© Bee Scherer

Prof.*in Dr.*in Bee Scherer

Vortrag: Buddhistische Queerversity und Befreiungstheologie

Eine „Archäologie“ (im Sinne Foucaults) von „Queerversity“ (Engel 2013) innerhalb Buddhistischer Traditionen ergibt ein komplexes und widersprüchliches Bild (Scherer 2021). In diesem Vortrag werde ich einige Hauptlinien von buddhistischer queerness und gequeertem Buddhismen aufzeigen und hermeneutische Strategien für Buddhistische intersektionell-queere Befreiungs-„Dharmologie“ (Theologie) besprechen.

Referenzen
Engel, Antke 2013. Lust auf Komplexität: Gleichstellung, Antidiskriminierung und die Strategie des Queerversity. Feministische Studien 13(2), pp. 39–45.
Scherer, Bee 2021. Queering Buddhist Traditions. The Oxford Research Encyclopedia of Religion (ORE Religion), https://doi.org/10.1093/acrefore/9780199340378.013.765.  

Biogramm:
Prof.*in Dr.*in Bee Scherer ist eine trans*, nicht-binäre Wissenschaftler*in der Religionswissenschaft und Geschlechterforschung mit den Schwerpunkten Queer Theory und Buddhistische Theologie (Dharmologie). Scherer ist Herausgeber*in und Organisator*in der langjährigen Buch- und Konferenzreihe Queering Paradigms (Oxford, Peter Lang). Derzeit bekleidet Scherer den Lehrstuhl für Buddhismuskunde an der Vrije Universiteit Amsterdam (Freie Universität Amsterdam, VU) mit direkter Verantwortung für das nationale niederländische Buddhistische Seminar (Buddhistische Seelsorge).
 

Donyelle Mccray
© Donyelle McCray

Prof. Dr. Donyelle McCray

Vortrag: Consolations of a “Pixie” Priest

Dieser Vortrag reflektiert in historischer Perspektive die Predigtpraxis von Rev. Dr. Pauli Murray (1950-1985), einer queeren afroamerikanischen Dichterin, Anwältin, Professorin und bischöflichen Priesterin. Murrays Predigten hatten zum Ziel, die Kirche aus ihrem „Kokon in christliche Fröhlichkeit“ zu befreien. Ihr Predigtverständnis war dabei sowohl von dem Glauben an eine freudige Intimität mit Gott als auch von persönlichen Erfahrungen des Zweifels, Verlustes und der Trauer nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin, Irene Barlow, geprägt. Die Tröstungen, die Murray nach Barlows Tod halfen, wurden in Predigten über Persönlichkeit, Freude, Vorstellungskraft und treue Risikobereitschaft verarbeitet und zum Ausdruck gebracht. Donyelle McCray untersucht in ihrem Vortrag die theologischen und homiletischen Strategien, die Murray in ihren Predigten verwendet. Sie stellt dabei  hilfreiche Bezüge her, die auch für die gegenwärtige Predigtpraxis als überaus relevant und relevant und hilfreich erscheinen.

Biogramm:
Donyelle McCray ist außerordentliche Professorin für Homiletik an der Yale Divinity School. Als Lehrerin, Autorin und bischöfliche Laie konzentriert sie sich in ihrer Arbeit u.a. auf die Frage, wie afroamerikanische Frauen und Laien die Predigt zum Spielen, Erinnern, Erfinden und Stören nutzen. Zu ihren aktuellen Forschungsprojekten gehören ein Band über das Genre der Predigt und eine Untersuchung der Predigt und Spiritualität von Rev. Dr. Pauli Murray. Bevor sie Homiletik-Professorin wurde, war Donyelle als Rechtsanwältin mit Schwerpunkt auf Testamenten, Trusts und Nachlässen tätig. Diese Arbeit warf existenzielle Fragen auf, die sie zunächst ins Priesterseminar und dann in den Dienst der Hospizseelsorge führten. Menschliche Endlichkeit, Mitgefühl und Interdependenz bleiben zentrale theologische Anliegen ihrer Forschung.

