduiertenkolleg EvoPAD ("Evolutionary Processes in Adaptation and Disease") soll moderne Evolutionsforschung dazu genutzt werden, Anpassungen und Krankheiten besser zu verstehen. Umgekehrt bieten Krankheiten oft spannende Fragestellungen für die Evolutionsforschung selbst. Dabei erscheint es paradox, dass die Evolution Krankheiten nicht nur nicht beseitigt, sondern sogar verstärken kann, beispielsweise im Fall schnell evolvierender Pathogene oder bei Prozessen, welche für das Wirken der Evolution zwar notwendige, jedoch oft auch nachteilige genetische Variation hervorbringen. Solche Prozesse können heute bis ins molekulare Detail untersucht werden. Die Promovierenden in EvoPAD werden dieses Wissen zur Weiterentwicklung evolutionärer Theorien nutzen und im Gegenzug medizinische Fragestellungen unter Einbeziehung evolutionärer Ansätze bearbeiten.
Eine besondere Stärke von EvoPAD ist die Anbindung an die Wissenschaftsphilosophie: Promovierende der Philosophie haben unmittelbaren Zugriff auf aktuelle biomedizinische Forschung, während Promovierende in den biologischen und medizinischen Instituten ein geschärftes Bewusstsein für konzeptionelle Konsequenzen und Implikationen der von ihnen untersuchten Theorien entwickeln. Die Forschung der Promovierenden wird fest in ihren jeweiligen Disziplinen verankert sein, während unser spezifisches Betreuungssystem ein hohes Maß an Interdisziplinarität gewährleistet. Unser auf die individuellen Karrierewege zugeschnittenes Promotionsprogramm bietet intensiven Austausch mit internationalen Gastwissenschaftlern, Sommerschulen und Kurse zu Themen wie Evolutionsgenetik, Bioinformatik, experimentellem Design, Wissenschaftsphilosophie und Bioethik. Über die fachliche Ausbildung hinaus wird so ein philosophisch-ethisches Bewusstsein ausgebildet, das die Promovierenden zu verantwortungsvollen Akteuren in Forschung und Gesellschaft macht.
EvoPAD wird von den bestehenden Strukturen der Graduiertenausbildung profitieren, insbesondere dem WWU Graduate Centre und der Münster Graduate School of Evolution (MGSE). Nicht zuletzt ist EvoPAD auch selbst von struktureller Bedeutung, da es die Stärken der WWU in den Lebens- und Geisteswissenschaften miteinander verknüpft.