Professor Dr. Heinrich Glasl verstarb am 8. November 2012 im Alter von 71 Jahren
Die Angehörigen des Instituts für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster trauern um ihren langjährigen Vorgesetzten und Kollegen, Herrn Professor Dr. Heinrich Glasl, der am vergangenen Donnerstag nach längerer Krankheit in Hamburg verstorben ist. Heinrich Georg Glasl, geboren am 9.12.1940 in Wasserburg am Inn, war von 1984 bis 2005 als Universitätsprofessor an der WWU tätig. Einer alten Apothekerfamilie entstammend studierte er nach dem 1959 abgelegten Abitur und den Jahren als Praktikant und Vorexaminierter (1959-1963) ab 1963 Pharmazie an der Universität München, wo er 1967 das Pharmazeutische Staatsexamen ablegte. Von 1967 an arbeitete Heinrich Glasl an seiner Promotion im Fach Pharmazeutische Biologie im Arbeitskreis von Prof. Dr. Hildebert Wagner über die Biosynthese von Glykolipiden und Phosphatiden in Algen, die er 1970 erfolgreich abschloss. Nach kurzer Zeit in der Industrie begann er 1971 mit eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten, die er zunächst noch bis 1976 am Institut für Pharmazeutische Arzneimittellehre der Universität München, danach am Lehrstuhl für Pharmakognosie der Universität Hamburg durchführte, deren Ruf auf eine H2-Stelle (Wissenschaftlicher Rat und Professor) er 1976 annahm. 1978 erfolgte hier auch die Habilitation für das Fach Pharmazeutische Biologie. Der Titel der Habilitationsschrift, „Neue Bewertungsgrundlagen und Inhaltsstoffe pharmazeutisch verwendeter Drogen – ein Beitrag zur Analytik von Naturstoffen und Naturstoffgemischen“, zeigt deutlich Glasls wissenschaftliches Hauptanliegen, das stets der Sicherung der Qualität und der rationalen Beurteilung pflanzlicher Arzneimittel galt. Bereits im Jahr der Habilitation erhielt Glasl einen Ruf auf eine C3-Professur an der Universität Frankfurt, wo er bis 1984 tätig war. Als neue Herausforderung nahm er 1984 einen Ruf auf die C3-Professur am Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der WWU an, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im April 2005 bekleidete. Von 1985 bis 1986 leitete er das Institut kommissarisch. In der akademischen Selbstverwaltung betätigte er sich während seiner Amtszeit unermüdlich als Mitglied diverser Gremien und Kommissionen auf Fachbereichs- und Universitätsebene. Die wissenschaftliche Arbeit von Heinrich Glasl bewegte sich in den verschiedensten Themenbereichen rund um die Arzneipflanze und die Qualität pflanzlicher Arzneimittel, von phytochemischen Untersuchungen über ätherische Öle, Flavonoide und Proanthocyandine bis hin zu Wirkungen verschiedener traditionell eingesetzter Arzneipflanzen auf die Blutgerinnung. Diese Arbeiten haben in eine ganze Reihe von Dissertationen und wissenschaftliche Publikationen in angesehenen Fachjournalen Eingang gefunden, mit denen Glasl auch zum wissenschaftlichen Renommee des Instituts beigetragen hat. Besonders hervorzuheben ist aber Heinrich Glasls exzellente, engagierte und hervorragend organisierte Lehre, an die sich Generationen Münsterscher Pharmaziestudenten gern zurückerinnern, welche er in seinen über 20 Jahren an der WWU mit ausgebildet hat. Bereits im Grundstudium legte er bei ihnen den Grundstein für ein eingehendes Verständnis der Pharmazeutischen Biologie und wusste die Studierenden in seiner unverwechselbaren „urbayrischen“ Art für das Fach zu begeistern. Dass ihm die Lehre besonders wichtig war äußert sich auch in seiner langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeit in der Sachverständigenkommission „Grundlagen der Pharmazeutische Biologie“ beim Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP, Mainz), durch die Glasl über lange Zeit auch auf bundesweiter Ebene die Lehrinhalte im Grundstudium der Pharmazeutischen Biologie mit beeinflussen konnte. Heinrich Glasl war bei allen Mitarbeitern und Kollegen –nicht zuletzt auf Grund seiner unverwechselbaren geradlinigen, manchmal sehr direkten, immer aber auch humorvollen Art- stets sehr beliebt und hoch angesehen. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand besuchte er noch oft das Institut, wo er bei ehemaligen Mitarbeitern und auch bei der „neuen Professorengeneration“ (A. Hensel als Nachfolger von A. Nahrstedt seit 2004, T. J. Schmidt als „sein eigener“ Nachfolger seit April 2005) immer ein gern gesehener –und gehörter- Gast war. Nach dem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand genoss Heinrich Glasl insbesondere die zahlreichen Reisen mit seinem geliebten Wohnmobil, die ihn oft wochenlang kreuz und quer durch Europa führten und bei denen er sich wohl so richtig frei fühlen konnte. Nach der Rückkehr wusste er über das Erlebte manchmal Spannendes, oft Amüsantes, immer aber Interessantes zu berichten und es war ihm anzumerken, wie sehr er dieses „freie Leben“ genoss. Wie schade, dass ihm hierfür nur so wenige Jahre Zeit blieben! Zusammen mit unzähligen Studierenden aus seiner aktiven Zeit, vielen ehemaligen und aktiven Kolleginnen und Kollegen an der Westfälischen Wilhelms-Universität sowie Mitarbeitern des Instituts für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie werden wir Heinrich Glasl stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Münster, den 12. November 2012
Prof. Dr. Thomas J. Schmidt, Prof. Dr. Andreas Hensel