Kerstin Söderblom
© Kerstin Söderblom

Dr.in Kerstin Söderblom

Vortrag: Queering Theology and Pastoral Care: A Transformative Power

In diesem Vortrag spreche ich über mein neues Buch "Queersensible Seelsorge und Beratung". Ich spiegele mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Seelsorge in Kirchengemeinden, Religionsgemeinschaften und in meiner Hochschulseelsorge an der Universität Mainz wider. Mein Fokus liegt darauf, wie die Einrichtung respektvoller und einladender sicherer Räume für queere Menschen und andere Minderheiten integrative Lerngemeinschaften schafft, die die Herzen, Gedanken und Seelen vieler berühren können. Die Erfahrungen queerer Menschen ernstzunehmen, bedeutet, sich mit dem Expert*innenwissen Marginalisierter auseinanderzusetzen. Es bedeutet, von und durch  Menschen zu lernen, die versuchen, das sogenannte Unmögliche zu überbrücken: queer zu sein und religiös zu sein. Indem diese Menschen ihre Geschichten erzählen, erweitern sie Herzen und Horizonte. Mit anderen Worten: Sie bieten religiösen Gemeinschaften, die Gefahr laufen, sich vom Alltag zu entfremden, indem sie Mauern errichten und traditionelle Werte gegen alles und jeden verteidigen, was anders zu sein scheint, transformative Kraft. Ich werde im Vortrag einige Beispiele aus meinen Fallstudien vorstellen und Kriterien für eine queer-sensible Seelsorge skizzieren.

Biogramm:
Kerstin Söderblom ist ordinierte Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Deutschland. Derzeit ist sie als Hochschulseelsorgerin an der Universität Mainz tätig. Sie ist Autorin zweier Bücher über queere Theologie. Sie bloggt regelmäßig über die Schnittmenge von Queer, Religion und Zivilgesellschaft im deutschen Online-Magazin evangelisch.de.

Chris-swift
© Christopher Swift

Dr. Christopher J. Swift

Lecture: Clergy Sexuality: An Invisible Influence in Deployment

For a range of reasons church denominations have neither systematically acquired nor recorded information about the sexual orientation of clergy. In some cases, where sexual orientation has been stated (or discovered) that information may have been recorded as part of disciplinary processes.

This lack of information has made it impossible to assess with accuracy the effects of negative attitudes in shaping the deployment of clergy. In the Church of England, anecdotally, many people have realised that clergy may elect for a ministry that means they can live in a private home (as opposed to a rectory).

In 2007 a study of Church of England hospital chaplains explored the reasons for the move from parish life to sector ministry. There was no intention in this survey to develop a theme around sexuality and relationships, but this emerged through a series of demographic questions asked at the start of the survey.

This paper revisits this study and brings it into discussion with more recent research on sexuality and the clergy. It concludes that more gay clergy are able to live openly in church accommodation, but that concerns about advancing to senior appointments in the church may still hamper an approach that is fully inclusive and unbiased.

Biogram:
Chris Swift is Director of Chaplaincy at Methodist Homes (MHA). He is a visiting professor at the Staffordshire University and has an extensive range of publications, mainly focused on the practice, research and development of chaplaincy.

Isolde Karle
© Isolde Karle

Prof. Dr. Isolde Karle

Vortrag: Queer im Pfarrberuf – empirische Einsichten und diversitätspolitische Perspektiven

