Bände in Vorbereitung

Ab Band 107 erscheinen die Asia Minor Studien bei De Gruyter (Berlin).

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106 Cover
© Habelt Verlag

Kaunos, eine antike Hafenstadt in Karien an der Grenze zu Lykien im Südwesten der heutigen Türkei, war über Jahrhunderte ein zentraler Knotenpunkt für Handel, Religion und Kultur. Im Fokus dieser Untersuchung steht das Heiligtum des Basileus Kaunios und des Apollon, das als sakrales, wirtschaftliches und politisches Zentrum der Stadt eine Schlüsselrolle spielte.
Die Publikation bietet eine umfassende architektonische Analyse des Heiligtums, beleuchtet seine Bauphasen, Funktionen und den Kontext in der Stadtgeschichte von Kaunos. Ergänzt wird die Untersuchung durch neue archäologische Erkenntnisse, die zwischen 2012 und 2019 gewonnen wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Heiligtum spätestens im 7. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurde und im 4. Jahrhundert v. Chr., unter der Herrschaft der Hekatomniden, seine Blütezeit erlebte. Auch in der hellenistischen und römischen Kaiserzeit blieb es ein zentraler Ort, dessen wirtschaftliche und religiöse Bedeutung durch Inschriften, Statuenbasen und Monumentalisierungen belegt ist.
Durch die Verbindung von architektonischen, wirtschaftlichen und kulturellen Perspektiven liefert dieses Werk neue Einblicke in die Rolle des Heiligtums innerhalb der Stadtentwicklung von Kaunos.
 

AMS 105 Cover
© Habelt Verlag

Ob und gegebenenfalls wie sich die Herrschaftsstrukturen in Karien in klassischer und hellenistischer Zeit in den materiellen Hinterlassenschaften konkretisieren, ist eine seit langem diskutierte Forschungsfrage. Ein besonderes Handicap bildet dabei die Datierungsproblematik, da die meisten Anlagen – seien diese nun Gehöfte, Turmgehöfte, Tetra-, Tri- oder Dipyrgia oder andere kleine und große Wehranlagen – nur selten genauer als zwischen der archaischen und der hellenistischen Periode einzuordnen sind. Doch ab wann wäre dann in Karien mit einem ›mixed settlement pattern‹ zu rechnen und wie stark gestuft war in den verschiedenen Epochen die Siedlungshierarchie? Wann treten die frühesten Dynastensitze auf? Wann die frühesten Turmgehöfte? Was hat dazu geführt, dass Wohlhabende seit dem 4. Jh. v. Chr. (?) auf dem Land außerhalb geschlossener Siedlungen Turmgehöfte errichteten, die im Laufe der Zeit größer und mächtiger wurden? Gab es bereits in klassischer oder hellenistischer Zeit ein System der ›absentee landlords‹? Oder betrachteten die Eigentümer großer Turmgehöfte diese als Lebensmittelpunkt?
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden stichprobenartig über 100 Objekte in Karien ermittelt, die überwiegend als Kastelle, Wacht- und Signaltürme gelten. Nach ihrer Bauweise lassen sich drei Kategorien antiker Türme unterscheiden: Lehmziegeltürme auf zumeist niedrigem Steinsockel; Türme, deren Erdgeschoss aus Stein besteht, die weiteren Stockwerke jedoch aus Lehmziegeln oder Stampflehm, sowie Türme, die zur Gänze in Stein errichtet sind. Bei keinem der Türme – gleich welcher Kategorie – ergaben sich Hinweise auf eine Funktion als Signalturm, Leuchtturm oder Straßenwachtposten. Vielmehr handelt es sich in der überwiegenden Mehrzahl um Turmgehöfte und in einer Reihe von Fällen, in denen die Türme besondere Sicherheitslagen einnehmen, um die Burgen lokaler Dynasten. Aufwändige Gräber und Grabbauten bei den Türmen bezeugen nicht nur deren ›zivilen‹ Charakter, sondern auch, dass sie den Lebensmittelpunkt ihrer Eigentümer bildeten und diese nicht als ›absentee landlords‹ in einem entfernten urbanen Zentrum residierten.
Anscheinend kam es im Laufe der Entwicklung von der Klassik zum Hellenismus zu einer immer stärkeren Konzentration des Grundbesitzes, die einzelne Großbauern und Großgrundbesitzer zur Errichtung immer aufwändigerer Türme befähigte, sie aber gleichzeitig zwang, diese zunehmend in besonders geschützter Lage zu errichten. Allen Vorstellungen, dass die Türme im 5., 4. oder 3. Jh. integrale Bestandteile eines übergreifenden, staatlich organisierten ›overall communication system‹ zur Kontrolle des Landes oder von Straßen, zur Demarkation von Grenzen oder gar als Signaltürme bildeten, ist aber zu widersprechen.
Spätestens seit klassischer Zeit herrschte in Karien eine gemischte Siedlungsstruktur vor, die Gehöfte, Streusiedlungen, befestigte Siedlungen mit Burgen als Dynastensitz, Fluchtburgen und Zentralorte umfasste. Ausgeprägte regionale Besonderheiten der Siedlungsformen sind bislang nur auf der Bodrum-Halbinsel und in der Chora von Iasos festzustellen. Dazu gehören vor allem die ›lelegischen‹ Blockhäuser und die typisch ›lelegischen‹ Compounds, die offenbar selbständigen Hirtensippen als Behausung und Stallung dienten.

