LEHRE HOCH N
Dr. Jutta Rach ist bei bundesweitem "Bologna-Netzwerk" dabei
Dr. Jutta Rach
Foto: WWU - Vieler
Dass ein älterer Student einen jüngeren in einer Lerngruppe betreut, ist nicht ungewöhnlich. Dass alle Studierenden eines Fachs diese Aufgaben als festen Bestandteil ihres Studiums übernehmen, ist dagegen selten. Der Fachbereich Biologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) setzt dieses Prinzip seit Jahren erfolgreich um. Hinter der Realisierung des Konzepts steht federführend Diplombiologin Dr. Jutta Rach. Für ihr Engagement wurde sie nun belohnt: Sie wurde ausgewählt, an dem bundesweiten Weiterbildungs- und Netzwerkangebot "Lehre hoch n" teilzunehmen. Das einjährige Projekt wird von der Universität Hamburg, der Alfred-Töpfer-Stiftung F.V.S. und der Nordmetall-Stiftung durchgeführt und im Rahmen der Initiative "Bologna - Zukunft der Lehre" von der Mercator-Stiftung und der "VolkswagenStiftung" gefördert.
„An 'Lehre hoch n' teilnehmen zu dürfen, ist eine Auszeichnung", sagt Jutta Rach, die aus 117 Bewerbern ausgewählt wurde, gemeinsam mit 32 anderen Führungskräften in Wissenschaft und akademischem Management. In fünf zweitägigen Workshops werden die Teilnehmer gemeinsam mit renommierten Referenten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über Fragen und Probleme der Lehre und über neue Lernformen diskutieren und nach Lösungen suchen. Dabei werden auch Experten aus dem europäischen Ausland moderne Konzepte vorstellen, die beispielsweise in den Niederlanden oder in Dänemark bereits umgesetzt werden.
Im Fachbereich Biologie der WWU sind bereits seit sieben Jahren zwei Studiengänge miteinander verzahnt: Studierende des "Bachelor-of-Science"-Studiengangs Biowissenschaften leiten im dritten und vierten Semester jeweils zu zweit Lerngruppen. Dabei trainieren sie unter anderem die Fähigkeiten, im Team zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen - Schlüsselkompetenzen, die im Berufsleben gefragt sind. Studierende des lehramtsorientierten Studiengangs "Zwei-Fach-Bachelor Biologie" profitieren im ersten und zweiten Semester als Teilnehmer der Lerngruppen. Sie erhalten von ihren erfahrenen Kommilitonen Unterstützung dabei, Lerninhalte zu verstehen und aufzuarbeiten.
"Es ist nicht einfach, die Leistungen der Lerngruppen-Leiter objektiv zu beurteilen. Gerade das müssen wir aber, da es sich um studienrelevante Leistungen im Rahmen der sogenannten Schlüsselkompetenz-Module handelt", so Jutta Rach, die die überfachlichen Module leitet und die Studierenden betreut. "Wir haben ähnliche Probleme wie Lehrer bei der Verteilung von Kopfnoten." Von dem Projekt "Lehre hoch n" erhofft sich die 41-Jährige Anregungen, die im Fachbereich Biologie umgesetzt werden können und die Lehre weiter verbessern. "Meine Expertise gebe ich dann gern auch innerhalb der Universität weiter - so könnten auch andere Fachbereiche von unseren Erfahrungen profitieren", sagt sie.
Auch über die Universität hinaus sollen dauerhafte Netzwerke zwischen Hochschulen geknüpft werden, die erfolgreiche Konzepte weitertragen. "Gleichzeitig wollen wir das 'peer supervision'-Prinzip, nach dem in der Wissenschaft Experten die Arbeit von Kollegen begutachten, auch in der Lehre einführen. Ein kritischer Blick von Fachleuten anderer Hochschulen würde dazu beitragen, gegenseitig Schwachstellen zu erkennen", beschreibt Jutta Rach ihre Zukunftsvision. Auch die Studierenden sollen mitreden. Für Juli 2010 plant der Fachbereich Biologie in Anlehnung an den WWU-weiten "Bologna-Tag", der im Januar stattfand, eine gleichnamige Veranstaltung. Dabei sollen alle Studierenden des Fachbereichs wieder die Gelegenheit haben, konkrete Verbesserungsvorschläge zur Lehre einzubringen.
Informationen zum Programm "Lehre hoch n"