Die Zuordnung von Amt und Person im Pfarrberuf stellt mit ihren professionsspezifischen Verhaltenszumutungen angesichts der zunehmenden Pluralität von Lebensformen eine nicht geringe Herausforderung dar. Der Impulsvortrag geht dieser Frage mit Blick auf eine noch unveröffentlichte empirische Studie nach, die sich mit queeren Personen im Pfarrhaus befasst. Dabei zeigt sich ein auf den ersten Blick paradox anmutender Befund, dass nämlich die Lebensformenfrage im Pfarrberuf zugleich wichtig und unwichtig ist und Pfarrer*innen ganz unterschiedliche Strategien mit Blick auf die Erwartungen, die an sie herangetragen werden, anwenden. Über die genannten empirischen Einsichten hinaus fragt die Vortragende, die gleichzeitig Prorektorin für Diversität ist, nach den diversitätspolitischen Perspektiven für Kirche und Pfarrberuf, die sich daraus ergeben: Wie lässt sich der Pfarrberuf in Hinblick auf die Vielfalt der Pfarrer*innen und ihre Lebensführung gestalten bzw. verändern? Und was bedeutet die Pluralität an Identitäten für die Kirche und das pastorale Selbstverständnis?

Biogramm:
Prof. Dr. Isolde Karle (Evangelisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum) ist Direktorin des Instituts für Religion und Gesellschaft der Ruhr-Universität und seit 2001 Professorin für Praktische Theologie, insbes. Homiletik, Liturgik und Poimenik, an der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Religion und Gesellschaft, Professions- und Kirchentheorie, Religionssoziologie, Seelsorge und Spiritual Care sowie Gender, Sexualität und Körperlichkeit. Seit November 2021 ist Isolde Karle Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung an der Ruhr-Universität.
 

Bieler Und Haeneke
© Bieler, Häneke

Prof. Dr. Andrea Bieler und Dr. Florence Häneke

Vortrag: Trotz oder Wegen des Amtes? – Die Bedeutung des Vertrauensdiskurses in einer Studie zu queerer Identität im Pfarramt

„Sie wissen ja, wie das ist, wenn es anders ist.“ so zitierte eine lesbische Pfarrerin einen Seelsorge-Kontakt. Queere Pfarrpersonen gaben in der eingeholten Studie an, gezielt von Menschen aufgesucht zu werden, deren Vertrauen in kirchliche Institutionen und Berufe erschüttert wurde. Sie werden aufgesucht, weil sie queer sind und ihnen aufgrund dessen ein Vertrauensvorschuss gewährt wird. Den Pfarrpersonen wird dieses Vertrauen in der Seelsorge und Verkündigung dann „trotz ihres Amtes“ entgegengebracht. Von den Pfarrpersonen wird ihre queere Identität als Brücke genutzt.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich das bekannte Problem, dass die Person ein erschüttertes Vertrauen in die Institution wieder herstellen muss. Dies führt unweigerlich zu Phänomenen von Überforderung ebenso wie Entgrenzung. Pastoraltheologische Konzepte, die das Amt in den Fokus rücken, versprechen hier eine bessere Abgrenzung. Was tragen an dieser Stelle Professionalisierung und feste Richtlinien, bis hin zu Dienstregelungen, bei und wo begrenzen jene zu stark? In kritischer Betrachtung dieser Horizonte suchen wir eine Möglichkeit, die (queere) Identität als Qualität in Seelsorge und Verkündigung einzutragen ohne als Garant_in für die Institution auftreten zu müssen. Hieran schließen sich unter anderem Fragen nach Authentizität in der Pastoraltheologie an.

Biogramme:
Andrea Bieler, Professorin für Praktische Theologie an der Universität Basel, Leiterin des SNF-Forschungsprojektes Conviviality in Motion. Exploring Multiethnic Christian Communities in Europe. Forschungsinteressen: Diversitätsforschung in der Praktischen Theologie; Vulnerabilitätsphänomene.

Florence Häneke, abgeschlossene Promotion in der Praktischen Theologie der Universität Basel mit einer Studie zu queerer pastoraler Identität, Pfarrerin. Forschungsinteressen: Queer Studies, Queere Theologien, Empirische Methodologie, Trauerforschung, Religionsphilosophie.
 

