Gundula Gahlen ist von Oktober 2024 bis September 2025 Fellow des Kollegs.
Vita
Gundula Gahlen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Globalgeschichte an der Paris Lodron Universität Salzburg. Seit 2022 bearbeitet sie das Teilprojekt „Illegitime Gewalt im französischen und österreichischen Militär während der französischen Revolutionskriege und der Napoleonischen Kriege (1792–1815)“ in der DFG-Forschungsgruppe „Militärische Gewaltkulturen — Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg“.
Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in vier DFG-Projekten an der Universität Potsdam, der Freien Universität Berlin, am Institut für die Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin und an der LMU München. 2021 wurde sie an der Freien Universität Berlin mit einer am Schnittpunkt zwischen Medizin- und Militärgeschichte ausgerichteten Studie mit dem Titel „Nerven, Krieg und militärische Führung. Der Umgang mit psychisch erkrankten Offizieren in Deutschland (1890–1939)“ habilitiert. Die Studie wurde mit dem ersten Preis des Förderpreises 2021 für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte ausgezeichnet.
Forschungsprojekt
Gewalthandeln in der französischen und österreichischen Armee im Spannungsfeld von Militärstrafrecht, Kriegsrecht und Kriegsbrauch während der Revolutions- und Napoleonischen Kriege (1792-1815)
Während der Revolutions- und Napoleonischen Kriege (1792-1815) gab es kein kodifiziertes internationales Kriegsrecht, das das Gewalthandeln von Armeen geregelt hätte. Stattdessen existierten drei Rechtsmassen, deren Regeln sich oft überschnitten und manchmal widersprachen. Erstens unterlagen die beteiligten Armeen einem bereits stark ausdifferenzierten Militärstrafrecht als einseitig staatlich verordnetem Disziplinarrecht. Zweitens gab es das Kriegsrecht, das von Juristen als Teilgebiet des Völkerrechts diskutiert und dessen Inhalt vor allem durch die Presse weite Verbreitung fand. Drittens existierte das Gewohnheitsrecht, das sich innerhalb der militärischen Verbände entwickelt hatte, das je nach Armee und manchmal sogar je nach Einheit unterschiedliche Facetten haben konnte und das in den Quellen häufig unter dem Begriff des Kriegsbrauchs auftaucht. In meinem EViR-Projekt untersuche ich am Beispiel der französischen und österreichischen Armee, wie sich diese drei Rechtsmassen im Verlauf der Revolutions- und Napoleonischen Kriege entwickelten, wie sie sich zueinander verhielten und welche Bedeutung sie für die legitime und illegitime Bewertung von Gewalt in der französischen und österreichischen Armee hatten.
Einschlägige Veröffentlichungen
Gahlen, Gundula, Nerven, Krieg und militärische Führung. Psychisch erkrankte Offiziere in Deutschland (1890-1939), Frankfurt a.M. 2022. (Open Access)
Gahlen, Gundula, Das bayerische Offizierskorps 1815-1866, Paderborn 2011.
Gahlen, Gundula et. al (Eds.), Doing psychiatry in postwar Europe. Practices, routines and experiences, Manchester 2024. (Open Access)
Funke, Nikolas/Gundula Gahlen/Ulrike Ludwig (Eds.), Krank vom Krieg. Umgangsweisen und kulturelle Deutungsmuster von der Antike bis in die Moderne, Frankfurt a.M. 2022.
Gahlen, Gundula/Deniza Petrova/Oliver Stein (Eds.), Die unbekannte Front. Der Erste Weltkrieg in Rumänien, Frankfurt a.M. 2018.
Gahlen, Gundula/Daniel M. Segesser/Carmen Winkel (Eds.), Geheime Netzwerke im Militär 1700-1945, Paderborn u.a. 2016. (Open Access)