Queer im Pfarrhaus: die pastoraltheologische Relevanz nicht-heteronormativer Lebensformen von Pfarrer*innen (QiP)
Das beantragte Forschungsprojekt „Queer im Pfarrhaus: die pastoraltheologische Relevanz nicht-heteronormativer Lebensformen von Pfarrer*innen“ fragt nach möglichen Zusammen-hängen zwischen lebensformenbedingten Erfahrungen queerer (hier: queer = einem heteronormativen Anspruch nicht entsprechenden) Pfarrpersonen in Ausbildung und Beruf, und pastoraler Identitätsarbeit, die hier vorerst als lebenslanger Prozess theologischer Reflexion und pastoraler Handlungspraxis begriffen werden kann. Anlass hierzu gibt u.a. die britische Studie C. Swifts, in der die Beobachtung gemacht wurde, dass auffallend viele Pfarrer*innen, die ihr Leben nicht nach dem bislang in Theologie und Kirche propagierten Leitbild christlicher Lebensführung ausrichten – der heterosexuellen Ehe –, ihr Amt innerhalb der Krankenhausseelsorge (und anderen Funktionsbereichen) ausüben, nachdem sie aus dem Gemeindedienst lebensformenbedingt mehr oder weniger freiwillig ausgeschieden sind (vgl. Swift 2014, 155f.).
Für Deutschland liegen bislang keine entsprechenden Untersuchungen vor, informelle Gespräche mit Pfarrpersonen weisen aber darauf hin, dass Pfarrpersonen mit nicht-heterosexuellen Lebensformen in der Ausbildung und im Gemeindepfarramt in besonderer Weise herausgefordert sind, ihre Lebensführung vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Der Schwerpunkt des Projekts soll dementsprechend in der bislang noch nicht untersuchten Frage liegen, ob und wie sich die Pluralisierung von Lebensformen, die Gestalt gefunden hat in Biographien von Pfarrer*innen, auf theologische Reflexions- und Handlungspraxis auswirkt und ausgewirkt hat: sowohl auf die individuelle Theologie von Pfarrpersonen als auch auf deren pastoraltheologisches Selbstverständnis.
Umsetzung findet dieses Vorhaben im Rahmen zweier Teilprojekte: in einem empirischen Promotionsprojekt (WMA) werden im Rahmen qualitativer Leitfadeninterviews (Experteninterviews) Daten erhoben, mittels dokumentarischer Methode ausgewertet und pastoraltheologisch reflektiert. Teile der Interviews sollen in einem weiteren Teilprojekt (Projektleiter) im Rahmen eines Interviewbandes zusammen mit Fachbeiträgen zum Thema „Lebensformen“ ediert und publiziert werden. Ein Workshop und eine internationale Fachtagung gewährleisten den Transfer der Thematik in den internationalen und interdisziplinären Wissenschaftsdiskurs. Eine regelmäßige und zeitgemäße Bewerbung des Projektes durch social-media-Beiträge (SHK1+2) zielt auf den Transfer der Projektinhalte in die gesellschaftliche Öffentlichkeit.