Peter Bubmann
© Peter Bubmann

Prof. Dr. Peter Bubmann

Vortrag: Queer-Empathie als pastorale Kompetenz. Perspektiven für die Aus- und Fortbildung pastoraler Berufe

Das pastorale Feld erfordert zunehmend stärker die Kompetenz, sensibel mit unterschiedlichsten Lebensformen, sexuellen Identitäten und Orientierungen umgehen zu können und zugleich Prozesse queer-sensibler Lebenskunstbildung in gemeindlichen wie überparochialen Kontexten zu gestalten. Wie und wo werden die dafür notwendigen Kompetenzen erworben? Welche inhaltlichen wie strukturellen Vorgaben braucht es, um die pastorale Tätigkeit queersensibel ausüben zu können und diversitätsfördernde Bildungsprozesse begleiten zu können? Wir entwickeln gemeinsam Ideen und Perspektiven für die Aus- und Fortbildung und diskutieren Chancen und Grenzen queersensibler pastoraltheologischer Bildungsprozesse.

Biogramm:
Prof. Dr. Peter Bubmann, geb. 1962 in Augsburg; nach Studium der Ev. Theologie (und Kirchenmusik) in München und Heidelberg Promotion zum Dr. theol. mit einer fundamentalethischen Arbeit in Heidelberg; nach Vikariat und Schulpfarrerzeit, zunächst von 1999-2002 Professor für Ethik, Gemeindepädagogik und musische Bildung an der Ev. Hochschule Nürnberg, seit 2002 Professor für Praktische Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Forschungsschwerpunkte liegen in der Klärung des Verhältnisses von Musik und Religion, bei Grundfragen der Gemeindepädagogik sowie der Gemeindetheorie und bei pastoraltheologischen Fragen der beruflichen wie ehrenamtlichen Mitarbeit in der Kirche. Homepage: www.bubmann.de
 

Elis Eichener
© Elis Eichener

Dr. Elis Eichener

Workshop: Die dunkle Seite der Seelsorge. Der Umgang mit queeren Personen in kirchlichen Dokumenten

Die Bedürfnisse von LGBTI*-Personen, die bislang nicht adäquat im Blickwinkel kirchlichen Handelns gewesen sind, sollen auch mit der Konzipierung einer queersensiblen Seelsorge explizit zum Thema werden. So begrüßenswert diese Entwicklung ist, sollte zugleich an die Schattenseiten der Seelsorge erinnert werden. So wurden Seelsorge und Beratung bspw. in der EKD-Denkschrift zur Sexualethik (1971) als Machtmittel etabliert, mit dem queere Personen marginalisiert und diskriminiert werden sollten. Spätere Dokumente sind in diesem Punkt zurückhaltender, transportieren aber nichtsdestoweniger defizitorientierte und darin nicht immer unproblematische Seelsorgeverständnisse. In diesem Workshop werden die Funktionen der Seelsorge gegenüber LGBTI*-Personen, wie sie in der öffentlichen Kommunikation der evangelischen Kirche sichtbar wurden und werden, nachgezeichnet und Missbrauchspotenziale von Seelsorge herausgearbeitet.

Biogramm:
Dr. Elis Eichener ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Religion und Gesellschaft/Lehrstuhl für Praktische Theologie (Homiletik, Liturgik, Poimenik) an der Ruhr-Universität Bochum. Er hat über den Seelenbegriff in der Seelsorge promoviert und forscht gegenwärtig zum Kirche-Welt-Verhältnis in der öffentlichen Kommunikation der EKD. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Seelsorge- und in der Kirchentheorie.
 

Theodor Adam
© Theodor Adam

Theodor Adam

Workshop: Von Tonkeln und Väterinnen – Segnungsfeiern für transgeschlechtliche Menschen

In diesem Workshop werden unterschiedliche Segnungsfeiern für transgeschlechtliche Menschen vorgestellt. Tauferinnerung, Namensgebung, Eheerneuerung, – den individuellen Anlässen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch der Zeitpunkt der Feier bestimmt ihren Charakter: Ist es ein Aufbruch mit Reisesegen? Ist es eine Stärkung unterwegs, eine Vergewisserung, dass G*tt mitgeht? Oder wird es eine Dankesfeier am Ende, wenn alles geschafft ist?  Miteinander kommen wir dem gemeinsamen Nenner, der Anthropologie auf die Spur – wie drückt sie sich in welcher Form der Feier aus? Und welche Theologumena müssen ebenfalls praktisch-theologisch bedacht und dann konkret umgesetzt werden? Eine spannende Spurensuche und, für die, die mögen, auch ein Labor: Wie können Gebete lauten, welche Formeln tragen?

