Schloss
Errichtet wurde das Gebäude am damals noch Neuplatz genannten Schlossplatz in den Jahren von 1767 bis 1787 für Bischof Maximilian Friedrich (Regierungszeit 1762-84). Erster Baumeister war Johann Conrad Schlaun (gest. 1773), unter dem der Außenbau errichtet und ein Teil der Innenausstattung ausgeführt wurde. Nach dessen Tod wurde Wilhelm Ferdinand Lipper (1733–1800) mit der Fertigstellung beauftragt. Dieser rückte von der nach dem Siebenjährigen Krieg bereits etwas aus der Zeit gefallenen barocken Formensprache ab und griff für Eingangshalle, Treppenhaus und Festsaal auf klassizistische Elemente zurück.
Das Schloss war nach dem mittelalterlichen Fürstenhof am Domplatz und ab 1661 dann dem Fraterhaus zum Springborn am Krummen Timpen die dritte Stadtresidenz der Fürstbischöfe in Münster und damit formal auch kurzzeitig Sitz der obersten Landesbehörden. Der Auftraggeber des Baus, Fürstbischof Maximilian Friedrich, nutzte ihn jedoch nie, da er bereits 1784 und damit drei Jahre vor der Fertigstellung verstarb. Aber auch sein Nachfolger Maximilian Franz von Österreich (Regierungszeit 1784-1801), der zugleich Kurfürst von Köln war, hielt sich so gut wie nie in Münster, sondern hauptsächlich in seiner kurfürstlichen Residenz in Bonn auf.
Im Nachklapp der Umwälzungen um 1800 endete mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die Zeit des bischöflichen Staates. Ein Großteil des Gebiets fiel an Preußen, das bereits 1802 große Teile des Fürstbistums und auch dessen Hauptstadt Münster besetzt hatte. Das Schloss wurde nun immer stärker zum Verwaltungssitz. 1803 residierten zunächst (und kurzzeitig) der preußische Zivilgouverneur Karl Freiherr vom Stein (1757-1831) und der Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) im Schloss und mit ihnen mutmaßlich auch einige der neu eingerichteten Behörden. Seit 1815 war das Schloss dann Sitz des Oberpräsidenten – fast drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod Ludwig von Vincke (1774-1844) – und des kommandierenden Generals der preußischen Provinz Westfalen. Einen neuerlichen politischen Einschnitt brachte die Auflösung der Monarchie 1918. Aber das Schloss blieb weiterhin Amtssitz des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, nun im Rahmen des Freistaates Preußens als Teil der Weimarer Republik. In der NS-Zeit war dann nicht nur das Staatshochbauamt im Schloss untergebracht, sondern es war auch Amtssitz des Gauleiters Alfred Meyer (1891-1945). Als überzeugter Nationalsozialist der ersten Stunde und enger Gefolgsmann Alfred Rosenbergs war Meyer intensiv in die Vernichtungspolitik des Dritten Reiches eingebunden, nicht zuletzt auch in seiner Funktion als ständiger Stellvertreter Rosenbergs im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, die er seit 1941 innehatte.
Während der Luftangriffe auf Münster ab 1943 wurde das Schloss getroffen und schwer beschädigt. Seit dem Wiederaufbau 1954 ist es Teil der Universität und Sitz der Universitätsleitung und -verwaltung.
Ulrike Ludwig