Herbst im Arzneipflanzengarten
Mittlerweile hat der Herbst unübersehbar in der Natur und damit auch im Arzneipflanzengarten Einzug gehalten. Die Beete sind zum größten Teil abgeräumt, die nicht winterharten Pflanzen sind ins Kalthaus eingeräumt und die übrigen Pflanzen zeigen die beginnende Winterruhe dadurch an, dass sich ihre Farbe immer deutlicher von grün über gelb bis braun verändert.
Und doch ist es so, dass es auch jetzt noch immer einige wenige Pflanzen gibt, die noch nicht zu Ende geblüht haben und weil sie nicht nur blühen, sondern auch fruchten und so selbst zu dieser Zeit für viele Nachkommen sorgen, ordnen wir sie gerne den „Unkräutern“ zu – und das ja auch nicht ganz zu Unrecht.
Dazu haben einige der Pflanzen, die in der Regel durch einen reichen Fruchtansatz auffallen, noch immer etwas zu bieten. Die Fruchtkörper einiger Pilzarten tauchen erst jetzt für uns sichtbar auf, weil erst jetzt die passenden Bedingungen für sie da sind.
Und dann gibt es auch noch solche, die uns erstaunen lassen, wenn wir sehen, dass der „Lotuseffekt“ sich eben nicht nur auf die Blätter der Lotuspflanze beschränkt.
Erigeron annuus (L.) Desf., das einjährige Berufkraut, ist eine dieser Pflanzen, die unermüdlich den ganzen Sommer über blühen – aber sich leider auch stark aussäen.
Trotzdem ist es sehr ansehnlich, auch wenn seine Farbe jetzt, Richtung Winter, deutlich verwaschener ist, als im Sommer.
Wer es im Garten gewähren lässt, sollte sich darauf einstellen, vom kommenden Frühjahr an in den Beeten einiges an Jungpflanzen vorzufinden, die konsequent dezimiert werden müssen, sollen sie nicht den Garten dominieren.
Und obwohl auch Atropa belladonna L., die giftige Tollkirsche sich jetzt deutlich sichtbar auf die Winterruhe einstellt, fallen an ihr doch letzten Früchte auf, die noch nicht vertrocknet sind. Und wenn wir uns diese Früchte mal ganz ehrlich anschauen – sehen sie nicht auch jetzt noch unglaublich einladend und verführerisch aus? Kein Wunder also, das sie so einladend für Kinder sind…
Definitiv ist die Tollkirsche wegen ihrer Giftigkeit aber keine Pflanze für den privaten Garten, weil sie obendrein auch leicht durch Vögel weiterverbreitet wird.
Einen der letzten Farbakzente des Jahres setzt die Kapuziner-Kresse, Tropaeolum majus L. Sie blüht bis zum ersten Frost, dann ist es mit der Pracht vorbei.
Trotzdem können diejenigen, die sie im Garten hatten, damit rechnen, dass sie auch im kommenden Jahr wieder Kapuzinerkresse im Garten haben werden, weil auch diese Art sich aussät, ohne dabei aber (all)zu aufdringlich zu werden. Übrigens: der erste Teil des Namens „Kapuziner-Kresse“ ist von der Form der Blüten hergeleitet, die der Kapuze der Kapuziner-Kutte ähnlich sehen.
Der Nelkenschwindling, Marasmius oreades (Bolt.: FR.) FR. ist ein kleiner Pilz, der sich gern im Rasen verbreitet. Er lässt sich vom Frühjahr bis zum Herbst finden. Besonders aber wohl zu Zeiten, in denen es, so wie in diesem Herbst, genügend Niederschläge geben hat. Er ist harmlos, selbst wenn er in großer Zahl auftaucht.
Faszinierend ist auch der Anblick eines Schwarz- bzw. Palmkohlblattes, Brassica oleracea var. palmifolia DC., das vom Novembernebel eben nicht mit einem Wasserfilm überzogen wird, sondern die Feuchtigkeit einfach an sich abperlen lässt.
Das ist mal „Winterkohl“ mit den Augen des Fotografen gesehen…
Eigentlich recht viele Worte zur grauen Jahreszeit, die sich kurz und knapp zusammenfassen lassen: Es lohnt sich eben auch im November in der freien Natur und auch im Garten nochmal genauer hinzuschauen!