Biogramm:
Theodor Adam ist Pastor und als solcher Landeskirchenbeauftragter für Queer-sensible Seelsorge und Beratung am Zentrum für Seelsorge und Beratung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Sein Studium der evangelischen Theologie und der christlichen Publizistik führte ihn nach Münster, Südafrika, Erlangen-Nürnberg, Berlin und Göttingen. Nach Vikariat und Entsendungsdienst konnte er seinem besonderen Interesse für die Praktische Theologie als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und  Lehrstuhlassistent in der Praktischen Theologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bei Prof. Dr. U. Pohl-Patalong mit einem Schwerpunkt in Queer-Theory und Genderstudies nachgehen, bevor er seine jetzige Stelle antrat.
 

Florence Häneke
© Florence Haeneke

Dr. Florence Häneke

Workshop: Queer grief - Potentiale einer queeren Seelsorge

In meiner Forschung berichteten queere Pastor*innen, dass marginalisierte Menschen aufgrund einer vermeintlichen Ähnlichkeit zu ihnen kamen und ihnen deshalb Vertrauen entgegenbrachten. Bei der Suche nach einer Pfarrperson, die ihr Kind taufen oder verheiraten kann, suchen manche queere Menschen gezielt nach einer bekanntermaßen queer-sensiblen Pfarrperson. Wenn es um Tod und Trauer geht, erscheinen solche Anfragen aufgrund von Zeit und Entfernung und dem Pfarrsystem komplizierter. Eine Nachfrage scheint jedoch davon unabhängig zu bestehen: queere Leichenbestatter, die diesen Aspekt in ihrer Außendarstellung nutzen, sind unabhängig von der tatsächlichen Entfernung gefragt. Die Betreuung von Hinterbliebenen und die Planung einer Beerdigung können spezifisches Wissen über queeres Leben und Liebe erfordern: verschiedene Namen, Beziehungsmuster, Fragen der Sichtbarkeit und Repräsentation kommen einem in den Sinn. Was sind die Bedürfnisse bzw. gibt es besondere Bedürfnisse? Welche Orte und Personen können der Trauer von und um queere Menschen Schutz bieten? Queere Leben bringen ihre eigenen Ansichten und Ressourcen mit, die zu mehr Perspektiven auf Tod und Trauer führen – und einen Beitrag zur Theologie leisten. Welche besonderen Erkenntnisse bringt dies in die Reflexion ritueller Praktiken und Seelsorge ein? Der Workshop wird als offene Diskussion über die genannten Themen gestaltet werden.

Biogramm:
Florence Häneke, PhD an der Universität Basel mit einer empirischen Forschung zu queerer pastoraler Identität, Pastorin. Forschungsinteressen: Queer Studies und Theologien, Empirische Methodenlehre, Trauer in der Praktischen Theologie, Religionsphilosophie.

Nelli Felker
© Nelli Fellker

Nelli Felker

Workshop: Strukturelle Inklusion und individuelle Erfahrungen queerer Religiosität