Ams 104 Cover
© Habelt Verlag

Der vorliegende 104. Band der Reihe Asia Minor Studien ist der erste in einer Reihe von Publikationen, in denen nicht die Einzelfunde, sondern der archäologische Befund in situ auf dem Dülük Baba Tepesi im Zentrum der Betrachtung steht. Dieser Befund wurde in etlichen Kampagnen zwischen 2001 und 2015 feldarchäologisch erschlossen. Veröffentlicht werden hier die Ergebnisse, die die vorkaiserzeitlichen Epochen des Heiligtums betreffen. Dass der Kult des Jupiter Dolichenus, dessen Zentralheiligtum auf dem Dülük Baba Tepesi lokalisiert wird, auf altorientalische religiöse Vorstellungen des südostanatolischen-nordsyrischen Wettergottes zurückgeht, ist in der Religionswissenschaft seit langem unbestritten. Daher war eines der Ziele der Grabungen zwischen 2001 und 2015 die Eruierung der eisenzeitlichen,
vorhellenistischen Wurzeln des Kultes. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Ursprünge des Kultes auf dem Dülük Baba Tepesi bis in das 9. Jh. v. Chr. zurückreichen. Die vorhellenistische Eisenzeit gilt nun als erste große Blütezeit des Heiligtums, als der Kult des hier verehrten Wettergottes bereits eine überregionale Bedeutung erlangte.
Die eisenzeitlichen und zu einem großen Teil auch die hellenistischen Befunde konzentrieren sich im Nordwesten des zentralen Gipfelplateaus. Hier wurden drei Bauperioden ermittelt. In den Bauperioden I–II bestand das Mauerwerk aus einem Bruchsteinsockel mit Lehmziegelaufmauerung, die in der altorientalischen Bautradition steht. Im Hellenismus fand mit der Bauperiode III ein entscheidender Wandel statt, als eine Quaderbauweise die traditionellen Baustrukturen ablöste. Diese wurden aber nicht vollständig entfernt, sondern in einem erheblichen Umfang in die neuen Quaderfundamente integriert. Die mit den Bauperioden I–III korrelierenden Kulturschichten können anhand einer grundlegenden Keramikanalyse in die jeweiligen Epochen datiert werden. Die weiteren Funde, besonders die altorientalische Glyptik und die archäozoologischen Funde, runden das Bild eines Heiligtums ab, das nur vor dem Hintergrund einer Kontinuität altvorderasiatischer religiöser Vorstellungen verständlich wird.