Der Umgang mit queeren Menschen weist inter- wie auch intrareligiös eine große Varianz auf. Die wahrgenommene Akzeptanz bzw. Ablehnung der Religionsgemeinschaft kann für Betroffene* einen erheblichen Einfluss auf die persönliche Religiosität nehmen. „Individuelle Erfahrungen queerer Religiosität“ ist eine quantitative Befragung christlicher, jüdischer und muslimischer LSBTIQ* und zeigt aus soziologischer Perspektive auf, welchen Einfluss die Religionszugehörigkeit und die damit einhergehende strukturelle Inklusion auf die individuelle Religiosität queerer Menschen nehmen kann. Unter struktureller Inklusion sind die Angebote und Maßnahmen zu verstehen, die akzeptierend gegenüber diversen Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten sind und eine Gleichstellung/-behandlung in der Religionsgemeinschaft unterstützen. Dazu zählen neben (pastoral-)theologischen, kirchenrechtlichen wie auch seelsorgerischen Angeboten, auch gemeinschaftsstiftende und antidiskriminierende, aufklärende Angebote. Im Rahmen des Workshops wird anhand der erhobenen Daten präsentiert, welche Angebote und Maßnahmen LSBTIQ* unterschiedlicher Religionen nutzen, aber auch in welchen kirchlichen Bereichen Ausgrenzung oder Benachteiligung erfahren wurde. Ziel ist es, unterschiedliche Bedarfe wie auch Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die sowohl die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aufgreifen als auch die interreligiösen Entwicklungen wahrnehmen.

Biogramm:
Nelli Fellker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungskolleg „Regionale Regulierung Religiöser Pluralität im Vergleich“ (RePliV) und
Promotionsstudentin am Institut für Soziologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In Ihrem Promotionsprojekt „Queere Religiosität“ beschäftigt sie sich u.a. mit der Frage nach struktureller Inklusion von LSBTIQ* in die evangelische und katholische Religionsgemeinschaft sowie mit der nach indviduellen Erfahrungen queerer Religiosität.  Ihr Forschungsinteresse ist profiliert durch die Themenschwerpunkte Religionssoziologie, Intersektionalität, Diskriminierung und Methoden der empirischen Sozialforschung.
 

Jonas Trochemowitz
© Jonas Trochemowitz

Jonas Trochemowitz

Workshop: Queer-Gottesdienste – Sprachliche Praxis zwischen Konvention und Subversion

Wie lassen sich Gottesdienste kommunikativ gestalten, um Menschen jenseits hetero- und cisnormativer Lebensentwürfe miteinzubeziehen? In meinem Vortrag möchte ich darstellen, wie verschiedene queer-christliche Akteursgruppen versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden, und welche Herausforderungen mit der damit verbunden Auseinandersetzung einhergehen. Diesbezüglich möchte ich Einblicke in meine Feldforschungsaufenthalte im Rahmen verschiedener Queer-Gottesdienste geben und darstellen, welche Funktion Sprache in diesem Kontext zukommt. Der Fokus wird dabei auf dem Umgang mit gendersensibler Sprache liegen sowie der Subversion liturgischer Sprachpraktiken und Integration sprachlicher Kategorien aus LGBTQIA+-Kontexten. Fachlich ist mein Vortrag dabei einerseits im Bereich der Religionslinguistik wie auch Diskurs- und Soziolinguistik zu verorten (vgl. Liebert 2017; Spitzmüller & Warnke 2011). Theoretisch wie auch methodologisch begreife ich Sprache in diesem Sinne weniger als grammatisches System oder lexikalisches Inventar, sondern als diskursiv-soziale Praxis, die in verschiedene
Machstrukturen und Wissensordnungen eingebettet ist (vgl. Foucault [1972] 1997). Aus dieser Perspektive möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern sprachliche Praktiken in Queer-Gottesdiensten durch die diskursiven Regeln des kirchlichen Diskurses eingeschränkt werden, oder diese zu verschieben wissen.

Biogramm:
Jonas Trochemowitz ist seit 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Universität Bremen im Bereich germanistischer Sprachwissenschaft. Seit 2022 ist er zudem Associate Fellow im DFG Graduiertenkolleg Contradiction Studies. In seiner Promotion beschäftigt er sich mit „Widerspruchsdeklarationen in deutschsprachigen Debatten um das Verhältnis religiöser sowie sexuell-geschlechtlicher Subjektpositionen“. Zu seinen Forschungsinteressen zählen Linguistische Anthropologie, Diskursanalyse und Religionslinguistik.

Roser, Burja
© Roser, Burja

Prof. Dr. Traugott Roser und Katrin Burja

Workshop: Coming-Out als Thema der Lebenskunst

Coming-out kann „für alle lsbtiq* Personen als lebenslanger Prozess beschrieben werden, der eine innere Bewusstwerdung sowie die Mitteilung einer nicht-heterosexuellen Orientierung, einer nicht-cisgeschlechtlichen oder nicht-binären Geschlechtsidentität oder eines nicht endogeschlechtlichen Körpers beinhalten kann“ (Göth M/Kohn R: Sexuelle Orientierung in Psychotherapie und Beratung, Berlin: Springer 2014). Diese Definitionen ex negativo veranschaulichen, dass ein von Heteronormen bestimmtes Denken und eine heteronormativ geprägte Sprache Lebensformen, Gender und sexuelle Orientierungen von LSBTIQ* als das Gegenüber, das Andere, das von Heteronormen Abweichende konstruiert. Doch wie sich in einer Welt zurechtfinden und verorten, deren Sprache keine Worte hat für Liebe, Körper, Gender, Lebensformen und Begehren, wenn sie sich heteronormativen Vorstellungen widersetzen? Im Workshop gehen wir gemeinsam der Frage nach, inwiefern Coming-Out Prozesse als Aneignungsprozesse einer Lebenskunst verstanden werden können, die es vermag, durch Mut zum Widerstand und durch Irritation eingefahrener Denk- und Handlungsstrukturen Neues zu schaffen und Weiterentwicklung anzuregen.

 

Sabine Heise
© Sabine Heise

Queergeschichtlicher Stadtrundgang mit Sabine Heise

Münsters Stadtgeschichte kann ganz schön queer sein! So fand zum Beispiel die erste Homosexuellendemonstration der Bundesrepublik Deutschland 1972 in der westfälischen Metropole statt und nicht etwa in Berlin oder Hamburg. Und das ist längst nicht alles, was es zu berichten gibt. Auch wenn wir einige hundert Jahre in die Geschichte der Stadt Münster zurückgehen, lassen sich Spuren von Menschen entdecken, die aus den hetero-normativen Rastern ihrer Zeit fielen. Der Stadtrundgang beginnt vor dem Landesmuseum (gegenüber vom Fürstenberghaus) und dauert etwa 2 Stunden.

Route:
Fürstenberghaus / Landesmuseum (Einführung)
Petri-Kirche
Krummer Timpen
Fachbereich Jura / Fachbereich evangelische Theologie
Bistumsarchiv Georgskommende
Schlossplatz
Frauenstraße: KSHG

Biogramm:
Sabine Heise ist Historikerin und Archivarin. Seit über vierzig Jahre engagiert sie sich in verschiedenen queeren und Frauenprojekten. Die Geschichte von LSBTIQ+ in Münster sichtbar zu machen, ist ihr ein zentrales Anliegen. Daher bietet sie seit 2000 auf Anfrage queer-geschichtliche Stadtrundgänge an. Sabine Heise war Teil des Teams, das den Film „Münster 1972!“ (https://www.muenster-1972.de/) anlässlich der ersten Homosexuellendemonstration der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Medienprojekt Wuppertal e.V. entwickelte. Der auf You Tube (https://www.youtube.com/channel/UCsnz86xXw0VENaUiZsuonrQ) einsehbare Film mit alten und jungen schwulen, lesbischen und queeren Aktivist*innen versteht sich als Beitrag zur historischen Bildungsarbeit.
 

Elke Spörkel-Hänisch
© Elke Spörkel-Hänisch

Elke Spörkel-Hänisch

Elke Spörkel-Hänisch ist evangelische Pfarrerin, Seelsorgerin und Ansprechpartnerin für transidente Menschen im Kirchenkreis Wesel. Wir zeigen im Rahmen der Fachtagung und in Kooperation mit dem "Cinema und Kurbelkiste Münster" einen dokumentarischen Kurzfilm, der Elke Spörkel-Hänisch im Blick auf ihr Tätigsein und -werden als transidente Pfarrerin im Ruhestand porträtiert. Im Anschluss an die Filmvorführung wird es ein Publikumsgespräch mit Elke Spörkel-Hänisch geben.